Sicherheit im Osten gefährdet
Kein Ex-DDR-Bunker intakt – Ost-Berliner im Kriegsfall aufgeschmissen!
Neue Bestandsaufnahme zeigt, dass sich die vier potenziellen Bunkeranlagen alle im Westen Berlins befinden. Warum das so ist ...

Bunker sind dazu da, Menschen zu schützen. Aber die Suche nach funktionierenden Bunkeranlagen in Berlin fördert Erschreckendes zutage.
Im Falle einer militärischen Bedrohung können die Bewohner Berlins nicht mehr auf intakte Schutzbunker zählen. Heutzutage existieren bloß vier öffentliche Schutzräume (öSR) in der Stadt. Bedauerlicherweise ist keiner dieser Bunker einsatzbereit, wie von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der Verwalterin des gesamten öffentlichen Gebäudebestands, auf Anfrage der Berliner Zeitung (BLZ) bestätigt wurde. Dieses Problem beschränkt sich aber nicht auf Berlin allein, sondern zieht sich durch die gesamte Republik, es gibt keinen einzigen funktionsfähigen öffentlichen Bunker.
Während des Zweiten Weltkrieges verfügte Berlin noch über etwa 360 öffentliche Luftschutzbunker, die der Bevölkerung Schutz boten. Nach dem Bau der Berliner Mauer wurden einige dieser Bunker wiederhergestellt, so dass West-Berlin zeitweise über elf Zivilschutzanlagen verfügte, so die BLZ. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden neue Bunkeranlagen errichtet, häufig als Mehrzweckanlagen in Verbindung mit Tiefgaragen oder unterirdischen Bahnen.
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Obwohl West-Berlin damals 16 Anlagen für 25.000 Menschen erhielt, gab es in Ost-Berlin nur sechs Bunker mit Platz für 2500 Personen. Heute ist die Lage aber bedenklich, da keiner der vorhandenen Bunker für den Ernstfall einsatzbereit ist, und die Bevölkerung somit nicht angemessen geschützt wäre, schreibt die Zeitung.
Kein Geld mehr für die Bunkerunterhaltung
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erklärt, dass viele Bunker nicht mehr funktionstüchtig sind und waren, da sich nach dem Ende des Kalten Krieges die Sicherheitslage grundlegend verändert hat. Die Annahme war, dass ein konventioneller militärischer Angriff nicht mehr zu befürchten sei.
Zusätzlich wurde angenommen, dass diese Bunker keinen ausreichenden Schutz mehr gegen aktuelle Gefahren wie den Klimawandel, Naturkatastrophen und Terrorismus bieten würden. Aufgrund dieser Einschätzungen entschieden Bund und Länder im Jahr 2007, das bisherige Schutzbaukonzept einzustellen.
Diese Entscheidung hatte zur Folge, dass öffentliche Schutzräume nicht mehr von den Ländern und Kommunen instand gehalten werden mussten und somit von der Zivilschutzbindung befreit wurden. Die Bunker mussten fortan nicht mehr mit Mitteln des Bundes betrieben werden, um im Notfall für die Öffentlichkeit bereit zu können. In Berlin waren davon insgesamt 22 Bunkeranlagen betroffen, für deren laufende Kosten der Bund zuvor jährlich 14.340 Euro bereitgestellt hatte.
Diese Veränderung in der Bunkerpolitik zeigt deutlich die veränderte Wahrnehmung der Sicherheitsbedrohungen und die strategischen Anpassungen, die nach dem Ende des Kalten Krieges vorgenommen wurden. Die Entscheidung, die Bunker nicht mehr als primäre Schutzmaßnahme zu betrachten, hatte finanzielle Auswirkungen, aber auch Konsequenzen für die Sicherheit der Bevölkerung im Falle einer möglichen Katastrophe oder eines Angriffs, so die BLZ.

Neue Bunker-Lage wegen Krieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine brachte eine bedeutende Veränderung mit sich und führte dazu, dass das Bundesinnenministerium im Frühjahr 2022 den Bunkerabbau stoppte. Die Annahme, dass es keinen konventionellen Krieg auf deutschem Boden geben werde, wurde plötzlich in Frage gestellt oder sogar hinfällig.
Als Reaktion darauf wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um herauszufinden, wie viele Bunker noch existieren und in welchem Zustand sie sich befinden. Seit Mai dieses Jahres liegt der Bericht vor und zeigt, dass es bundesweit 579 Bunker gibt – alle müssen saniert werden, um sie im Ernstfall einsatzbereit zu machen. Infolgedessen sind kontroverse Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern im Gange.
Ist es überhaupt möglich, alle Bunker zu sanieren?
Verschiedene Fragen stellen sich dabei: Ist es überhaupt technisch möglich, alle Bunker zu sanieren? Und falls ja, welche Kosten wären damit verbunden und wie schnell könnten die Bunker wieder einsatzfähig gemacht werden? Eine entscheidende Rolle spielt auch die Frage, welchen Bedrohungen die Anlagen standhalten sollen – angefangen von Trümmer- und Splitterschutz bis hin zum Schutz vor atomaren Gefahren.
Momentan gibt es noch keine verlässlichen Zahlen bezüglich der potenziellen Kosten und Dauer für die Sanierung der Bunker. Es gilt aber als Faustregel, dass je sicherer die Sanierung erfolgen soll, desto teurer und aufwendiger wird sie sein. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass selbst bei einer vollständigen Sanierung aller vorhandenen Bunker in Deutschland nur Platz für höchstens 480.000 Menschen geschaffen werden könnte. Dies entspricht lediglich 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Bunker der DDR und in Ost-Berlin fielen glatt durch
Es sei außerdem zu beachten, so die BLZ, dass diese Zahlen sich ausschließlich auf die Bunker im Gebiet des ehemaligen Westdeutschlands beziehen. Informationen über Bunker der DDR und in Ost-Berlin liegen im Bericht nicht vor. Nach der Wende wurden alle Bunker in der ehemaligen DDR einer Eignungsprüfung durch das Bundesamt für Zivilschutz unterzogen, jedoch hat kein einziger Bunker die Prüfung bestanden.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie realistisch eine umfassende Sanierung der Bunker überhaupt ist. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) setzt vorrangig auf eine effektive Warnung, den Einsatz von Notstromaggregaten, Notbrunnen, Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser sowie mobile Unterkünfte. Diese Maßnahmen würden mehr Menschen zugutekommen und eine effektivere Bewältigung von Krisensituationen ermöglichen.

Bunker haben vor allem historischen und kulturellen Wert
Dietmar Arnold, der Vorstandschef des Vereins Berliner Unterwelten, gründete zusammen mit Mitstreitern im Jahr 1997 den Verein und setzt sich seitdem für die Erhaltung der unterirdischen Anlagen in Berlin ein. Für ihn haben die Bunker mittlerweile nur noch einen musealen Wert, da sie entkernt und abgebaut wurden und somit nicht mehr einsatzbereit sind – es sind nunmehr Denkmäler vergangener Zeiten.
Vor 16 Jahren sah Arnold die Situation noch anders. Im Jahr 2007 erklärte er gegenüber der BLZ, dass die Bunker einst sehr viel Geld gekostet hätten und ihre Aufgabe aufzugeben eine kurzsichtige Entscheidung sei. Man könne nie sicher wissen, ob sie nicht doch in der Zukunft gebraucht würden, beispielsweise bei einem Meteoritenschauer oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen. Damals kritisierte er auch, dass man nicht über eine mögliche Zwischennutzung der Bunker nachgedacht habe.
Doch heute sieht Arnold keine realistische Möglichkeit mehr, die Bunker wieder funktionsfähig zu machen. Er bezeichnet es als Farce, dass die Bundesregierung jetzt so tue, als wolle sie etwas daran ändern. Aus seiner Sicht ist es bereits zu spät für derartige Maßnahmen. Als Beispiel schildert er den barrierefreien Umbau der ehemaligen Mehrzweckanlage am U-Bahnhof Pankstraße. Der Einbau eines Fahrstuhls führte dazu, dass die Anlage nicht mehr luftdicht ist und somit nicht mehr als Bunker genutzt werden kann.
Alle potenziellen Bunkeranlagen im Westen Berlins
Der Verein Berliner Unterwelten konnte lediglich zwei Tiefbrunnen retten, die im Notfall eine Wasserversorgung für etwa 80.000 Menschen im Bezirk Wedding sicherstellen könnten, so der Vorstand des Vereins, zur BLZ. Im Jahr 2007 gab es noch 22 öffentliche Schutzräume in Berlin. Heute sind es nur noch vier, von denen jedoch keiner funktionsfähig ist. Über die Anzahl der privaten Bunkeranlagen, die möglicherweise noch existieren, gibt es keine Informationen.
Laut der Bestandsaufnahme befinden sich die vier potenziellen Bunkeranlagen alle im Westen Berlins. Die genannten Anlagen sind das ehemalige Hilfskrankenhaus in Heckeshorn in Wannsee mit ehemals 1792 Schutzplätzen, die Tiefgarage an der Laubacher Straße in Friedenau mit 450 Schutzplätzen, der Tiefbunker am Blochplatz in Wedding mit 1318 Schutzplätzen und der Tiefbunker Stresemannstraße in Kreuzberg mit einer Kapazität für 520 Menschen. Doch wie bereits betont, ist keiner dieser Bunker derzeit einsatzbereit.
Die Situation zeigt, dass die Zahl der öffentlichen Schutzräume in Berlin drastisch gesunken ist, und selbst von den verbleibenden Anlagen ist keine einzige funktionsfähig. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Bevölkerung im Falle eines Notfalls oder einer Krise zu gewährleisten.