Menschen genießen an einer Badestelle am Tegeler See den Sommer. 
Menschen genießen an einer Badestelle am Tegeler See den Sommer.  Britta Pedersen/dpa

Das Landesamt für Gesundheit rät bei anhaltend warmen Wassertemperaturen zu mehr Vorsicht an Berlins Badestellen. Denn es sei nicht auszuschließen, dass sich im flachen Wasser Mini-Larven von Würmern tummelten. Sie heißen Zerkarien und sind nicht zu sehen. Wenn sie Menschen befallen, kann das unter anderem zu Hautreizungen führen, sagte Sprecherin Silvia Kostner.

Starke Regenfälle im Sommer bringen etwas Abkühlung, doch sie bedeuten nicht nur Entspannung für die Natur. Berlins Mischwasserkanalisation im Zentrum kann die Wassermengen dann oft nicht fassen und läuft über. Durch Einschwemmungen, unter anderem von Pflanzenresten, Dreck und Fäkalien, fehlt es vor allem in Berliner Kanälen und anderen träge fließenden Gewässern an Sauerstoff. Das kann ein Fischsterben begünstigen. Doch auch Berlins Badestellen sollte man wegen Verunreinigungen nach Starkregen besser meiden und für wenige Tage lieber in Schwimmbäder ausweichen, besonders mit kleinen Kindern, rät Kostner.

Baden an Berliner Seen: Wasserqualität wird regelmäßig geprüft

Bisher gab es in diesem Sommer wenig Bedenken für Berlins See- und Flussbadestellen. Die Wasserqualität wird regelmäßig überprüft. Einschränkungen gab es zuletzt nur für den Flughafensee wegen einer starken Vermehrung von Blaualgen. Diese Art von Cyanobakterien, die eher grün als blau schimmert, bildet sich durch zu viele Nährstoffe im Wasser. Beim Baden kann eine zu hohe Konzentration von Blaualgen Hautreizungen und Übelkeit auslösen. Zu rechnen sei mit einem verstärkten Auftreten von Blaualgen im warmen Wasser meist ab Ende Juli, sagte Kostner.

Die Mischwasserkanalisation in der Berliner Innenstadt kann starke Regenfälle schwer verdauen. Das bringt auch Probleme an Berlins Badestellen mit sich, wie hier im Strandbad Plötzensee.
Die Mischwasserkanalisation in der Berliner Innenstadt kann starke Regenfälle schwer verdauen. Das bringt auch Probleme an Berlins Badestellen mit sich, wie hier im Strandbad Plötzensee. imago/Kathrin Schubert

Kaum messen lässt sich dagegen ein Zerkarien-Vorkommen im Wasser. Das kann es zumeist an flachen Stellen geben, die mit Wasserpflanzen bewachsen und von Schnecken besiedelt sind. Denn die Wurmeier gelangen mit Vogelkot ins Wasser und können im Uferbereich Schnecken infizieren. In ihnen können Zerkarien gedeihen, die dann als Larven ausschwärmen, um ihre natürlichen Wirte - Wasservögel - wiederzufinden.

Dabei kann es aber auch passieren, dass Badende befallen werden. Zerkarien bohren sich dann in die Haut und sterben kurze Zeit später ab. Möglich sind dann kleine rote Flecken auf der Haut, die leicht jucken. Bei sensibler Haut kann es auch zu Quaddeln und starkem Juckreiz kommen. Manchmal ist dann sogar ein Hautarzt gefragt.

Zur Vorbeugung helfen laut Landesamt wasserfeste Sonnenschutzmittel und ein kräftiges Abrubbeln mit dem Handtuch nach dem Bad. Nasse Badekleidung sollte sofort ausgezogen werden. Nachweise von Zerkarien-Befall gab es in den Vorjahren bereits an der Krummen Lanke und am Großen Müggelsee.

Problem an den Badestellen von Menschen gemacht

Ein Problem an den Badestellen sei aber allein von Menschen gemacht, ergänzte Kostner. Liegengelassene Müllberge lockten Ratten an, die dann unter anderem die Strände verkoteten. Und manche Ratten baden auch gern.

Nach starken Regenfällen machen in Berliner Gewässern sofort nützliche Bakterien ihre Arbeit und zersetzen das Eingeschwemmte. Dafür brauchen sie aber Energie und Sauerstoff. Der fehlt dann mitunter den Fischen. Vor allem nachts, wenn Bakterien keine Photosynthese betreiben und damit auch keinen Sauerstoff neu produzieren können.

„Vor zwei Wochen haben wir rund 2000 Kilo tote Fische eingesammelt“, berichtet Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung. Das sei aber wenig im Vergleich zu früher. Denn zwischen Mai und September fährt nachts ein Belüftungsschiff durch Berlin. Ganz vermeiden lasse sich das Fischsterben dennoch leider nicht, sagte Ehlert. Den eingewanderten Sumpfkrebsen als neuen Wasserbewohnern mache der Sauerstoffmangel dagegen gar nichts aus. „Die halten einfach den Kopf über Wasser.“