DDR-Museum wurde aufgelöst
Wie ich aus Versehen einen DDR-Schulschrank ersteigerte und was drin war
Tausende Exponate aus einem Dresdner DDR-Museum wurden am Wochenende unter großem Andrang versteigert. Für das Teil, das ich wollte, bekam ein anderer den Zuschlag. Stattdessen haben wir nun einen DDR-Physikschrank samt Inhalt erworben.

Unter großem Andrang sind am Samstag in Dresden die Ausstellungsstücke eines DDR-Museums versteigert worden. Unter den Hammer kamen rund 70.000 Exponate – von Plastebechern über Kittelschürzen bis hin zu Möbeln und Fahrzeugen wie je zwei Trabis und Wartburgs. Die Versteigerung erbrachte eine Zuschlagssumme von 174.590 Euro, wie der Chef des Auktionshauses, Stefan Günther, sagte. 95 Prozent der angebotenen Stücke seien verkauft worden.
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Unter den verkauften Stücken ist auch ein DDR-Schulschrank aus dem Physikunterricht. Der steht jetzt bei uns im Flur, anstelle des Kunstwerks, das ich eigentlich haben wollte. Auch ich habe mich im Vorfeld zur Auktion als Online-Bieter registriert. Ein kunstvolles Relief aus Kupferblech würde so richtig gut in die neue Küche passen, haben mein Mann und ich gedacht.
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Relief aus Kupferblech: Kunst aus der DDR
Gleich zu Beginn der Auktion sitzen wir also ein bisschen aufgeregt vor dem Rechner. Ein paar Hundert Euro würden wir für das Teil schon ausgeben. Laut Katalog schmückte das Relief einst einen Verkaufsraum oder eine Kultureinrichtung. Es wäre perfekt als Rückwand mit Geschichte für unsere Küche.
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Das Teil stand zum Verkauf, weil der Einzelhandelsunternehmer Peter Simmel seine DDR-Sammlung zur Versteigerung angeboten hatte. Immer weniger Menschen wollten sein DDR-Museum in Dresden besuchen. Eine Weitergabe des kompletten Bestandes an einen neuen Betreiber sei leider nicht gelungen.
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Doch das Interesse der Bieterinnen und Bieter sei sehr groß gewesen, sagte Auktionator Stefan Günther. „Ich bin überrascht, wie gut das gelaufen ist.“ Mehr als 400 Bieter seien am Samstag in Dresden vor Ort gewesen, dazu seien rund 1000 Gebote schriftlich abgegeben worden und etwa 1000 Bieter waren online dabei. Darunter seien auch acht andere DDR-Museen gewesen, sagte Günther. Und wir.
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Von morgens um 10 Uhr bis zum Abend versteigerte der Auktionator im Minutentakt die Exponate. Bei manchen kam man ins Staunen: Über 30 Euro zahlt einer für ein Pionierhalstuch? Ich hab auch noch eins hier liegen. Was will man bloß mit zig rosa und blauen Plastiktöpfen anstellen?
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Als unser Relief an der Reihe ist, nähern sich die Gebote schnell dem vierstelligen Bereich. Am Ende geht das Kupferblech für 1000 Euro weg. Wir sind vorher ausgestiegen.
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DDR-Objekte gingen bis nach Amerika
Jedes Auktionslos startete mit einem Preis von zehn Euro. Die Gebote schnellten bei vielen Objekten rasch in die Höhe. So erhielt zum Beispiel eine Granittafel mit der Aufschrift „Kulturbund der DDR – Dresdner Club der Intelligenz“ den Zuschlag für 1700 Euro. Laut Stefan Günther geht die Tafel an ein Wende-Museum in den USA.
Anja Kleinwächter und Max Wündig waren extra aus Plauen im Vogtland nach Dresden gekommen, um für ein Spielzeugauto, einen ferngesteuerten Polizei-Wartburg, zu bieten. Als Kind habe sie das Auto nicht bekommen und hätte es jetzt gern, begründete Kleinwächter ihr Interesse.
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Ein aus Magdeburg stammender Sammler ersteigerte zwei DDR-Computer für 150 und 160 Euro. Er lebe seit vielen Jahren in der Schweiz, sammele DDR-Gerätschaften und zeige sie dort auch Leuten. Ein Thema seiner Sammlung sei Robotron, der größte Computerhersteller der DDR. Davon seien nur noch ganz wenige Geräte verfügbar. „Das muss erhalten werden“, sagte er.
Mitropa-Tassen in DDR-Schulschrank
Die teuersten Stücke seien zwei Trabis und ein Lada gewesen, für die jeweils 6500 Euro geboten wurden, berichtete Auktionator Günther. Eine Konsumeinrichtung mit diversen alten Konservendosen und Schnapsflaschen sei für 5500 Euro weggegangen.

Da ist der alte Schulschrank aus dem Physikunterricht, der am späten Nachmittag unter den Hammer kommen soll, ja ein echtes Schnäppchen. Fast aus Jux gebe ich ein Gebot ab – mein Mann guckt entsetzt und prompt erhalte ich für 280 Euro den Zuschlag. Sie sind Höchstbietender, heißt es.
Nun steht das Teil, das einst in der Oberschule Reinhardtsgrimma stand, hier im Flur und erinnert mich an meine Schulzeit in der DDR. Physik habe ich gehasst, aber immerhin ging es da um Naturgesetze. Ich werde die Teile und Gerätschaften im Schrank, deren Verwendungszweck sich mir nicht immer erschließt, ausräumen und stattdessen Mitropa-Tassen hineinstellen.