„Ich muss ständig grübeln, ob wir mit dem Virus klarkommen“
Saison und WM abgesagt: So leiden die Eisbären Marcel Noebels und Kai Wissmann ohne Eishockey.

Berlin - Seit Sonnabend ist endlich auch amtlich, was alle Eishockey-Profis eigentlich längst wussten. Die WM ist abgesagt, somit stehen die EHC-Cracks vor einem schier endlosen Sommer ohne ihren Lieblingssport.
Für Marcel Noebels (28) waren schon die ersten zwei Wochen eine Qual. „Ich denke immer noch, dass ich gleich los zur Halle müsste“, sagt der erfolgreichste EHC-Scorer der Hauptrunde. „Ich würde auch einfach noch gerne spielen, um nicht ständig darüber nachzudenken, ob wir mit dem Virus klarkommen.“
Der Saisonabschluss war auch abseits des Eises überstürzt. Weil die Kollegen aus Kanada und den USA zügig nach Hause wollten, saß die komplette Mannschaft an dem Abend zum letzten Mal zusammen, als die Play-offs abgesagt wurden. „Als die Nachricht von Donald Trump kam, dass die US-Grenzen bald zu sind, hatten einige Panik, dass sie nicht mehr heim kommen“, erinnert sich Verteidiger Kai Wissmann (23).
Noebels verbringt Zeit mit Rocky
Dass es keine Abschiedsparty mit den Fans geben wird, war schnell klar. Und auch das Abschlussgespräch mit den Vorgesetzten entfiel teilweise. „Ich habe nur kurz mit Stéphane Richer telefoniert, wir wollen einen Kaffee trinken, wenn sich die Lage hoffentlich entspannt hat“, erzählt Noebels.
Ohne Play-offs und ohne eine WM stellt sich die Frage, wie man den Zwangsurlaub sinnvoll nutzen kann. Anders als Handballer oder Fußballer, die immer noch darauf hoffen, dass die Saison weitergeht, ist bei den Eishockey-Profis der Stecker gezogen. Die Höhepunkte von Wissmanns Alltag bestehen nun aus Spaziergängen und Kochsessions mit der Freundin. „Ich wäre auch froh, wenn ich irgendwann meine Eltern in Schwenningen besuchen könnte.“
„Ich wäre auch froh, wenn ich irgendwann meine Eltern in Schwenningen besuchen könnte.“
Kai Wissmann
Kollege Noebels versucht, die überschüssige Zeit zu nutzen, um sein Haus am Stadtrand auf Vordermann zu bringen. „Während der Hauptrunde ist doch einiges liegengeblieben“, erzählt er, „vor allem der Garten muss ein bisschen gepflegt werden.“ Zum Glück hat er auch noch Rocky, einen Golden-Retriever-Rüden. „So komme ich jeden Tag an die frische Luft.“
Wissmann sorgt sich um seine Form
Sehr bald wird sich für die Profis die Frage stellen, wie sie die Form nicht verlieren. „Eigentlich ist der Plan, dass wir am 24. April mit dem Sommertraining beginnen“, sagt Wissmann. Bis dahin ist Kreativität gefragt. „Der Kraftraum im Sportforum ist genauso zu wie Fitnessstudios“, weiß er. Noebels ist da besser dran, er hat im Keller einen Trainingsraum.
Auch da denkt er immer wieder an die vergangene Saison zurück. „Ein paar Spielszenen habe ich besonders im Kopf“, sagt Noebels, „es ist immer schön, wenn im Spiel mal klappt, wofür du so hart trainiert hast.“ Sein Tor nach einem Alleingang zum 1:1 beim späteren 2:1 gegen Schwenningen Ende Januar ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. „An knappe und entscheidende Tore erinnert man sich sowieso länger.“
Davon muss er noch lange zehren. Denn noch werden viele Wochen vergehen, bevor die EHC-Profis wieder wirbeln.