Wotan und die Karnickel: Prozess um langohrigen Bühnenauftritt bei Wagner-Opern
Bei Rheingold und Walküre sitzen 20 Kaninchen auf der Bühne. Und da dürfen sie auch bleiben.

Es war doch etwas überraschend, dass auf der Bühne der Staatsoper Unter den Linden 20 Kaninchen erschienen. Bei den Wagner-Opern Rheingold und Walküre hockten sie mümmelnd in gestapelten Käfigen. Das darf auch weitergemacht werden: Ein Tierschutzverein unterlag beim Verwaltungsgericht mit dem Versuch, den Karnickel-Auftritt zu stoppen.
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Bei den Neuinszenierungen der beiden Opern unter der Regie vom Dimitri Tscherniakow sollte der Auftritt der Mümmelmänner ein Forschungslabor in der Götterburg Walhall darstellen. Es soll suggeriert werden, dass in der Götterwelt Experimente mit Menschen und Tieren angestellt werden.
Tatsächlich wird natürlich nicht an den Hermelin-, Löwenkopf- und Zwergwidder-Kaninchen sowie den Mixen herumexperimentiert.
Zweimal müssen die Kaninchen noch mal ran
Die nächsten Aufführungen sind für den Sonnabend (Rheingold) und Sonntag (Walküre) geplant. Das wollte ein Tierschutzverein verhindern. Der Kaninchen-Auftritt sei tierschutzwidrig, das Veterinäramt des Bezirks Mitte müsse einschreiten.
Das Verwaltungsgericht wies den Eilantrag zurück. Zwar müsse die Behörde dafür sorgen, dass Tiere nicht zur Schaustellung herangezogen werden, wenn damit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden seien.
Das sei von dem Verein nicht ausreichend glaubhaft gemacht. Es sei laut einem von ihm vorgelegten Gutachten zwar plausibel, dass Kaninchen als Fluchttiere besonderem Stress bei den Aufführungen ausgesetzt wären, weil sie in ihren Käfigen festsitzen. Sie könnten in Angst und Schrecken versetzt werden.
Amtstierärztin hat sich die Kaninchen auf der Bühne angesehen
Allerdings habe die Amtstierärztin sich bei den Generalproben der Opern ein Bild verschafft: Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Verwendung der Tiere insgesamt akzeptabel sei, weil die Tiere nur jeweils für eine Viertelstunde im Einsatz seien, keiner der Sänger an die Käfige stoßen oder sich dagegen lehnen dürfe.
Die Musik auf der Bühne sei außerdem leiser als im Zuschauerraum gewesen.
Insgesamt waren die Kaninchen bei jeweils zwei Aufführungen der beiden Opern auf der Bühne, und bei einem halben Dutzend Proben, teilte die Staatsoper mit.
Kaninchen kommen von einer Tieragentur
Die Kaninchen stammten von einer Agentur, die Tiere für Filmaufnahmen oder eben auch an die Oper vermittelt. Staatsopern-Sprecherin Victoria Dietrich sagte dem KURIER, sie würden von einem Tiertrainer betreut, der die notwendige Sachkunde laut Tierschutzgesetz nachgewiesen hat.
Im Übrigen sei mit dem Kaninchen-Auftritt nach dem kommenden Wochenende Schluss. Bei der Wiederaufnahme der Opern im Frühjahr sind sie nicht mehr dabei.
Wer die Kaninchen noch einmal auf der Bühne sehen will und keine Karten für die Staatsoper hat: Die Rheingold-Aufführung am Sonnabend wird zeitverzögert um 21.45 Uhr auf Arte übertragen. Christian Thielemann wird dirigieren, springt für den erkrankten Daniel Barenboim ein.