Restaurant-Mitarbeiterin Aline hält im Fenster des Drive-In-Schalters in Klaistow eine Papiertüte mit Schnitzel und Spargel.
Restaurant-Mitarbeiterin Aline hält im Fenster des Drive-In-Schalters in Klaistow eine Papiertüte mit Schnitzel und Spargel. Foto: dpa 

Würde man die Sauce Hollandaise in den zwei großen Pappbottichen wirklich komplett aufessen, man wäre bis nach Pfingsten satt. Im Spargel Drive-in des Spargelhofs Kremmen meint man es gut mit den vorbeifahrenden Kunden. Mitten in der Spargelzeit hat das Corona-Virus die beliebten Restaurants der Höfe in Kremmen, Klaistow und Co. ausgebremst. Doch die Spargelbauern haben aufgerüstet und kurzerhand Drive-in Angebote eingerichtet. „Einmal Spargel mit Schnitzel, Petersilienkartoffeln und Hollandaise-Sauce, bitte.“ To go.

Am Wochenende zur Mittagszeit ist die Autokarawane nicht zu übersehen. Ein Wagen nach dem anderen reiht sich in Kremmen in die Schlange ein, um das edle Saisongemüse zu ergattern. Ganz großes Autokino ist das hier. Doch mit ein wenig Geduld und Mucke aus dem Radio vergeht die Wartezeit, bis die Menükarte auf einem Aufsteller ins Blickfeld rückt, fix. Spargel, Schnitzel und Kartoffeln kosten 16,95 Euro erfahren wir (in Klaistow übrigens auch), mit Hähnchen oder Schinken macht es einen Euro weniger. Spargelsuppe für 6,95 ist zwar nett gemeint, aber wir wollen, wie die meisten hier, heute mehr.

Am ersten Fenster angekommen, surrt die Scheibe runter, die Bestellung aufgegeben und bezahlen, heißt es. Dann den ersten Gang rein, weiter rollen zur zweiten Luke. „Hunger“, rufen die Kinder jetzt energisch von den Rücksitzen. Prompt reichen freundliche Hände in Handschuhen zwei Tüten mit Warmhalteboxen herüber, Besteck gibt es nicht – und das wird später noch für etwas Aufregung sorgen.

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Kunden kommen sogar extra aus Berlin

Der Spargelhof in Kremmen ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Berliner. „Es schmerzt uns alle sehr, dass gerade zum Beginn der schönsten Zeit des Jahres das Virus unser aller Leben derart verändert“, sagt Chef Malte Voigts. Dennoch: die Gesundheit geht vor. „Wir wären nicht wir, wenn wir nicht alle Hebel in Bewegung setzten, um aus der Situation das Beste zu machen.“ Die Idee für einen Drive-in gebe es in Kremmen schon länger, erklärt Frank Buthmann, Gastrochef am Spargelhof, jetzt habe man die Gelegenheit genutzt und es sei sehr gelungen.

 Gekocht werden die Gerichte wie auch sonst in der Restaurantküche, per Auto in Thermoboxen werden sie dann zum Verkaufszelt gebracht. „Eine logistische Herausforderung“, so Buthmann. Denn die Nachfrage sei riesig, die Resonanz enorm. Inzwischen kämen Kunden sogar aus der Hauptstadt, um sich ein fertiges Spargelmenü zu gönnen. „Hier sind schon welche auf einem Pferd und mit einem Traktor durch“, erzählt Buthmann. Sogar eine Kundin mit Rollator sei schon da gewesen. Für alle gilt, hat man das Ackergold erbeutet, muss man schleunigst das Weite suchen. Der Verzehr auf dem Hof ist nicht erlaubt. „Wir komplementieren die Kunden dann vom Hof, sonst kriegen wir Ärger mit dem Ordnungsamt“, so Buthmann.

Im Wageninneren breitet sich ein verführerischer Duft aus, als der Deckel der Box kurz gelupft wird. „Gemein“, raunt der Fahrer, der nun ein lauschiges Plätzchen zum Verzehr suchen soll. An einem Waldweg halten wir an und breiten die Picknickdecke aus. Es dampft das Schnitzel, goldgelb liegen die Kartoffeln, der Spargel glänzt und die Vöglein singen. Um uns herum Heidelbeeren, Moos, keine Menschenseele und – kein Besteck.

Corona macht kreativ. Spargel kann man super in Sauce dippen, Vatis Fahrtenmesser erweist sich als schnitzeltauglich und die Kinder finden das Fingerfood-Picknick im Wald sowieso dufte. Wer es edler mag, nimmt sich das Tafelsilber und Servietten mit zur Spargel-Tanke in Brandenburg.

Spargelhof Kremmen, Groß-Ziethener Weg 2, Drive-in täglich 11 bis 18 Uhr.

Spargel- und Erlebnishof Klaistow, Glindower Straße 28 14547 Beelitz OT Klaistow, Drive-in täglich 11-19 Uhr