BFC-Trainer Christian Benbennek.
BFC-Trainer Christian Benbennek. Matthias Koch

Berlin Ein Trainer ohne Team ist wie ein Fisch ohne Wasser. Er zappelt herum und kommt doch nicht richtig vom Fleck. Ein klein bisschen geht es Christian Benbennek (47), dem Coach des Regionalligisten BFC Dynamo, auch so. Er steht stellvertretend für viele Übungsleiter im höherklassigen Amateurbereich.

„Wenn ich nicht arbeiten kann, werde ich verrückt“, hatte Benbennek mal in kleiner Runde gesagt. Gemeint hatte er da die Arbeitslosigkeit. Zu der ist er durch die Aussetzung des Spielbetriebs jetzt auch zwangsverdonnert. Beschäftigungslos ist er aber dennoch nicht.

„Ich telefoniere täglich mit Peter Meyer (Wirtschaftsratsboss des BFC/d.Red.) oder wir schreiben uns Nachrichten“, berichtet Benbennek. Über Whats-App-Gruppen ist er mit dem Rest des Funktionsteams in ständigem Austausch.

Trainingspläne gilt es zu erarbeiten und stetig auszubauen, damit sich seine Mannschaft quasi im Homeoffice fit halten kann. Bis zum 19. April ist das Sportforum, die Trainingsstätte, vorerst gesperrt.

Kein Blick aufs Handy

Dazu musste der Umgang mit dem Corona-Fall Philip Schulz ausdiskutiert werden. Bislang der einzige Infizierte beim BFC. „Philip geht es ziemlich gut. Er ist in Quarantäne und zeigt keine besonderen Symptome. Durch das Aussetzen des Trainings hatte er ja zuletzt auch keinen Kontakt mit der Mannschaft“, berichtet der Chefcoach der Weinrot-Weißen. Und das Ende der Quarantäne naht für den 27-Jährigen.

Eine Spur der Erleichterung schwingt da mit. Wer weiß, ob sich das Virus daran hält, dass es für junge, gesunde Menschen selten tödlich ist. Doch daran mag Benbennek gar nicht erst denken. Die Nachrichten, die derzeit auf alle hereinprasseln, sind auch so schon schlimm genug. „Ich mag am Abend am liebsten nicht mehr aufs Handy schauen“, meint Benbennek, der im heimischen Niedersachsen die Zeit über sich ergehen lässt.

In seiner Bude, in der er in der Hauptstadt lebt, wäre ihm allein die Decke auf den Kopf gefallen. „Berlin ist mir eh zu hektisch, zu groß. Hier kann ich in der freien Natur spazieren gehen oder lesen“, so Benbennek. Derzeit schmökert er in Mario Puzos „Der letzte Pate“. Doch irgendwann ist auch das spannendste Buch ausgelesen. „Das Schlimmste ist, dass man derzeit so fremdbestimmt ist. Man kann einfach nichts beeinflussen“, sagt Benbennek. Ob die Krise am Ende auch was Gutes hat? „Das System Fußball mit seinen aberwitzigen Ausgaben ist schon lange krank. Profis ganz oben verdienten immer besser, ohne dass die Qualität der Spiele besser wurde“, findet Benbennek. Selbst Dritt- und Viertligisten mussten den von Spielerberatern befeuerten Tanz um das goldene Kalb gezwungenermaßen mitmachen.

„Die Sponsoren haben derzeit doch auch alle richtig zu kämpfen. Da geht es auch ums nackte Überleben. Die Wirtschaft geht den Bach runter. Das Geld wird bei denen nicht mehr so locker sitzen für ihre Leidenschaft Fußball“, glaubt der Fußballlehrer.

In der Regionalliga müssten ebenso Arbeitsplätze gesichert werden wie im Profizirkus, bis der Ball wieder rollt. Nur da ist alles viel schwieriger. In den Ligen unterhalb der DFL sei eben alles eng genäht, da leben die Klubs täglich von der Hand in den Mund. Große Polster kann da keiner anhäufen.

Benbennek mahnt: „Der Fußball wird auf dem Prüfstand stehen. Wenn der DFB sich da nicht richtig um seine Vereine kümmert, dann ist er nach der Krise womöglich nicht mehr der größte Sport-Verband der Welt.“