Ticketpreise explodieren

Lollapalooza & Co.: SO teuer wird der Festival-Sommer 2023

Umsonst und draußen – solche Festivals gibt es vielerorts. Doch wer viele große Bands sehen will, muss viel ausgeben. Die Ticketpreise ziehen kräftig an.

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Besucherinnen und Besucher beim Lollapalooza-Festival im Olympiapark in Berlin. So sah es im vorigen Jahr aus.
Besucherinnen und Besucher beim Lollapalooza-Festival im Olympiapark in Berlin. So sah es im vorigen Jahr aus.Martin Müller/imago

Fans großer Musikfestivals müssen in diesem Sommer tiefer in die Tasche greifen. Wegen steigender Kosten haben viele Veranstalter die Ticketpreise zum Teil kräftig angehoben. Auch in Berlin.

Manche Leute werden in diesem Sommer möglicherweise weniger Open-Air-Spektakel besuchen oder vielleicht ganz auf diese verzichten. Denn der Festivalbesuch wird teurer. Trotzdem rechnen die großen Veranstalter wieder mit Zehntausenden Feiernden in diesem Jahr.

Das Lollapalooza in Berlin hat eigenen Angaben nach die Ticketpreise um 10 Euro erhöht und gleichzeitig aber mehr Tickets verkauft als zur selben Zeit im Vorjahr. Da das Festival aber erst im September veranstaltet werde, sei es noch zu früh für eine Prognose, sagt Sprecherin Marlene Ryba. Bemerkbar mache sich auf jeden Fall, dass die Besucherinnen und Besucher Tickets spontaner kauften als vor der Pandemie. Das 2-Tage-Ticket kostet in diesem Jahr regulär 189 Euro, das Teen-Ticket 119 Euro.

Um etwa 30 Prozent könnten die Ticketpreise durchschnittlich gestiegen sein, schätzt Stephan Benn vom Kulturverband Liveinitiative NRW. Eine genaue Übersicht gebe es aber nicht. „Die Veranstalter sehen sich derzeit mit einer Reihe zusätzlicher Kosten konfrontiert“, sagt er. Besonders stark schlagen ihm zufolge die höheren Löhne zum Beispiel für Techniker, Sicherheitsdienst und Gastronomiepersonal zu Buche.

Hunderttausende junge Leute pilgern jedes Jahr zu Musik-Festivals in ganz Deutschland.
Hunderttausende junge Leute pilgern jedes Jahr zu Musik-Festivals in ganz Deutschland.Charles Yunck/imago

Dazu kommen laut Bernd Schweinar vom Verband für Popkultur in Bayern steigende Kosten für Energie und Technik sowie höhere Gagen. Trotzdem dürften die Veranstalter nicht alle gestiegenen Kosten auf die Kundinnen und Kunden abwälzen, fordert er. Denn das schade der Branche. „Der Effekt wird sein, dass immer teurere Großkonzerte das Budget schmälern, das Konzertbesucher dann für kleinere Festivals und Konzerte nicht mehr haben.“

300 Euro für drei Tage Festival-Sommer

Bis zu 300 Euro kostet ein Ticket für drei Tage Rock im Park in Nürnberg, das am kommenden Wochenende zeitgleich mit seinem Zwillingsfestival Rock am Ring in der Eifel über die Bühne gehen wird. Das sind etwa 70 Euro mehr als im vergangenen Jahr. „Wir haben Preissteigerungen von 45 Prozent in vielen Bereichen“, sagt Sprecherin Carolin Hilzinger. Diese anderweitig aufzufangen, sei nur bedingt möglich.

Im Vergleich zu vor fünf Jahren seien die Lebenshaltungskosten um 30 Prozent gestiegen – das gelte auch für die Ticketpreise, ergänzt Matt Schwarz vom Rock-am-Ring-Veranstalter Dreamhaus. Die Tagestickets seien dagegen günstiger als vergangenes Jahr.

Rund 70 Bands werden bei den beiden Rock-Festivals spielen, darunter Größen wie Die Toten Hosen, Kings of Leon und Foo Fighters. Trotzdem könnten weniger Besucherinnen und Besucher kommen als im vergangenen Jahr.

Von etwa 60.000 Feiernden gehen die Veranstalter bei Rock im Park aus, von mehr als 70.000 bei Rock am Ring. Im vergangenen Jahr waren es noch 75.000 beziehungsweise 90.000. Als Gründe nennt Hilzinger einen späteren Vorverkaufsstart und die gestiegenen Ticketpreise in Kombination mit den hohen Lebenshaltungskosten. „Da überlegen die Leute, was sie sich privat leisten.“

Auch das Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air hat seine Preise erhöht: von 239 Euro im vergangenen Jahr auf 299 Euro. Allerdings bekommen die Fans dafür vier statt drei Tage Festivalprogramm. Bisher musste der vierte Tage gesondert dazugekauft werden, wie Veranstalter Thomas Jensen sagt. Innerhalb von fünf Stunden gingen über 83.000 Tickets weg – das Festival sei damit ausverkauft.

Hurricane und das Schwesterfestival Southside, die Mitte Juni zeitgleich in Niedersachsen und Baden-Württemberg steigen, sind dem Veranstalter zufolge ebenfalls nahezu ausverkauft. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ticketpreise um 30 Euro beziehungsweise 10 Euro auf 249 und 259 Euro. Damit werde nur ein Bruchteil der Mehrkosten an die Gäste weitergegeben, sagt Sprecher Jonas Rohde.

Festival-Sommer trotzdem gefragt

Dass, obwohl die Eintrittspreise für Musikfestivals ständig steigen, viele Menschen immer noch dorthin pilgern, hat verschiedene Gründe:

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Künstlerisches Erlebnis: Musikfestivals bieten ein einzigartiges künstlerisches Erlebnis, bei dem Fans ihre Lieblingskünstler live erleben können. Die Möglichkeit, mehrere Bands und Künstler an einem Ort zu sehen, ist für viele Menschen sehr attraktiv.

Gemeinschaft und Atmosphäre: Musikfestivals schaffen eine besondere Atmosphäre und bieten die Möglichkeit, Teil einer größeren Gemeinschaft von Musikfans zu sein. Die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen, gemeinsam Musik zu genießen und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen, zieht viele Menschen an.

Vielfalt des Programms: Festivals bieten oft eine breite Palette von Musikgenres und Künstlern. Dadurch haben Besucher die Möglichkeit, neue Musikrichtungen und Künstler zu entdecken, was für viele ein attraktives Element ist.

Erlebniswert und Zusatzangebote: Musikfestivals bieten oft mehr als nur Musik. Sie können auch eine Vielzahl anderer Aktivitäten und Angebote wie Kunstausstellungen, Workshops, Food-Stände, Campingmöglichkeiten und interaktive Installationen umfassen. Dieses Gesamterlebnis kann den Besuchern einen Mehrwert bieten.

Einmalige Gelegenheiten: Einige Festivals bieten besondere Auftritte oder Reunion-Konzerte von Bands oder Künstlern, die nur selten auftreten. Dadurch entsteht ein Gefühl der Exklusivität und der Möglichkeit, etwas Einmaliges zu erleben, was viele Menschen dazu motiviert, die höheren Eintrittspreise zu akzeptieren.