Millionen Verluste
Zoo- und Tierpark-Chef rechnet vor: So hart trifft uns die Corona-Krise
Zu wenig Besucher, enorme Einußen: Direktor Andreas Knieriem muss die eiserne Reserve angreifen und ein wichtiges Bauprojekt verschieben, um die hohen Kosten für die zwei Tiergärten bezahlen zu können.

Trotz Lockdown dürfen Zoo und Tierpark öffnen. Das ist auch die einzige gute Nachricht. Denn die Corona-Krise hat die beiden Berliner Tiergärten hart getroffen, die nun in diesem Jahr mit enormen Einnahmeeinbußen zu kämpfen haben. Die Erlöse aus den Ticketverkäufen fehlen, um die laufenden hohen Betriebskosten der Einrichtungen decken zu können. „Um sie zu kompensieren, müssen wir bereits auf unsere Ersparnisse der vergangenen Jahren zurückgreifen, die eigentlich für Bauvorhaben eingeplant waren“, sagt Direktor Andreas Knieriem im KURIER-Gespräch.
Das sei nun im Zoo der Fall. „Dort wollten wir 2021 die Planungen für die Umgestaltung des Hauses und der Außenanlagen für die Primaten angehen“, sagt Knieriem. „Ein neues, zeitgemäßes Zuhause für die Menschenaffen ist uns besonders wichtig. Das Gebäude ist alt und dringend sanierungsbedürftig.“ Man könne davon ausgehen, dass das Vorhaben einige Millionen Euro kosten werde, die der Zoo ohne Zuschüsse aus eigener Tasche bezahlt. „Da wir aber nun mit den Rücklagen unsere Verlusten abdecken müssen, wird sich dieses Projekt womöglich verschieben.“

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Knieriem versichert, dass andere Bauvorhaben trotz Corona noch wie geplant weiterlaufen. Sie werden zwar ebenfalls aus Eigenmitteln, aber auch aus staatlichen Fördermitteln finanziert. Dazu gehört das neue 20 Millionen Euro teure Nashornhaus im Zoo. Abstriche werde man auch nicht am geplanten Umbau des Dickhäuterhauses im Tierpark machen, der etwa 35,4 Millionen Euro kosten wird. Gleiches gelte für die künftige Himalaya-Anlage, die ab 2021 auf dem Areal in Friedrichsfelde entstehen soll. Auch diese Projekte werden mit Geldern von Bund und dem Land Berlin gefördert.
Wie hoch genau die Verluste sind, die Tierpark und Zoo durch die Corona-Pandemie entstanden, kann Knieriem derzeit noch nicht beziffern. Sicher ist, dass sie in die Millionen gehen werden. Allein die Versorgung der etwa 30.000 Tiere in den Tiergärten und dem Aquarium betragen zusammen, mit den Kosten für Strom und Wärme, täglich 140.000 Euro. Daher sind die Besucher diese Einrichtungen die wichtigste Einnahmequelle, um diese Ausgaben wieder einzuspielen.

Vergangenes Jahr klappte das noch sehr gut. Etwa 1,7 Millionen Besucher kamen in den Tierpark. Der Zoo konnte sogar mit 3,7 Millionen Gästen einen neuen Rekord aufstellen. „Damit gehörte der älteste Tiergarten Deutschlands zu den meistbesuchten Zoos der Welt“, sagt Knieriem. Doch davon ist man 2020 wegen Corona weit entfernt. „Über das gesamte Jahr haben wir große Einbußen zu verzeichnen. Alleine im Zoo fehlen uns derzeit rund 90 Prozent der Gäste“, schätzt der Chef der beiden Tiergärten.
Noch zu Jahresbeginn rechnete man vor allem im Zoo mit einem Besucheransturm. Denn im Februar wurden die Panda-Zwillinge Pit und Paule erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Doch dann kam die Corona-Krise. Die Tiergärten mussten sechs Wochen lang im ersten Lockdown schließen. Die Tierhäuser, wie das sanierte und umgebaute Alfred-Brehm-Haus in Friedrichsfelde oder das Aquarium im Zoo, blieben sogar bis zum Sommer zu.
Der coronabedingte Besucherrückgang habe vor allem den Zoo hart getroffen, so Knieriem. „Zwar kommen in beiden Tiergärten gleichermaßen noch die Berliner, in deren Gunst besonders der Tierpark sehr hoch liegt. Daher steht er auch in der Corona-Krise noch recht stabil da“, sagt der Direktor. „Anders ist es dagegen beim Zoo. Der Großteil der Besucher, die hierher kommen, sind die vielen Berlin-Touristen, für die der Zoologische Garten mit seinen Tieren und den historischen Anlagen eine große Attraktion ist. Und die blieben nun wegen Corona in diesem Jahr weg.“

Erschwerend kommt dazu, dass jetzt im zweiten Lockdown wieder die Tierhäuser in den beiden Berliner Anlagen schließen mussten. Darunter auch das Aquarium, das für tägliche Einnahmen von 20.000 Euro sorgt. Das zahlte sich besonders in der kalten Jahreszeit aus. „Mit den Einnahmen konnten wir in der Vergangenheit die Einnahmeverluste des Zoos abdecken und die dortigen Betriebskosten kompensieren, wenn im Herbst und Winter erfahrungsgemäß weniger Besucher in den Zoologischen Garten kamen“, sagt Knieriem. Das ginge nun nicht mehr.
Jetzt dient das Aquarium als Aushängeschild für eine Spendenaktion, mit der die Berliner den Zoo in Corona-Zeiten unter dem Motto „Staatshilfe für die Ameisen“ unterstützen können. Gemeint sind die im Aquarium gezeigten Blattschneideameisen. Ihr „solidarisches Zusammenleben ist das beste Beispiel dafür, dass man mit einem kleinen Beitrag Großes bewirken kann“, heißt es in der Kampagne. Auch im Tierpark läuft eine Hilfsaktion, bei der man mit einer Spende ab fünf Euro dazu beiträgt, die Heizkosten für die Anlage der Nacktmulle zu bezahlen.

Die Hilfsbereitschaft der Berliner, die bereits mit Tierpatenschaften und Spenden den Zoo und den Tierpark in der Vergangenheit unterstützten, weiß Direktor Knieriem sehr zu schätzen. „Jeder Cent kann uns gerade in dieser Zeit weiter helfen“, sagt er.
Welche weiteren Auswirkungen die Corona-Krise für beide Tiergärten haben wird, sei völlig offen. „Das alles hängt auch davon ab, wie lange der Lockdown noch dauert, wann der Impfstoff da sein wird und die Infektionszahlen zurückgehen werden.“ Angesprochen auf eine denkbare Erhöhung der Eintrittspreise, um so ein Teil der Verluste für Zoo und Tierpark abdecken zu können, sagte Knieriem: „Wir haben in diesem Jahr die Preise nicht erhöht und es auch nicht vorgehabt. Was die Zukunft bringen wird, kann ich noch nicht sagen.“