Prenzlauer Berg
Wohnungsnot in Ost-Berlin: Wie die DDR das Elend auf Film festhielt
Das Festival „Prenzlauerberginale“ zeigt ungeschönte Alltagsaufnahmen aus der DDR. Dabei geht es auch um das Thema Wohnen.

Zum siebten Mal gibt es vom kommenden Dienstag an in Berlin echte Filmschätze zu entdecken. Bis zum 26. September zeigt der Historiker Stephan Müller immer dienstags im Rahmen des Festivals „Prenzlauerberginale“ Filme aus und über den Prenzlauer Berg vor der Wende. Längst hat sich herumgesprochen, wie spannend der ungeschönte Einblick in den DDR-Alltag ist.
So war der Alltag in der DDR wirklich
„In diesem Jahr zeigen wir an jedem Abend einen halbstündigen Zusammenschnitt aus dem Material der Staatlichen Filmdokumentation der DDR (SFD)“, sagt Stephan Müller.
„Die SFD war von 1971 bis 1986 der Versuch der DDR, den Alltag ihrer Bewohner möglichst propagandafrei zu zeigen. Die Filme wurden aber nicht aufgeführt und wanderten direkt ins Staatliche Filmarchiv. Sie sollten erst späteren Generationen von den Problemen beim Aufbau des Sozialismus künden, die dann – so die Vorstellung – natürlich längst überwunden sein würden. Damit sind sie ‚Filme für die Zukunft‘ und echte Raritäten. Als DEFA-Produktion oder gar fürs Fernsehen der DDR waren sie völlig undenkbar.“
Meistgelesen
Blick in die Sterne
Laut Horoskop: Diese Sternzeichen sind im Oktober vom Glück geküsst
Rezept des Tages
Soljanka wie in der DDR: Hier kommt das Original-Rezept
Blick in die Sterne
Horoskop für Dienstag, 26. September 2023 – für alle Sternzeichen
Neue Staffel auf Sat.1
Mega-Zoff bei „Hochzeit auf den ersten Blick“: Erstes Paar gibt auf!
Die aktuellen Aussichten
Irres Wetter dank „Rosi“: Sommer bis Oktober – 30 Grad und mehr
Während des diesjährigen Festivals sind Themen wie „Alte Leute in der Stadt“, „BVB & Reichsbahn“, „Schornsteinfeger & Maloche“ sowie „Wohnungsprobleme“ zu sehen.

Für den Film über Wohnungsprobleme in der DDR besuchen die Filmemacher im staatlichen Auftrag zwei junge Paare mit Kleinkind. Die sechs teilen sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Auf engstem Raum stehen Kinderbett, Ehebett, Schrank und Ofen, vor dem die Wäsche trocknet. In der Küche tritt man sich ständig auf die Füße. „Man trifft sich einfach zu viel in dieser Wohnung“, sagt einer der jungen Väter. „Alle fünf Minuten trifft man sich. Das ist schlimm.“ Seine Frau: „Wenn wir es uns am Sonnabendabend gemütlich machen wollen, legen wir uns eine dicke Decke auf die Erde und eine auf den Bauch. Das ist dann unsere Gemütlichkeit.“ Ein zweites Kind wollen die jungen Leute nicht.
Auch ein Bezirksstadtrat kommt zu Wort, doch im Gegensatz zu den Bürgern erzählt er nur schwammig von den Nöten. „Würde es Ihnen Spaß machen, in einem Zehn-Quadratmeter-Zimmer zu wohnen?“, fragt ein Mann. „Wenn ich den Schrank aufmachen will, muss ich die Sessel wegschieben, wenn ich zum Bett will, muss ich schieben.“ Viel Hoffnung auf Besserung hat er nicht.
Illegale Wohnungsbesetzer in der DDR
Zwei junge Frauen haben eine Wohnung aufgebrochen. Anders kommen sie nicht zu einem Zuhause. Ein Nachbar zeigt wenig Verständnis. „Warum ziehen sie in eine gesperrte Wohnung ein?“, fragt er. „Weil ich die Wohnung brauche“, antwortet die junge Frau mit verschränkten Armen. „Wenn man einen Antrag stellt, muss man sieben, acht Jahre warten. So viel Zeit hat man im Leben nicht.“
Auch die Hauptfilme, die anschließend gezeigt werden, sind Raritäten. Unter anderem wird die Langzeitdokumentation „Prenzlauer Berg Walzer“ von Jörg Foth gezeigt. Wegen der großen Nachfrage ist neben den bereits ausverkauften Vorstellungen am 12. und 13. September eine weitere Vorstellung am 14. September angesetzt, für die es noch Karten gibt.
Gezeigt werden die Filme vom 12. bis 14. September sowie am 19. und 26. September jeweils ab 19.30 Uhr im Filmtheater Am Friedrichshain. Das gesamte Programm der „Prenzlauerberginale“ und der Button zur Buchung der Eintrittskarten finden sich auf www.prenzlauerberginale.berlin. Der Eintritt kostet jeweils elf Euro.