Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Senf und Mostrich ?
Scharf sind sie beide, gesund auch. Die Würzpaste aus gemahlenen Senfkörnern darf in keiner Küche fehlen. Wir lüften ihre Geheimnisse

In Frankreich wird der Senf knapp, wie gut dass es noch Mostrich gibt. Aus dem Witz unter Kollegen wird die ernsthafte Frage: gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen beiden? Und: Hat Mostrich wirklich etwas mit Most zu tun? Bei der Recherche zeigt sich: Senf ist ein geheimnisvolles Gewächs mit langer Tradition.
Ein erster Blick ins Wörterbuch zeigt: „Senf“ ist ein Gewürz, das aus den Samenkörnern des Schwarzen , Braunen und Weißen Senfs hergestellt wird. Für Speisesenf werden die Senfkörner gemahlen und mit Essig, Wein und anderen Gewürzen vermischt
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Beim Eintrag „Mostrich“ findet sich eine ganz ähnliche Erklärung: „Mostrich“ ist eine scharfe Würzpaste aus den zermahlenen Samen des Schwarzen, Braunen oder Weißen Senfs. Merke: Mit Senf kann auch die Pflanze oder das Korn gemeint sein. Mostrich oder auch Mostert ist die Paste, die aus Senfkörnern gemacht wird. Aber es wird noch spannender.
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Im 13. Jahrhundert kreierten vor allem die Franzosen in der für ihren Senf bekannten Stadt Dijon neue Senfmixturen.
Die Dijoner Spezialität bestand darin, Senf nicht mit Essig, sondern mit dem Saft unreifer Trauben oder mit Most anzusetzen, weiß man in der Monschauer Senfmühle. Daher stammt der Name - lat. mustum ardens - brennender Most. Daraus entstanden das französische Wort für Senf „Moutarde“, das engl. „Mustard“ und schließlich auch unser „Mostrich“ bzw. „Mostert“. Dijon-Senf ist also eigentlich Mostrich.
Den Senf dazu geben - oder den Mostrich?
In der Welt des Senfs ist es damit aber noch nicht genug. Zahlreiche Redensarten gibt es: „Gib nicht immer deinen Senf dazu“ - das dürften einige schon gehört haben.
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Die Berliner Redensart „eenem Mostrich uff die Titten streichen“ — jemanden etwas verleiden — hat ihren Ursprung im Niederdeutschen — „eenem Semp up de Titt smeeren“ — und bezieht sich auf die Entwöhnung des Kindes von der Mutterbrust. Diese wurde mit Senf bestrichen, um dem Säugling durch den scharfen Geschmack das Trinken abzugewöhnen. Aua.

Wer hat den Senf erfunden?
„Mit Senf würzten schon im vierten Jahrhundert v. Chr. die Griechen Salate, Fisch- und Gemüsegerichte. Die Würzpaste von der Insel Zypern galt damals als die feinste Sorte. Das erste überlieferte Senfrezept stammt von Palladius aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert. Er vermischte zerstoßene Senfkörner mit Honig, Olivenöl und Essig. Selbst in der Bibel ist von der Paste schon die Rede. Von den Griechen übernahmen die Römer das neue Gewürz.
In Mitteleuropa wurde Speisesenf erst über 1200 Jahre später bekannt. Danach setzte allerdings eine wahre Senfsucht ein.“, heißt es auf der Webseite von Georgsenf, einer Senfmühle. Sogar Reichskanzler Otto von Bismarck gestand, dass er nichts lieber äße als Frankfurter Würstchen mit Senf. Zahlreiche Rezepte kommen nicht ohne ihn aus, Eier in Senf-Soße, Boulette, Kartoffelsalat, Rouladen, Rostbrätl, Dressing und Co.

Senf als Heilpflanze
Senf ist neben dem kulinarischen Genuss auch eine Heilpflanze. Bei Brust- und Herzbeschwerden sollen Senfwickel helfen. Gelbe Senfkörner werden hierbei gemahlen (gibt es auch schon als fertiges Pulver) und mit lauwarmen Wasser zu einem Brei verrührt. Der Brei wird auf die betroffenen Stellen gestrichen und mit einem Tuch umwickelt. Senfwickel sollen den festsitzenden Schleim in den Atmungsorganen lösen.
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Für Senfbäder, wie beispielsweise Fußbäder gegen Fieber, oder Sitzbäder gegen Unterleibsbeschwerden, wird frisches Senfmehl mit lauwarmen Wasser verrührt. Der daraus entstandene Brei sollte daraufhin 30 Minuten ziehen, damit sich alle Wirkstoffe entfalten können. Zuletzt wird der Brei dann in das warme Badewasser gegeben. Das Senfgrün wird im Frühjahr gerne zum Entschlacken eingenommen, und nach heutigen Forschungsergebnissen besitzt der Senf außerdem eine antibiotische Wirkung.