Hätten Sie es gewusst?

Sieben Profis aus der DDR spielten für Hertha BSC in der Champions League

Für Herthas Fans sind die Abende in der Königsklasse vor 24 Jahren unvergessen. Was keiner mehr so schnell in Erinnerung hat, viele Spieler aus dem Osten waren dabei.

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Bezaubernde Champions-League-Abende mit Hertha BSC. Die blau-weiße Mannschaft schaffte es mit sieben Spielern aus der ehemaligen DDR in die Königsklasse.
Bezaubernde Champions-League-Abende mit Hertha BSC. Die blau-weiße Mannschaft schaffte es mit sieben Spielern aus der ehemaligen DDR in die Königsklasse.imago images/Contrast

Hertha BSC und die verpassten Chancen. Zwischen Mauerfall 1989 und Wiedervereinigung 1990 stiegen die Blau-Weißen nach tristen Jahren in der Zweiten Liga wieder in die Bundesliga auf. Mittendrin, aber nicht dabei, waren die damaligen Klub-Bosse, als es darum ging, die besten Fußballer der DDR zu kaufen. Dabei lag es so nah. Hertha stieg 1991 wieder ab und brauchte wiederum sechs Jahre, um ins Oberhaus zurückzukommen. Man hatte aus den Fehlern gelernt. 1999 schafften die Blau-Weißen unter Trainer Jürgen Röber das Wunder und spielten Champions League – mit sieben (!) ehemaligen DDR-Profis. Glauben Sie nicht? Hier sind sie:

Hendrik Herzog

Hendrik Herzog im Kopfballduell mit AC Mailands Oliver Bierhoff.
Hendrik Herzog im Kopfballduell mit AC Mailands Oliver Bierhoff.imago images/Contrast

Innenverteidiger Hendrik Herzog (54), heute Zeugwart bei den Blau-Weißen, wurde in Halle geboren, seit 1981 wurde er beim DDR-Rekordmeister BFC Dynamo ausgebildet. Fünf Jahre später spielte er in der DDR-Oberliga. Nach der Wende ging er 1991 zu Schalke 04, danach zum VfB Stuttgart. 1997 kam er zurück nach Berlin, zu Hertha. Mit dem eisenharten Abwehrspieler wurde der Einzug in die Königsklasse 1999 erst möglich.

Marko Rehmer

Herthas Marko Rehmer war als rechter Außenverteidiger pfeilschnell.
Herthas Marko Rehmer war als rechter Außenverteidiger pfeilschnell.imago images/Contrast

Der nächste Verteidiger der goldenen Hertha-Zeit war Marko Rehmer (51). Der gebürtige Ost-Berliner lernte das Fußballspielen beim 1. FC Union. Doch der befand sich seit 1993 wegen einer gefälschten Bankbürgschaft nach einer Lizenzverweigerung für die Zweite Liga in der Krise. 1997 entschied er sich dann zum damaligen Bundesligisten Hansa Rostock zu wechseln, zwei Jahre später ging er zu Hertha BSC und wurde dann auch ein blau-weißer Königsklassen-Held.

Sixten Veit

Herthas Sixten Veit wird von Sparta Prags Jiri Jarosik umgegrätscht.
Herthas Sixten Veit wird von Sparta Prags Jiri Jarosik umgegrätscht.imago images/Contrast

Da kommt wirklich Ostalgie auf, wenn man den Namen von Sixten Veits (53) erstem Jugendverein hört: Traktor Oberbobritzsch, ein kleiner Verein in Mittelsachsen, 11 Kilometer von Freiberg entfernt. Schnell war klar, dass der junge Sixten Talent für mehr hat. Kult-Trainer Hans Meyer holte ihn 1992 zum Chemnitzer FC. Drei Jahre später war der Defensivspezialist bei Hertha BSC und erlebte 1999/2000 die Sternstunden seiner Karriere in der Champions League.

Rene Tretschok

Rene Tretschok war ein ruhiger Spieler, doch auf dem Platz drehte der Mann aus Wolfen auf.
Rene Tretschok war ein ruhiger Spieler, doch auf dem Platz drehte der Mann aus Wolfen auf.imago images/contrast

Aus der Stadt Wolfen kamen nicht nur die Filme für den Fotoapparat, sondern auch ein echter stiller Star. Rene Tretschok (54) war begnadet an den Füßen. Von Chemie Halle (nach der Wende umbenannt in Hallescher FC) eroberte der offensive Mittelfeldspieler die Fußballwelt und ging 1992 zu Borussia Dortmund. Mit dem BVB wurde er 1997 Champions League-Sieger. Ein Jahr später kam er zu Hertha BSC und stürmte wieder in die Königsklasse.  

Michael Hartmann

Herthas Michael Hartmann im Spiel gegen Sparta Prag.
Herthas Michael Hartmann im Spiel gegen Sparta Prag.imago images/Contrast

Vor den Toren Berlins ist Michael Hartmann (49) geboren, in Hennigsdorf. In der Wendezeit gehörte er zu den begehrtesten Talenten, als er noch bei Stahl Brandenburg spielte. Kurz vor seinem 20. Geburtstag wechselte der Linksverteidiger 1994 zu Hertha BSC. Zweite Liga, Bundesliga, Champions League, dazu wurde er 2003 auch noch Nationalspieler unter dem damaligen Teamchef Rudi Völler. Als Nachwuchstrainer ist er genauso erfolgreich. Der FC Bayern warb ihn vergangene Saison ab.

Dariusz Wosz

Magie mit dem Ball! Herthas Zaubermaus Dariusz Wosz sorgte für Glanz.
Magie mit dem Ball! Herthas Zaubermaus Dariusz Wosz sorgte für Glanz.imago images/Contrast

Die Talentförderung in der DDR sorgte für mache Kuriosität. Dariusz Wosz (54) wurde zunächst in die Jugendauswahl des sozialistischen Staates im Eisschnelllauf berufen. Doch der 1,69-Meter-Mann galt dafür als zu groß. Sein Ausnahmetalent lag sowieso in seinen Füßen. Chemie Halle, dort spielte auch Tretschok, erkannte es und Wosz spielte ab 1986 für die Profis. Nach der Wende ging er 1992 zum VfL Bochum. Erst 1998 holte Hertha die Zaubermaus und damit einen Garanten des Erfolgs.

Andreas Thom

Als Routinier trumpfte Andy Thom für Hertha noch mal in der Königsklasse auf.
Als Routinier trumpfte Andy Thom für Hertha noch mal in der Königsklasse auf.imago images/Contrast

Er war der Jahrhundert-Spieler der DDR. Keiner war so schnell, so dribbelstark, so torgefährlich wie Andreas Thom (57). Er war auch der erste, der die DDR in der Wendezeit Richtung Bundesliga verließ. Leverkusens damaliger Manager Reiner Calmund fädelte unter abenteuerlichen Bedingungen des Sensationsdeal mit dem BFC Dynamo ein. Gerade mal einen Monat und drei Tage nach dem Mauerfall wechselte Thom, geboren in Rüderdorf, zu Leverkusen. Ab 1995 war er für Celtic Glasgow im Einsatz, dann schlug Hertha zu und holte den Ausnahmekönner 1998 an die Spree. Als Ü30-Spieler erlebte er noch mal den zweiten Frühling in Blau-Weiß. 

Sieben ehemalige DDR-Profis für Hertha in der Champions League. Und zum Schluss die Pointe. Herthas Kult-Trainer Jürgen Röber, der 1999/2000 das Wunder möglich machte, wurde auch in der DDR geboren. 1953 in Gernrode (Kreis Quedlinburg) im Harz. Als er drei Jahre alt war gingen seine Eltern 1956 in den Westen.

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