Obdachlosenunterkunft, Museum oder Wohnung
Wohnen in ungenutzten Kirchen? In Berlin ist die Not groß, die Umwidmung von Kirchen zu Wohnraum aber die Ausnahme.
Neue Nutzungen für alte Kirchen: wegen sinkender Mitgliederzahlen überlegen die Kirchen, wie sie ihre Gebäude anders nutzen.

Hohe Mieten und Immobilienpreise sowie ein starker Anstieg der Inflationsrate machen das Wohnen in Großstädten nicht nur für Haushalte mit geringem Einkommen zum Luxus. Für Kirchen in der Berliner Region stellt sich vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen gleichzeitig die Frage, wie sie ihre Gebäude erhalten können.
50 Kirchen in Berlin zweckentfremdet
Von den insgesamt rund 2.000 Kirchen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz würden inzwischen 50 anders genutzt, sagt der Referatsleiter des kirchlichen Bauamts im Konsistorium der Landeskirche, Frank Röger. Vieles laufe über „Mietmitnutzung“, wenig über Verkauf.
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Die Zwinglikirche im Friedrichshain wurde nach dem Brand in einer Notunterkunft für Obdachlose Mitte Dezember zur nächtlichen Ersatzunterkunft. Bis zu 100 Menschen konnten dort im Warmen schlafen. Die Kapazitäten waren binnen weniger Tage in der ansonsten als multifunktionaler Veranstaltungsort genutzten Kirche geschaffen worden.
Wohnen in der Kirche
In die Jesuskirche in Kreuzberg zogen bereits vor einigen Jahren Familien ein. Das Gebäude aus den 60er Jahren war zuvor zu einem Wohnhaus umgebaut worden. Wohnungen wurden laut Röger auch in der Lutherkirche im Bezirk Spandau eingebaut. „Insgesamt war das nicht wirtschaftlich und im Regelfall auch bei denkmalgeschützten Kirchen nicht genehmigungsfähig“, erklärt der Referatsleiter des kirchlichen Bauamts. Ähnliche Pläne gibt es deshalb derzeit kaum.
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Machmit!-Musum für Kinder in der Kirche
Eine andere Form der Umnutzung von Kirchen ist in der Eliaskirche im Prenzlauer Berg zu besichtigen. Dort ist seit knapp 20 Jahren das „Machmit!“-Musum für Kinder untergebracht. Rund 80.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr, darunter Schulklassen, Kindergartengruppen und Familien, nutzen nach Angaben der Betreiber das „Kletterregal“ im ehemaligen Kirchenschiff. Sie beschäftigten sich dort mit Themen wie Seife, Salz, Energie, Schlaf und Träumen, aber auch dem Werk des Malers Paul Klee (1879-1940), schwedischen Kinderbuchwelten rund um Pippi Langstrumpf und Büchern als „Lebensmittel“.

Kirchen können Wohnraummangel nicht beheben
Das Thema Abgabe sowie Um- und Nachnutzung von Kirchengebäuden wird nach Angaben des Sprechers des Erzbistums Berlin auch die katholische Kirche in den kommenden Jahren stark beschäftigen. Vor allem in den neuen Pfarreien, die durch den Zusammenschluss der vorherigen Gemeinden entstehen, gebe es ein Überangebot von Kirchen, aber auch von Gemeinderäumen, sagt Stefan Förner. Doch er ist überzeugt, „dass die Umwidmung von Kirchengebäuden zu Wohnraum keine Lösung für Wohnungsmangel sein kann“.
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Rund 40 Gebäude werden demnach seit 2002 nicht mehr vom Erzbistum Berlin für Gottesdienste genutzt. Dazu zählten Kirchen, die an andere in der Regel christliche Glaubensgemeinschaften zur Nutzung abgegeben, verkauft oder verpachtet wurden und Kapellenräume in Wohnhäusern, die nach dem Verkauf der Immobilien nicht mehr für kirchliche Zwecke zur Verfügung stehen. Die Umnutzung als Wohnraum bleibt in evangelischen wie katholischen Kirchengebäuden in der Hauptstadtregion weiter die Ausnahme.