Wut über Wiedervereinigung
Regisseur Andreas Dresen: Der Osten wurde über den Tisch gezogen
Der Filmemacher ist anscheinend immer noch wütend, wie mit der untergegangenen DDR umgesprungen wurde.

Da ist aber mal jemand richtig sauer auf die Wiedervereinigung und holt aus zum Rundumschlag: Der Regisseur und Laienrichter am Verfassungsgericht Brandenburg, Andreas Dresen, hat die Umsetzung der Wiedervereinigung kritisiert. „Das ist ja nun mal Fakt, dass der Osten über den Tisch gezogen wurde, da muss man nicht mal an die Gerichte gucken. Es reicht ein genereller Blick darauf, wie Institutionen besetzt sind“, sagte Dresen der Märkischen Allgemeinen Zeitung.
Der in Gera geborene Filmemacher ist seit gut zehn Jahren am Verfassungsgericht Brandenburg, seine Amtszeit endete offiziell im vergangenen November. Weil eine Nachfolge aber nach wie vor aussteht, verlängerte er seine Zeit als ehrenamtlicher Laienrichter.
Keine Wiedervereinigung auf Augenhöhe
„Die Mehrzahl der Führungspositionen im Osten sind mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mit Westdeutschen besetzt. Selbst unsere Nazis kommen aus dem Westen. Wenn man sich die AfD anschaut, dann sind das doch vor allem Leute aus der alten Bundesrepublik“, sagte Dresen der Zeitung. „Das war keine Wiedervereinigung auf Augenhöhe, das war die feindliche Übernahme eines zusammengebrochenen Systems. Leider mit überwiegender Zustimmung von dessen Bürgern.“
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Der Regisseur sprach im Interview auch über seine bisherige Zeit am Verfassungsgericht. Den Aufwand für die Aufgabe als Laienrichter habe er vollkommen unterschätzt. „Meine ersten zwei Jahre waren wirklich, wirklich hart! Ich habe Tage in der Bibliothek des Verfassungsgerichts verbracht und die wissenschaftlichen Mitarbeiter mit Fragen gelöchert.“
Verfassungsrichter auf Vorschlag der Linken
Bekannt wurde Dresen mit Filmen wie „Nachtgestalten“, „Sommer vorm Balkon“ und „Gundermann“. Zudem drehte er im Landtag in Potsdam die Dokumentation „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ über den ehemaligen CDU-Abgeordneten Henryk Wichmann aus der Uckermark. Dresen inszeniert auch an der Semperoper in Dresden Tschaikowskis „Pique Dame“.
Im Jahr 2012 war der Regisseur zum Richter am Verfassungsgericht Brandenburg ernannt und vereidigt worden, nachdem die Linke-Fraktion ihn vorgeschlagen hatte. Drei der neun Posten dürfen an dem Gericht mit Laien besetzt werden.
Die notwendige Neubesetzung löst seit Monaten politischen Streit aus, weil sich die Fraktionen nicht auf einen Kandidaten einigen können. Für den Posten ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag notwendig – das sind 59 von 88 Abgeordneten, wenn alle anwesend sind. Die Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen haben zusammen 50 Stimmen.