Berlin-Kreuzberg: Schwulen-Hasser schießen mit Waffe auf zwei Männer
Am U-Bahnhof Hallesches Tor schlug eine Gruppe Jugendlicher auf ein schwules Paar ein und flüchtete anschließend. Heute hisst Berlin Regenbogenflaggen zum Internationalen Gedenktag.

In Berlin-Kreuzberg hat eine Gruppe Jugendlicher zwei 30 und 34 Jahre alte Männer homophob beleidigt, mit einer Luftdruckwaffe beschossen und geschlagen. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurde das Paar am Dienstagabend vor dem Eingang des U-Bahnhofs Hallesches Tor beleidigt und beschossen. Als die beiden Männer die Gruppe aufforderten, das zu unterlassen, eskalierte die Situation demnach zu einem Handgemenge.
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Homofeindliche Attacke in Berlin-Kreuzberg: mit Fäusten auf am Boden Liegende eingeschlagen
Die Jugendlichen stießen die beiden um und schlugen mit Fäusten auf die am Boden Liegenden ein. Anschließend flüchteten sie. Die Angegriffenen erlitten den Angaben zufolge Verletzungen im Gesicht. Der 34-Jährige wurde deshalb in ein Krankenhaus gebracht und dort ambulant behandelt. Der 30-Jährige konnte vor Ort versorgt werden.
Die Einsatzkräfte suchten die Umgebung nach der Gruppe ab, hatten aber keinen Erfolg. Der polizeiliche Staatsschutz übernahm die weiteren Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung.
760 Drohungen, Beleidigungen und Angriffe gegen queere Menschen in Berlin in einem Jahr
Für das Jahr 2022 berichtet das schwule Anti-Gewalt-Programm Maneo von 760 Fällen von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen schwule Männer, trans Personen und lesbische Frauen in Berlin. Die meisten Vorkommnisse seien 2022 aus Schöneberg gemeldet worden, gefolgt von Kreuzberg, Neukölln und Tiergarten. Das sind die Stadtteile, in denen die schwul-lesbische Szene am stärksten sichtbar vertreten ist und sich auch viel Nachtleben abspielt.
Die Zahlen werden meist zum 17. Mai, dem „Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“, IDAHOBIT, veröffentlicht. Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel der Krankheiten strich.
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Am Gedenktag gibt es in vielen Städten Aktionen und unter anderem an Rathäusern und Dienstgebäuden weht die „progressive Pride Flagge“. Auch vor vielen öffentlichen Gebäuden in Berlin sind die Regenbogenflaggen gehisst worden. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte beim Aufziehen der Flagge vor dem Roten Rathaus, damit bekenne sich die Stadt „zum Miteinander in Vielfalt“. Berlin sage jeglicher Diskriminierung, Ausgrenzung und Hasskriminalität den Kampf an und plane unter anderem einen Queer-Beauftragten einzusetzen: „Viel Arbeit liegt noch vor uns.“
Neuer Berliner Senat will neue Stelle gegen queerfeindliche Gewalt einrichten
Der neue Senat werde mit den queeren Communitys in der Stadt Strategien erarbeiten, um die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in der Gesellschaft zu erhöhen. „Wir planen eine Landesstrategie für queere Sicherheit und gegen Queerfeindlichkeit, wir werden die Ursachen von Gewalt aufgrund von Transfeindlichkeit erforschen, und wir werden eine Person beauftragen, sich für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einzusetzen“, sagte Wegner.
CDU und SPD haben im Koalitionsvertrag die Schaffung eines/einer Queer-Beauftragten vereinbart. Zudem soll unter anderem eine Studie zu Transfeindlichkeit in Auftrag gegeben werden und regelmäßig ein „Queerpolitischer Round Table“ mit der Stadtgesellschaft stattfinden.
Regenbogenflaggen wurden am Mittwoch auch vor Bezirksrathäusern und Senatsverwaltungen gehisst. Die Flagge ist seit rund 40 Jahren Symbol für geschlechtliche Vielfalt jenseits von Heterosexualität. Entworfen wurde sie von dem amerikanischen Künstler Gilbert Baker für den Gay Freedom Day 1978.
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärt dazu: „Der IDAHOBIT betont auch den Mut von Millionen queerer Menschen auf der ganzen Welt, sich gegen Diskriminierung zu verteidigen, um in Freiheit und in Würde leben und lieben zu können. Die Bundesregierung muss fest an ihrer Seite stehen – in Deutschland und weltweit.“