Es war nicht so schlecht

Da kiekste! Wie der Westen das DDR-Fernsehen abkupferte

Auch im einstigen Westen Deutschlands sah man Ost-TV. Das hatte sogar Folgen für ARD und ZDF – mit Erfolg.

Teilen
Die neunteilige DDR-Serie Zur See mit Horst Drinda (re.) und Günter Naumann – sie wurde auch im Westen gesehen. Aus ihr entstand das ZDF-Traumschiff.
Die neunteilige DDR-Serie Zur See mit Horst Drinda (re.) und Günter Naumann – sie wurde auch im Westen gesehen. Aus ihr entstand das ZDF-Traumschiff.H. J. Hoeftmann/MDR/DRA

Wenn man heute Menschen aus dem einstigen Westen Deutschlands befragt, hört man oft: Ja, auch wir haben damals das Ostfernsehen geschaut. Manche von ihnen taten es so intensiv, dass dies auch Folgen für die Programme von ARD und ZDF hatte – mit großem Erfolg.

Wer erinnerte sich nicht daran, wenn die Westverwandtschaft bei ihren Besuchen in der DDR erzählte, dass sie auch Ostfernsehen schaute. Vor allem montags war das der Fall. Da liefen bei ARD und ZDF nicht gerade die Straßenfeger, als Deutschland noch geteilt war. Und so schalteten einige Westdeutsche und Westberliner auf das erste Programm des DDR-Fernsehens um, wo ab 20 Uhr der sogenannte „Montagsfilm“ lief – meistens ein alter Ufa-Schinken mit Heinz Rühmann, Hans Moser oder Hans Albers.

Ost und West wechselten allerdings nach dem Film dann kollektiv den Sender – denn im Ostfernsehen begann dann „Der schwarze Kanal“ mit Karl-Eduard von Schnitzler.

Schlagersänger G. G. Anderson hat im Westen DDR-Fernsehen geschaut

Schlagersänger G. G. Anderson ist bekennender Fan des DDR-Fernsehens.
Schlagersänger G. G. Anderson ist bekennender Fan des DDR-Fernsehens.M. Wehnert/Future Image/Imago

An solche Fernseherlebnisse kann sich auch ein Schlagerstar aus dem Westen erinnern – G. G. Anderson („Sommernacht in Rom“). In dem Buch „Das große Kessel Buntes-Buch“ von Wolfgang Lippert erinnert sich der Sänger: „Wir sahen fast ständig DDR 1 und DDR 2. Mein Vater wollte immer, dass wir umschalteten. ,Hier mach mal DDR 1 drauf, oder wenn da nichts ist, schalt mal auf DDR 2.‘ Bei uns in Eschwege, nahe der sogenannten Zonengrenze, schauten meine Freunde und meine Kumpels DDR-Fernsehen“, sagt G. G. Anderson. „Ich fand das wirklich sehr professionell gemacht, sogar die ,Aktuelle Kamera‘. Ich erinnere mich an alles, an die tollen Shows, an die tollen Orchester, an die tollen Sänger, an die tollen Spielfilme, und ich fand das wunderbar.“

Auch die ZDF-Serie Die Schwarzwaldklinik hatte ein Vorbild aus dem Ost-TV.
Auch die ZDF-Serie Die Schwarzwaldklinik hatte ein Vorbild aus dem Ost-TV.Frank Hempel/Imago

West-Produzent macht aus Ost-Serien das „Traumschiff“ und die „Schwarzwaldklinik“

Und noch einer fand vieles hoch professionell, was im DDR-Fernsehen lief: Der Westberliner Fernsehproduzent Wolfgang Rademann (starb 2016). Er schaute auch 1977 den Ost-Kanal, als dort erstmals die Serie „Zur  See“ lief. Rademann machte aus „Zur See“ und der US-Serie „Love Boat“ das ZDF-Traumschiff. „Ich habe dann alles in einen Topf geschmissen und ein bisschen umgerührt“, gab Rademann zu. 1981 wurde im ZDF erstmals „Das Traumschiff“ gezeigt.

Wolfgang Rademann beim Dreh seines Traumschiffes (2011). Die Vorlage war die DDR-Serie „Zur See“.
Wolfgang Rademann beim Dreh seines Traumschiffes (2011). Die Vorlage war die DDR-Serie „Zur See“.Eventpress/Imago

Die Kreuzfahrt-Serie war nicht die einzige, die damals im Westen aufgrund einer TV-Serie aus dem Osten entstand. Rademann sah auch die tschechoslowakische Serie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“, die 1979 erstmals freitags im DDR-Fernsehen gezeigt wurde. Der TV-Mann aus dem Westen nahm daraus Anleihen für seine spätere TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“, die er für das ZDF in den 80er-Jahren produzierte.

DVD-Cover-Ausschnitt von der Serie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“: Die Serie aus der CSSR war Vorbild für die „Schwarzwaldklinik“ im ZDF, wurde auch in einer veränderten Fassung in der ARD gezeigt.
DVD-Cover-Ausschnitt von der Serie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“: Die Serie aus der CSSR war Vorbild für die „Schwarzwaldklinik“ im ZDF, wurde auch in einer veränderten Fassung in der ARD gezeigt.weltbild.de

Auf die Klinik-Serie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ war nicht nur Rademann scharf. Auch die ARD nutzte die Folgen, um damit bei den Zuschauern im Westen zu punkten. Allerdings übernahm man nicht die DDR-Fassung. Der für die Serie zuständige ARD-Sender WDR ließ die insgesamt 20 Folgen umschneiden und von West-Schauspielern neu synchronisieren. 1981 lief dann diese Ost-Serie auch im Westfernsehen.

Die ARD übernahm auch die tschechische Serie „Die Frau hinter dem Ladentisch“ und  die Kinderserie „Pan Tau“, ebenfalls aus der CSSR, nach dem diese im DDR-Fernsehen liefen.