Hans Lindberg wischt mit dem Trikot den Ball sauber.
Hans Lindberg wischt mit dem Trikot den Ball sauber. Foto: City-Press

„Stille Nacht“ oder „O Tannenbaum“ können die Berliner Handball-Füchse in diesem Jahr nur am Heiligen Abend mit ihren Familien singen. „Am 25. und 26. trainieren wir, denn am 27. ist Leipzig Gast in der Max-Schmeling-Halle. Wir wollen an der Tabellenspitze bleiben, dafür müssen wir etwas tun“, erklärt Trainer Jaron Siewert.

Die Füchse wollen also weiter beißen, zumal nach Leipzig eine vierwöchige WM-Pause bevorsteht. Acht Füchse werden beim Turnier in Schweden und Polen in die verschiedenen National-Trikots ihrer Länder wie Dänemark, Schweden, Serbien, Montenegro und Deutschland schlüpfen. Ein Comeback feiert dabei der unverwüstliche Däne Hans Lindberg.

Er sorgte entscheidend dafür, dass sich die Füchse zumindest ein bisschen in der bisher nicht gekannten Situation als Bundesliga-Herbstmeister wälzen können. „Schließlich brachte die 29 Punkte nicht der Weihnachtsmann“, weist Kapitän Paul Drux auf die Qualitäten seines Teams hin.

Füchse-Fans huldigen Lindberg: „Der Hans, der Hans, der Hans, der kann’s!“

Als Gallionsfigur der Hauptstädter kristallisiert sich immer deutlicher Hans Lindberg heraus. Die Fans huldigen in der Max-Schmeling-Halle bei jedem Spiel dem Dänen mit dem Ruf: „Der Hans, der Hans, der Hans, der kann’s!“

Der dänische Weltmeister wirft das siebente Jahr in Folge immer die meisten Tore für die Füchse. Mit 108 Treffern trug der Rechtsaußen auch wieder ein gerüttelt Maß zur Herbstmeisterschaft bei. In der vergangenen Saison erhielt der Superoldie den Pokal für 243 Tore als bester Torschütze der Liga. Für die Füchse ist das keine Basis für die Zukunft. Einen neuen Vertrag boten sie dem 41-Jährigen nicht an. Der Edelhandballer lässt es sich nicht anmerken, dass er sauer ist.

Dabei verkündete Sportvorstand Stefan Kretzschmar noch im Sommer: „Hans Lindberg ist für mich ein Phänomen. Er ist unfassbar effektiv und eine unglaublich wichtige Persönlichkeit für unsere Mannschaft. Er ist wie ein guter Wein, ich habe das Gefühl, er wird jedes Jahr noch besser.“ Ähnlich äußerte sich auch Füchse-Manager Bob Hanning. Aber Vertrag? Denkste! Dabei klinkte er im letzten Spiel der Herbstserie in Gummersbach Hans zehnmal ein.

Füchse-Trainer Jaron Siewert sieht für Lindberg keine Grenzen

„Wenn Hans gesund bleibt, kann er schier Unglaubliches für die Geschichtsbücher schaffen. Er kann den Tor-Rekord knacken und sogar noch verbessern“, kennt Trainer Jaron Siewert seinen Star. Als bester Torjäger aller Zeiten steht in der Bundesligastatistik der Südkoreaner Kyung–Shin Yoon mit 2905 Treffern zu Buche, gefolgt vom Dänen Lars Christensen (2875 Tore). Bereits am 27. Dezember könnte Christensens exklusive Position wackeln. Mit 2866 Toren hat sich Lindberg auf Wurfweite von neun Toren an seinen Landsmann herangepirscht. Wenn Hans weiter treffsicher bleibt, ist auch die Torjägerspitze aller Zeiten drin. Schließlich fehlen bis ganz nach oben nur 39 Tore und 17 Spiele liegen noch vor den Berlinern. Wer einem solchen Spieler keinen Vertrag gibt, der muss es dicke haben.

Lindberg ist natürlich von seinen Chefs enttäuscht. Er sieht keine Probleme, auch mit 42 noch in den Wurfkreis der Gegner zu fliegen: „Früher war meist mit Anfang 30 Schluss. Das hat sich geändert, denn das Training wurde ebenso verbessert wie die Ernährung. Dazu ist die Reha nach einer Verletzung weit besser als noch vor 15 Jahren. Wenn man ordentlich lebt, kann man als Leistungssportler durchaus bis in die Vierziger durchhalten. Als Außenstürmer bekommst du ohnehin nicht ganz so viele Schläge wie in der Mitte ab.“

Dänemark nominiert Lindberg für die WM im Januar

Das wissen auch die Dänen, deshalb ist Hans bei der WM im Januar dabei. Er wird also seine Bilanz von 277 Länderspielen auch mit 41 weiter aufpolstern.

Die Lindbergs, das sind neben Hans Ehefrau Jeanette Nielsen die beiden Söhne. Aron ist viereinhalb Jahre, Karl-Philipp 18 Monate alt. Die Familie fühlt sich in Berlin wohl. „Ich muss nun überlegen, ob ich in Deutschland bleibe oder zurück nach Dänemark gehe“, denkt Lindberg über seine Zukunft nach.

Über mangelnde Angebote muss sich der Rechtsaußen bei seiner Treffsicherheit eher keine Gedanken machen. Auch, wenn er am 1. August seinen 42. Geburtstag feiert. Hans bekam schließlich von seiner Mutter, eine isländische Fuß- und Handball-Nationalspielerin, eine Menge Talent mit in die Wiege gelegt.

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