Bellingham wittert Betrug: BVB-Star attackiert Berlins Skandal-Schiri Felix Zwayer
Ein umstrittener Elfmeterpfiff sorgt für den 3:2-Sieg des FC Bayern in Dortmund. Im Fokus steht der 2004/05 in den Wettskandal um Robert Hoyzer verwickelte, aber rehabilitierte Unparteiische.

Der Frust beim BVB sitzt nach der knappen wie bitteren 2:3-Pleite im Topspiel gegen den FC Bayern verständlicherweise tief. Verdammt tief. Dortmunds Mittelfeldmann Jude Bellingham wittert sogar Betrug, attackiert Berlins Skandal-Schiedsrichter Felix Zwayer.
Der erst 18 Jahre alte Engländer war auch noch Minuten nach Abpfiff außer sich, schimpfte vor den Mikrofonen des norwegischen Senders Viaplay Fotball über den entscheidenden Elfmeterpfiff, der Bayern im rasanten Duell den 3:2-Sieg bescherte: „Für mich war das kein Elfmeter. Hummels schaut nicht einmal zum Ball und er kämpft um ihn.“
Dann folgt der Satz, über den ganz Fußball-Deutschland diskutiert. Bellingham: „Man kann sich viele andere Entscheidungen in diesem Spiel anschauen. Man gibt einem Schiedsrichter, der zuvor schon mal Spielverschiebung gemacht hat, das größte Spiel in Deutschland – was erwartet man da?“
Zwayer kam als Kronzeuge davon

Hintergrund: Zwayer gehörte 2005 als damals 19 Jahre alter Unparteiischer zu den Kronzeugen im Fall des verurteilten Schiedsrichters Robert Hoyzer, der Spiele manipuliert hatte. Zwayer half, den Manipulationsskandal aufzudecken. Dabei gestand er, als Linienrichter einmalig 300 Euro von Hoyzer angenommen zu haben. Zur Spielmanipulation sei es aber nicht gekommen. Der DFB verurteilte Zwayer 2006 stillschweigend zu sechs Monaten Spielsperre. Erst 2014 wurde das Urteil öffentlich. Darin heißt es: Es sei „davon auszugehen, dass Felix Zwayer dem ersten Anwerbeversuch Robert Hoyzers nicht in der von einem redlichen Schiedsrichter zu erwartenden Art und Weise widersprochen und das Geld entgegengenommen hat“.
Während Hoyzer und andere Komplizen in den Knast wanderten, gilt Zwayer als rehabilitiert, stieg bis zum Fifa-Schiri auf, wenngleich nicht nur viele Fans darüber den Kopf schütteln, dass er weiterhin auf Top-Ebene pfeifen darf.
Graefe stellt Zwayers Integrität infrage
Einer seiner schärfsten Kritiker ist der ebenfalls aus Berlin stammende Schiri Manuel Graefe, der seine Pfeife diese Saison mit 48 Jahren altersbedingt an den Nagel hängen musste. Graefe wiederholte im Sommer: „Wer einmal Geld angenommen und Hoyzers Manipulation ein halbes Jahr verschwiegen hat, sollte keinen Profifußball pfeifen.“

Auch mit Zwayers Leitung im Topspiel ist Graefe nicht einverstanden: „Man kann sich nicht immer die Argumente gegen einen Elfmeter zurechtlegen und dann in der Szene nimmt man die Argumente für einen Elfmeter. Mal ist der Schiedsrichter rausgegangen, mal nicht. Es fehlte die Balance in dem Spiel.“
Bellingham droht Sperre
Zwayer selbst stellte sich noch am Abend den Fragen der Reporter: Er sei beim Handspiel von Mats Himmels von Video-Assistent Tobias Welz auf eine „unnatürliche Handhaltung“ hingewiesen worden. Nach Sichtung der Bilder habe er Elfmeter gepfiffen und ließ damit BVB-Coach Marco Rose vor Wut kochen – insbesondere weil Zwayer 20 Minuten zuvor beim elfmeterwürdigen Foul von Lucas Hernandez an Marco Reus auf die Videobilder verzichtete (und Wells nicht intervenierte). Rose: „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll. Er sieht es nicht, aber dann haben wir die Möglichkeit, noch mal rauszugehen und es zu überprüfen.“
Fakt ist: Bellingham droht Ärger. Der DFB ermittelt, prüft seine Aussage „auf ihre sportstrafrechtliche Relevanz“. Zwayer war zwar in den Hoyzer-Skandal verwickelt, hat aber offiziell nie ein Spiel verschoben. Fakt ist aber auch: Dem DFB fällt der Skandal auch 16 Jahre später noch auf die Füße. Statt den sportlichen Schlagzeilen, die dieses unglaublich rasante Duell verdient hätte, wird mal wieder nur über den Schiedsrichter diskutiert.
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