Tierpfleger Kay Kieselbach in der Kühlkammer - hier werden die Schildkröten zum Überwintern einquartiert.
Tierpfleger Kay Kieselbach in der Kühlkammer - hier werden die Schildkröten zum Überwintern einquartiert. Foto: Berliner KURIER / Sabine Gudath

Manch einer hat Bier im Kühlschrank, Eier, Wurst und Käse – im Berliner Tierheim wird die Kühlkammer dieser Tage mit ganz anderen Dingen gefüllt: Im Exotenhaus treten derzeit die Schildkröten ihre Reise in die Winterzeit an: Sie werden untersucht, herausgeputzt – und anschließend bis zum Frühjahr in einer Kühlzelle verstaut, wo sie bei Temperaturen von fünf Grad Celsius in Starre überwintern.

Rund 120 Schildkröten leben momentan im Exotenhaus auf dem Gelände in Falkenberg – darunter rund 100 Wasserschildkröten und 20 Landschildkröten. „Die Tiere landeten aus unterschiedlichen Gründen bei uns“, erklärt Tierpfleger Kay Kieselbach, der sich um die Bewohner des Exotenhauses kümmert. „Manche wurden gefunden, andere von ihren Besitzern abgegeben, weil diese plötzlich keine Zeit oder kein Geld mehr hatten, sich um die Tiere zu kümmern.“

Vor dem Umzug in die Kühlkammer werden die Tiere gewogen und untersucht.
Vor dem Umzug in die Kühlkammer werden die Tiere gewogen und untersucht. Foto: Berliner KURIER / Sabine Gudath

Seit fast neun Jahren ist Kieselbach der Betreuer der Exoten, liebt den Job zwischen Schlangen, Geckos und Spinnen. „Jedes Reptil hat eigene Anforderungen und Ansprüche – und die Artenvielfalt ist beeindruckend“, sagt er. „Schon das Aussehen der Tiere ist spannend, viele sind bunt und hübsch gezeichnet. Und es macht Spaß, jedem Tier ein eigenes, kleines Biotop im Terrarium zu errichten.“ Über das Jahr bewohnen die Schildkröten eine Außenanlage mit Teichen – doch wenn die Temperaturen dauerhaft unter zehn Grad Celsius fallen, werden sie umgesiedelt.

Jede Schildkröte wird geputzt, damit keine Keime ins Winterquartier gelangen.
Jede Schildkröte wird geputzt, damit keine Keime ins Winterquartier gelangen. Foto: Berliner KURIER / Sabine Gudath

Jedes Jahr beginnt die Arbeit etwa gegen Mitte oder Ende Oktober. „Dann werden die Schildkröten entwurmt, geputzt, gewogen und von unseren Tierärzten untersucht. Die Kollegen schauen unter anderem nach Verletzungen des Panzers und Entzündungen“, sagt der 28-Jährige. Die Kühlzelle ist derweil schon vorbereitet, „denn Schildkröten verbringen die kalte Jahreszeit in der Winterstarre“, sagt der Pfleger.

Die Schildkröten überwintern im Kühlhaus bei 5 bis 6 Grad

Sie werden in Wasserbottiche gesetzt, darin gerade so viel Wasser, dass der Panzer bedeckt ist. „Dem Wasser geben wir schwarzen Tee bei, weil er eine desinfizierende Wirkung hat. Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass der Panzer über den Winter nicht austrocknet.“ Die Landschildkröten landen in Behältern mit Erde und Rindenmulch. Diese Bottiche kommen dann in die Kühlzelle, werden hier bei fünf bis sechs Grad Celsius in mehreren Schwerlastregalen gelagert.

Angekommen im Winterquartier: So verbringen die Schildkröten bei 5 Grad Celsius die kalte Jahreszeit.
Angekommen im Winterquartier: So verbringen die Schildkröten bei 5 Grad Celsius die kalte Jahreszeit. Foto: Berliner KURIER / Sabine Gudath

Draußen überwintern können sie nicht, denn: „Die Teichanlagen, die wir auf dem Gelände haben, sind nicht dafür ausgelegt“, sagt Kieselbach. „Grundsätzlich könnte man die Tiere schon im Außenbereich lassen, aber dann müssten die Teiche eine entsprechende Tiefe haben und so ausgestattet sein, dass sie nicht zufrieren.“ Während der Winterzeit wird alle zwei bis drei Wochen ein Wasserwechsel in den Bottichen durchgeführt – und wenn die Außentemperaturen im Frühjahr wieder dauerhaft über 15 Grad steigen, werden die Tiere aus der Winterstarre geholt, wieder im Außenbereich des Tierheims angesiedelt.

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Dann geht auch die Schildkröten-Vermittlung wieder los - denn auch diese Tiere suchen ein neues Zuhause. „Grundsätzlich vermitteln wir Wasserschildkröten allerdings nur an Menschen, die eine Teichhaltung garantieren können – und Landschildkröten an Tierhalter mit Garten. In jedem Fall brauchen sie ein eingezäuntes Gebiet, denn auf 2000 Quadratmetern Land findet man sie nie wieder.“