Berlin, 1. Mai 2021: Bei der Revolutionären 1.-Mai-Demo gingen auch Leihfahrräder und -roller in Flammen auf.
Berlin, 1. Mai 2021: Bei der Revolutionären 1.-Mai-Demo gingen auch Leihfahrräder und -roller in Flammen auf. imago/Jean MW

Mindestens 15 Demonstrationen, Zehntausende Demonstranten, 5500 Polizisten, viele Straßensperrungen überall in der Stadt: Das Wochenende rund um den 1. Mai wird zur Herausforderung für Berlin. Nachdem in den letzten Jahren wegen der Corona-Maßnahmen auch die Demonstrationen zum 1. Mai nur begrenzt stattfanden, geht es an diesem Wochenende wieder rund. KURIER sagt, wo die wichtigsten Demos stattfinden, welche Routen geplant sind und wo Sie Ihre Autos vorsichtshalber in Sicherheit bringen sollten. Auch die Stadtautobahn wird teilweise lahmgelegt.

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Das größte Krawallpotenzial hat natürlich die schon traditionelle Revolutionäre 1.-Mai-Demo. Die von der „Migrantifa Berlin“ angemeldete Demo unter dem Motto „Revolutionärer Erster Mai: Yallah Klassenkampf – No war but classwar!“ (Sonntag, 1. Mai ab 16 Uhr) sollte ursprünglich vom Herzbergplatz über Sonnenallee und Hermannplatz zum Oranienplatz ziehen.

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„Berlin bleibt sicher, auch wenn vielleicht mal ein Müllcontainer ein bisschen länger brennt“

Doch die Polizei hat jetzt die Strecke der linksradikalen Demonstration geändert. Grund sind zwei Straßenfeste auf der Sonnenallee und auf dem Hermannplatz, die sonst auf der Route gelegen hätten. Das ist die neue geplante Route: Start am Hertzbergplatz, weiter über Sonnenallee, Weichselstraße, Weserstraße, Reuterstraße, Pflügerstraße, Kottbusser Damm, Kottbusser Straße, Kottbusser Tor, Adalbertstraße und Oranienstraße, Ziel: Oranienplatz. Um 22 Uhr soll Schluss sein.

5500 Polizisten sind rund um den 1. Mai in Berlin im Einsatz.
5500 Polizisten sind rund um den 1. Mai in Berlin im Einsatz. dpa/Soeder

Der Anmelder rechnet mit bis zu 20.000 Personen. Im vergangenen Jahr war es während der Demo zu Ausschreitungen gekommen. Steine flogen, Autos brannten, Polizisten wurden verletzt. Das Gewaltpotenzial ist auch in diesem Jahr groß: „Wir gehen davon aus, dass sich gewaltbereite Personen im Aufzug verteilen werden“, sagt Claudia Langeheine vom Verfassungsschutz. Aber Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, sagte am Freitagmorgen im Inforadio: „Berlin bleibt sicher, auch wenn vielleicht mal ein Müllcontainer ein bisschen länger brennt.“

Auch die Rigaer Straße 94 wird zum Brennpunkt

Das Demo-Wochenende startet aber schon am Sonnabend. Bereits am Nachmittag wollen linke Gruppen wie in den Vorjahren durch Wedding ziehen, angemeldet sind 2000 Teilnehmer. Bei dieser Demonstration war es in den vergangenen Jahren weitgehend friedlich geblieben. Die Demonstration mit dem Titel „Von der Krise zur Enteignung – Die Reichen sollen zahlen!“ startet am Sonnabend um 14.30 Uhr am Elise-und-Otto-Hampel-Platz und führt bis zur Brunnenstraße.

Kurz darauf beginnt am Sonnabend um 15 Uhr in der Rigaer Straße in Friedrichshain ein Straßenfest – ganz in der Nähe des von Linksautonomen teilbesetzten Hauses Rigaer Straße 94. Anlass: die Erstbesetzung des Hauses vor 32 Jahren. Motto: „32 Jahre Gentrifizierung, Widerstand, selbstbestimmtes Leben und ganz viel Scheiß. Wir bleiben alle!“

Am Sonnabend um 16 Uhr wird in der Kreuzberger Adalbertstraße gegen die geplante Polizeiwache am Kottbusser Tor protestiert. Das Bündnis Kotti für alle will bei einer Kundgebung gegen „das nächste irrsinnige Berliner Millionengrab“ protestieren.

Bei der Walpurgisnacht-Demo sind Männer nicht erwünscht

Auch der Mauerpark und Prenzlauer Berg sind in diesem Jahr wieder gefährdet. Denn am Sonnabend um 20 Uhr steht die traditionelle Walpurgisnacht-Demo unter dem Motto „Take back the night“ auf dem Plan. Das Besondere: Männer dürfen nicht mitdemonstrieren. Denn Ziel des Marsches ist: „Zerschlagung des Patriarchats“ – und die Rückeroberung der Nacht für Frauen, Inter-, Trans- und nicht-binäre Menschen. Auch radikale Feministinnen, die Transidentität als solche infrage stellen, sind laut Aufruf bei der Demo ausdrücklich nicht willkommen. Sammelplatz der Demo ist der Mauerpark-Eingang Bernauer Straße. Weiter geht es dann über die Oderberger Straße, Kastanienallee, Schwedter, Rheinsberger, Brunnen-, Linien-, Gormann-, Torstraße, Alte Schönhauser Straße, Münz-, Memhardtstraße bis zum Haus der Statistik am Alexanderplatz.

Bengalos brennen am 30. April 2021 entlang der Route der Walpurgisnacht-Demo.
Bengalos brennen am 30. April 2021 entlang der Route der Walpurgisnacht-Demo. imago/Schwarz

Der 1. Mai nimmt dann am Vormittag mit friedlichen Demonstrationen des DGB, die aber die gesamte Innenstadt lahmlegen werden, Fahrt auf. DGB-Demo Nr. 1 beginnt am Sonntag um 10.15 Uhr an der Alexanderstraße in Mitte. Ein Fahrradkorso und eine Skater-Demo des DGB unter dem Motto GeMAInsam Zukunft gestalten“. Route: Karl-Marx-Allee, Lichtenberger Straße, Holzmarktstraße, Bethanien-, Engeldamm, Michaelkirchplatz, Annenstraße, Heinrich-Heine-Straße, Moritzplatz, Oranien-, Linden-, Alte Jakobstraße, Linden-, Gitschiner Straße, Hallesches Ufer, Wilhelm-, Stresemannstraße, Potsdamer Platz, Ebertstraße bis zum Platz des 18. März am Brandenburger Tor.

Drei DGB-Demos legen die Innenstadt lahm

Zeitgleich am Sonntag um 10.15 Uhr startet in der Alexanderstraße DGB-Demo Nr. 2. Der Motorradkorso des DGB führt über Otto-Braun-, Moll-, Tor-, Brunnen-, Badstraße, Prinzenallee, Osloer, Bornholmer, Wisbyer, Ostsee-, Michelangelo-, Kniprode-, Danziger, Petersburger Straße, Bersarinplatz, Petersburger, Warschauer Straße, Oberbaumbrücke, Oberbaum-, Skalitzer Straße, Kottbusser Tor, Kottbusser Damm, Hermannplatz, Hasenheide, Südstern, Gneisenaustraße, Mehringdamm, Duden-, Kolonnen-, Hauptstraße, Innsbrucker Platz, Wexstraße, Bundesplatz, Bundesallee, Badensche, Berliner, Brandenburgische Straße, Fehrbelliner Platz, Brandenburgische Straße, Lewisham-, Kaiser-Friedrich-, Bismarck-, Leibnitz-, Cauerstraße, Dovebrücke, Helmholtzstraße, Gotzkowskybrücke, Levetzowstraße, Hansabrücke, Altonaer Straße, Großer Stern, Straße des 17. Juni, Yitzhak-Rabin-Straße ebenfalls bis zum Platz des 18. März am Brandenburger Tor.

DGB-Demo Nr. 3 ist dann für Fußgänger, die ein wenig länger ausschlafen können. Los geht es hier am Sonntag um 10.45 Uhr ebenfalls in der Alexanderstraße. Die Route verläuft über Karl-Liebknecht-Straße, Schloßplatz, Unter den Linden, Friedrichstraße, Reinhardt-, Luisen-, Dorotheen-, Ebertstraße zum Platz des 18. März. Die Abschlusskundgebung ist dort am Sonntag gegen 12 Uhr. Bis 14.30 Uhr gibt es dann ein Bühnenprogramm mit Live-Musik mit Kat Frankie.

Auch die A100 ist zeitweise für einen Fahrradkorso gesperrt

Es wird eine logistische Meisterleistung der Polizei sein, zu verhindern, dass die sich am Sonntag die einzelnen Demos in die Quere kommen. Denn kurz nach den DGB-Umzügen nähern sich drei Fahrdemos aus unterschiedlichen Richtungen dem Roten Rathaus – aus Neukölln, Friedrichshain und Wedding. Denn jeweils am Sonntag um 10 Uhr startet an drei Punkten in der Stadt der Fahrradkorso „My Gruni: Die Grunewalder:innen abholen – Die Umverteilung auf die Kette kriegen“. Im vergangenen Jahr fuhren 10.000 Aktivisten mit.

Die Route aus Wedding: Badstraße, Brunnenstraße, Rosenthaler Platz, Torstraße, Alte-Schönhauser, Münz-, Memhard-, Karl-Liebknecht-, Spandauer Straße, Rotes Rathaus.

Die Route aus Friedrichshain: Laskerstraße, Markgrafendamm, Bosse-, Persius-, Corinth-, Modersohnstraße, Modersohnbrücke, Gärtnerstraße, Wühlisch-, Kopernikus-, Warschauer Straße, Frankfurter Tor, Karl-Marx-Allee, Strausberger Platz, Karl-Marx-Allee, Karl-Liebknecht-Straße, Spandauer Straße, Rotes Rathaus.

Die Route aus Neukölln: Hohenstaufenplatz, Kottbusser Damm, Kottbusser Tor, Adalbert-, Oranienstraße, Moritzplatz, Heinrich-Heine-, Brücken-, Alexander-, Grunerstraße, Karl-Marx-Allee, Karl-Liebknecht-, Spandauer Straße, Rotes Rathaus.

Auch im vergangenen Jahr führte eine Fahrraddemo durch den Stadtteil Grunewald.
Auch im vergangenen Jahr führte eine Fahrraddemo durch den Stadtteil Grunewald. Volkmar Otto

Nach der Zwischenkundgebung am Roten Rathaus (Sonntag um 12 Uhr) geht es weiter Richtung Grunewald. Die Route: Neptunbrunnen, Spandauer-, Leipziger Straße, Leipziger Platz, Potsdamer Platz, Potsdamer-, Bülow-, Kleiststraße, Wittenbergplatz, Tauentzien, Kurfürstendamm, Rathenauplatz, Hubertusallee, Bismarckplatz, Bismarckallee. Am Johannaplatz steigt dann ein „Enteignungsfest“. Zurück geht es dann über die A100 bis nach Neukölln. Route: Ringstraße, Bismarckallee, Königsallee, Hagenplatz, Hagenstraße, Teplitzer Straße, Hohenzollerndamm, A100 Auffahrt Hohenzollerndamm, A100 Abfahrt Oberlandstraße, Silbersteinstraße, Karl-Marx-Straße, Kreuzung Werbellinstraße. In Neukölln sollen sich die Teilnehmer dann der Revolutionären 1.-Mai-Demonstration anschließen, die wie oben geschrieben am Sonntag um 16 Uhr beginnt.

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Die Partei Die Linke lädt zu mehreren Maifesten in der Stadt ein. Am Sonntag von 13 bis 18 Uhr auf dem Mariannenplatz, am Sonntag von 13 bis 18.30 Uhr an der Bötzoweiche am Volkspark Friedrichshain, am Sonntag um 14 Uhr auf dem Barnimplatz in Marzahn-Hellersdorf und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr auf dem Schlossplatz in Köpenick.