Mama und Papa sind ins Smartphone vertieft. Für das Kind kann das frustrierend sein –  und  die Bindung zu den Eltern verschlechtern.
Mama und Papa sind ins Smartphone vertieft. Für das Kind kann das frustrierend sein – und die Bindung zu den Eltern verschlechtern. Foto: imago images/Panthermedia

Eine Mutter schaut in der S-Bahn auf ihr Handy, während ihr Baby im Kinderwagen vergeblich ihren Blick sucht. Auf dem Spielplatz sitzen Eltern auf der Bank und sind mit ihren Smartphone beschäftigt, anstatt auf die Dreijährige zu schauen, die von der Rutsche aus beifallheischend zu ihnen hinüberblickt. Alltagsszenen – die aber Folgen für die Entwicklung und die Bindungsfähigkeit der Kleinen haben können.

Smartphones beeinflussen Eltern-Kind-Interaktion und somit die Entwicklung des Kindes

Das lässt sich aus dem sogenannten Still-Face-Experiment schließen. Da forderten Forscher beispielsweise Mütter auf, mit plötzlich versteinertem Gesicht nicht mehr auf ihr Baby zu reagieren. Resultat: Die Babys gerieten in großen Stress und versuchten mit Strampeln, Armwedeln und schließlich Weinen die Zuwendung der Mutter wiederzubekommen. „Ähnliche Reaktionen könnte der ständige Blick aufs Smartphone auslösen. Säuglinge könnten resignieren, weil die Lebendigkeit der Mimik fehlt und permanent dem Smartphone zugerichtet ist“, sagen Schweizer Forscherinnen, unter ihnen Agnes von Wyl. Sie hat gerade an der Züricher Hochschule für Angewandte Psychologie eine Studie abgeschlossen zur Smartphone-Nutzung der Eltern und dem Einfluss auf die Eltern-Kind-Interaktion und somit auf die Entwicklung des Kindes.

„Wenn das Kind eine sichere Bindung hat, dann sucht es immer wieder den Kontakt“, weiß Sabina Pauen, Entwicklungspsychologin an der Universität Heidelberg. Hat die Mutter aber einen teilnahmslosen Blick – etwa weil sie das Kind wegen des Handys dauernd ignoriert – dann stelle man bei diesen Kindern schon im Alter von vier Monaten fest, dass sie den Blick vermeiden. „Sie lernen, „es ist unangenehm, wenn die Mutter nicht zurückschaut, also schaue ich lieber nicht hin“, erklärt die Forscherin. „Schon ganz kleine Kinder resignieren dann.“

Das sieht Till Reckert, Kinderarzt und Medienreferent im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ähnlich. „Die kleinen Kinder erleben etwas, das sie mutmaßlich nicht verstehen: Die erwachsene Bezugsperson ist körperlich da, seelisch aber nicht.“ Er hat auch „Sorgen, wenn die heute sehr früh an das Handy gewöhnte Generation Eltern wird.“ Denn je mehr das Handy „angewachsen“ sei, desto eher behindere es bei der nötigen Präsenz für die Kindererziehung der nächsten Generation.