Bier allein macht nicht dick. Es kommt darauf an, was man dazu isst.
Bier allein macht nicht dick. Es kommt darauf an, was man dazu isst. Quelle: dpa/Hörhager

Der Wochenendeinkauf steht an. Was kommt auf die Liste? Von klein auf an wird uns die richtige Ernährung eingetrichtert. Ernährungs-Gurus erklären uns, wovon man nicht zu viel, wovon man nicht zu wenig und wovon man am besten gar nichts essen und trinken soll. Experten, die sich oft gegenseitig widersprechen. Wir gehen 7 Ernährungsmythen nach, auf die wir immer wieder reinfallen.

Bier macht dick: Stimmt so nicht. Jedenfalls nicht dicker, als wenn Sie Milch oder Orangensaft trinken. 100 ml Bier haben 40 bis 50 kcal, Orangensaft und Milch liegen bei ca. 45 kcal. Spanische Forscher haben herausgefunden, was dabei wirklich dick macht: Die fettigen Snacks, die Biertrinker oft dazu essen. Deshalb bekommen englische Biertrinker laut der Untersuchung einen Bierbauch, spanische aber nicht. Die ernähren sich besser und bewegen sich mehr.

Superfood hat Heilwirkungen: Chiasamen, Moringa-Pulver oder Arganöl werden seit einigen Jahren als Lebensmittel angepriesen, deren Verzehr gesünder macht. Die teuren Zutaten sollen Wunder gegen Erkältungen, Alzheimer, Krebs oder Falten wirken, gut fürs Herz oder den Darm sein. Manfred Kriener, Gründungs-Chefredakteur des Magazins „Slow Food“, watscht die Zaubermittel in seinem Buch „Leckerland ist abgebrannt“ (Hirzel-Verlag) ab. Arganöl aus Marokko habe keinerlei Vorzüge gegenüber heimischen Nuss- oder Leinölen. Und die aus China eingeführten Gojibeeren verlieren durch die Trocknung zwar ihre Vitamine, nicht aber ihre Pestizidbelastung. Auch das Moringa-Pulver ist oft pestizidbelastet.

Fisch ist gesund: Hier gibt es ein großes Ja, aber. Denn immer mehr Fisch kommt aus Aquafarmen. Wie etwa der bei uns sehr beliebte Lachs. Da wird nicht nur Antibiotika eingesetzt, um Läuse zu bekämpfen, die die Fische in der Enge bekommen. Nein, der Lachs wird auch immer öfter mit Soja gefüttert, weil das billiger ist als Fischfutter, wie Manfred Kriener berichtet. Folge: Das macht dem Raubfisch Verdauungsbeschwerden und der Anteil der wertvollen Omega-3-Fettsäuren sinkt. Kräftig rot bleibt der Lachs trotzdem –  dank Pigmenten, die dem Futter beigemengt werden.

Obst und Gemüse schützen gegen Krebs und Herzinfarkt: Fünf Portionen am Tag sollen die Lebenszeit deutlich verlängern. Die europaweit angelegte EPIC-Studie, an der in Deutschland das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke beteiligt war, fand keinen signifikanten Einfluss des Verzehrs von Obst und Gemüse auf das Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch für einen Schutz vor anderen Erkrankungen fand sich kein Beleg. Die Maxime „5 mal täglich Obst und Gemüse“ entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Kochsalz ist ungesund. Einige Experten empfehlen, nicht mehr als fünf Gramm Salz am Tag zu sich zu nehmen, um den Blutdruck nicht zu erhöhen und das Schlaganfallrisiko zu senken. Studien konnten das nicht belegen. Forschungen des kanadischen Population Health Research Institute zeigen, dass nur ein täglicher Verbrauch von mehr als 12,5 Gramm Salz das Risiko erhöhen würde. Aber so viel nimmt kein Mensch bis auf in wenigen Regionen  Chinas zu sich. In Deutschland kommen Männer im Schnitt auf zehn und Frauen sogar nur auf 8,4 Gramm Kochsalz pro Tag.

Je mehr Vitamine, desto besser. Jeder dritte Erwachsene in Deutschland greift zu Nahrungsergänzungsmitteln. Aber zu viel kann hier gefährlich werden. Denn bei fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) führt eine langanhaltende Überdosierung sogar zu Gesundheitsproblemen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom Krebszentrum der Universität of Colorado: Die Zufuhr künstlicher Vitamine erhöhe sogar das Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken - bei Zufuhr von Vitamin E erkrankten mehr Männer an Prostatakrebs, mit Vitamin A bekamen mehr Raucher Lungenkrebs.

Zu viel Eier machen das Herz-Kreislauf-System krank. Eier sind reich an biologisch hochwertigem Protein und weiteren essenziellen Nährstoffen wie fettlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen. Gleichzeitig ist das Eigelb fett- und cholesterinreich. Ein Ei von etwa 60 Gramm enthält 240 mg Cholesterin. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung lassen sich nach Auswertung von Studien aber weder eindeutig negative, noch eindeutig positive Auswirkungen des Eierverzehrs feststellen und deshalb auch keine konkrete Verzehrmenge für Eier ableiten.

Bio hat mehr Vitamine. Dafür gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege. Ein Apfel mit Bio-Label hat nicht mehr Vitamine als ein ganz normaler Apfel. Aber: Dafür stecken in Bio-Obst und -Gemüse viel weniger Schadstoffe, z. B. 100-mal weniger Pestizide, also Mittel gegen Insektenbefall.