Fluffiges Festival-Programm

Wiedersehen auf der Berlinale: „Gundermann“ Alexander Scheer macht’s erneut mit Kult-Regisseur Andreas Dresen

Dieses Jahr konkurrieren auf der Berlinale 18 Filme um den Goldenen und die Silbernen Bären. Viele Stars sind dabei. Und: Es gibt wieder ein strenges Hygienekonzept.

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Andreas Dresen, Meltem Kaptan, Alexander Scheer (v. r.) aus dem Dresen-Berlinale-Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“.
Andreas Dresen, Meltem Kaptan, Alexander Scheer (v. r.) aus dem Dresen-Berlinale-Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“.Filmstiftung NRW/Luna Zscharnt

Abgespeckt, verkürzt und hygienisch auf dem neuesten Stand. Die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin werden in diesem Jahr pandemiebedingt anders ausfallen als sonst. Die beiden Festivalleiter Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian stellten am Mittwoch im Haus der Kulturen der Welt das Programm der diesjährigen Berlinale vor.

Das Wichtigste vorab: Es gibt eine künstlerische Wiedervereinigung von Regisseur Andreas Dresen und Schauspieler Alexander Scheer (im Wettbewerb). Beide hatten schon im Film „Gundermann“ erfolgreich zusammengearbeitet. Und: Sieben Regisseurinnen sind dieses Mal im Rennen um die Bären dabei. Damit haben sie zwar immer noch nicht die Mehrheitsanteile im Berlinale-Wettbewerb übernommen, wo 18 Filme laufen, aber immerhin, es tut sich was auf der Ebene.

Die beiden Festivalleiter Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian stellten am Mittwoch in Berlin das Programm der diesjährigen Berlinale vor.
Die beiden Festivalleiter Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian stellten am Mittwoch in Berlin das Programm der diesjährigen Berlinale vor.AFP/Schreiber

Erfreut zeigte sich darüber besonders Festivalleiterin Mariette Rissenbeek, die im roten Pulli, schwarzen Rock und schwarzen langen Stiefeln bei der rein digital veranstalteten Präsentation vor allem auch froh war, dass die Berlinale trotz Omikron überhaupt stattfinden kann. „Ohne Abstimmung mit den Behörden hätten wir die Entwicklung des Konzepts nicht fortführen können“, sagte Rissenbeek mit Bezug auf das strenge Hygiene-Regime, dass in diesem Jahr nur ein verkürztes Festival erlaubt. Außerdem dürfen die Berlinale-Kinos nur zur Hälfte gefüllt sein (KURIER berichtete).

Noch nie so viele Liebesgeschichten bei der Berlinale

Der Wettbewerb mit 18 Filmen ist auch in diesem Jahr ein Ritt durch das Gegenwartskino. Carlo Chatrian betonte, dieses Mal gehe es um Familie, um die Peripherie der Städte und um das Leben auf dem Land. Und: „Wir haben noch nie so viele Liebesgeschichten im Kino gesehen“, so der Festivalchef. Chatrian: „Menschliche und emotionale Bindungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Filme, wobei die Hälfte der Wettbewerbsbeiträge vor dem Hintergrund einer Familiensituation spielt. Fast allen Filmen gemeinsam ist, dass ihre Schauplätze außerhalb des Stadtzentrums liegen.“

Interessant am diesjährigen Wettbewerb ist auch: Elf der Macher sind schon mal bei der Berlinale gewesen, acht davon im Wettbewerb und fünf haben auch schon einen Bären gewonnen. Die Berlinale 2022 wird also ein Festival mit vielen bekannten Gesichtern werden, darunter sind auch die Schauspielerinnen Juliette Binoche, Jury-Präsidentin der Berlinale 2019, Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Kate Mara, Valeria Bruni Tedeschi, Charlotte Gainsbourg, Emmanuelle Béart, Isabelle Adjani, Hanna Schygulla und die Regisseure  Ulrich Seidl und François Ozon.

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Mit Spannung erwartet werden sicher zwei deutsche Beiträge im Wettbewerb der Filmfestspiele: Zum einen „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ von Nicolette Krebitz (mit Ex-Castorf-Star Sophie Rois und Udo Kier). Außerdem „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ von Andreas Dresen. Hauptdarsteller ist wieder dessen momentaner Lieblingsschauspieler Alexander Scheer, der einst so wunderbar und mit viel Liebe zum Detail den ostdeutschen Liedermacher Gundermann verkörpert hat.

Musiker Nick Cave bei der diesjährigen Berlinale dabei

Die Corona-Pandemie soll nur in zwei Wettbewerbsfilmen eine Rolle spielen, allerdings gibt es in der Kategorie Berlinale Special einen Dokumentarfilm über den Musiker Nick Cave und dessen Arbeit zur Corona-Zeit („This Much I Know To Be True“).

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Die Berlinale zeigt dieses Jahr 256 Lang- und Kurzfilme. Sie zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin werden mit „Peter von Kant“ von Regisseur François Ozon eröffnet. Der Film, in dem Denis Menochet, Isabelle Adjani und Hanna Schygulla mitspielen, nimmt am internationalen Wettbewerb teil.

„Peter von Kant“ ist eine freie Interpretation von Rainer Werner Fassbinders Meisterwerk „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ aus dem Jahr 1972. Der Film wird am 10. Februar 2022 seine Weltpremiere im Berlinale-Palast feiern. Die Preisverleihung mit den Goldenen und Silbernen Bären sowie dem GWFF-Preis Bester Erstlingsfilm und dem Berlinale-Dokumentarfilmpreis wird bereits am Abend des 16. Februar stattfinden.

Alle Filme des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs:

A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe (Deutschland/Frankreich) von Nicolette Krebitz mit Sophie Rois

Alcarràs (Spanien/Italien) von Carla Simón mit Jordi Pujol Dolcet

Avec amour et acharnement (Both Sides of the Blade) (Frankreich) von Claire Denis mit Juliette Binoche

Rimini (Österreich/Frankreich/Deutschland) von Ulrich Seidl mit Michael Thomas

Call Jane (USA) von Phyllis Nagy mit Elizabeth Banks und Sigourney Weaver

Drii Winter (A Piece of Sky) (Schweiz/Deutschland) von Michael Koch mit Michèle Brand

Everything Will Be Ok (Frankreich/Kambodscha) von Rithy Panh (dokumentarische Form)

La ligne (The Line) (Schweiz/Frankreich/Belgien) von Ursula Meier mit Stéphanie Blanchoud

Leonora addio (Italien) von Paolo Taviani mit Fabrizio Ferracane

Les passagers de la nuit (The Passengers of the Night) (Frankreich) von Mikhaël Hers mit Charlotte Gainsbourg

Nana (Before, Now & Then) (Indonesien) von Kamila Andini mit Happy Salma

Peter von Kant (Frankreich) von François Ozon mit Denis Ménochet und Isabelle Adjani

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (Deutschland/Frankreich) von Andreas Dresen mit Meltem Kaptan und Alexander Scheer

Robe of Gems (Mexiko/Argentinien/USA) von Natalia López Gallardo mit Nailea Norvind

So-seol-ga-ui Yeong-hwa (The Novelist’s Film) (Südkorea)von Hong Sangsoo mit Lee Hyeyoung

Un año, una noche (One Year, One Night) (Spanien/Frankreich) von Isaki Lacuesta mit Nahuel Pérez Biscayart

Un été comme ça (That Kind of Summer) (Kanada) von Denis Côté mit Larissa Corriveau

Yin Ru Chen Yan (Return to Dust) (Volksrepublik China) von Li Ruijun mit Wu Renlin, Hai Qing