Grüner Garten am Rande Pankows
Wie geht es weiter mit dem Botanischen Volkspark in Pankow?
Auf einer Podiumsdiskussion beim Erntefest am Sonnabend soll die Zukunft des Parks besprochen werden

Nach einem langen, trockenen Sommer zeigt der Herbst seine schönsten Vorboten im Botanischen Volkspark in Pankow. Wie aus dem Tuschkasten tummeln sich die bunten Farben. Noch stehen die Stauden stolz und säumen den Weg zum Gewächshaus. Für die Akteure im Park beginnt indes ein Herbst voll Ungewissheit. Imker, Bauerngärtner, Kräuterpädagogin und Umweltpädagogen auf dem Weltacker, die den Park zu einem wertvollen Zentrum für Naturpädagogik, Bildung und Erholung machen, wissen noch immer nicht, wie die Zukunft des Botanischen Garten in Pankow genau aussehen soll.
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Erntefest im Botanischen Volkspark Pankow
Um über diese Zukunft im Gespräch zu bleiben, und sie mitgestalten zu können, haben sie Pankower Politiker zu einer Diskussion eingeladen. Stattfinden soll sie zum großen Erntefest am Sonnabend. An diesem Tag gründen die Akteure im Park auch einen Verein. Sie wollen dabei sein bei der Gestaltung eines echten Kleinods, das in den Dornröschenschlaf gefallen zu sein scheint.
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Die gelben Stühle des Café Mint stehen gestapelt im Gewächshaus, dessen Türen sind verschlossen. An den Wochenenden wird lediglich durch ein Fenster Kaffee und Eis verkauft, kein Ersatz für den Anziehungspunkt, welchen das Café früher darstellte. Immerhin sei es bis zu einem geplanten neuen festen und ganzjährigen gastronomischen Angebot gelungen, ein temporäres Angebot für die Besucher zu anzubieten, sagt Stadträtin Manuela Anders-Granitzki. Das Café Brühling biete an den Wochenenden Kaffeevariationen, Erfrischungsgetränke, Eis und kleine Kuchen an.
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Dennoch: Alle Besucher, die an diesem trüben Donnerstagvormittag in den Park gefunden haben, schleichen um die Gewächshäuser und bedauern den Verlust. Auf dem Weltacker will Ekkehard Spiegel hingegen den Optimismus nicht verlieren.
Zwischen den 45 Kulturen, darunter Soja, Baumwolle, Erdnüsse, Reis und Raps, die er hier anbaut, betont er, wie gut es mittlerweile mit dem neuen Betreiber des Parks, dem Bezirksamt Pankow funktioniert.
Verträge für Akteure im Botanischen Volkspark kurz vor Abschluss
Zum Ende des letzten Jahres hatte der Bezirk dem langjährigen Partner Grün Berlin den Auftrag zur Bewirtschaftung und Entwicklung überraschend entzogen. Seitdem warten alle Beteiligten, wie es weiter geht. „Mehr als die Zusage, dass alle Akteure im Park auch weiterhin hier bleiben sollen, haben wir noch nicht“, sagt Ekkehard Spiegel, Man hoffe, dass das Wort gilt. Aus dem Bezirksamt heißt es dazu, die Verträge würden derzeit in die finale Phase gebracht. Insbesondere der Vertrag mit den Bauerngärten steht kurz vor dem Abschluss, so die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki.
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Und das wird höchste Zeit. Denn Sicherheit und Planbarkeit sind unersetzlich, wenn Dinge langfristig wachsen sollen. Ekkehard Spiegel, dessen Projekt Weltacker sich derzeit nur aus privaten Spenden finanziert, plant jetzt im September das kommende Jahr. In den letzten beiden Jahren wurde das Bildungsprojekt als Klimaacker vom Senat finanziert. Doch der ziert sich nun, wo nicht klar ist, wie es weiter geht. Spiegel hofft auf einen positiven Bescheid im Dezember.

Auch in den Bauerngärten wollen die Interessenten auf der ellenlangen Warteliste wissen, wie es in Blankenfelde voran geht. Dabei gäbe es längst ein Konzept für den Park. Es wurde gemeinsam von Grün Berlin, dem Bezirksamt und der Senatsverwaltung für Umwelt 2021 erarbeitet. Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung und ihr Parkbeirat wollen jedoch ein neues Konzept erstellen.
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Bezirk erwägt Klage gegen Grün Berlin
Doch anstatt in der Sache Gas zu geben, erwägen SPD und Linke im Bezirk eine Klage gegen die Grün Berlin GmbH. Dort habe man den Park herunter gewirtschaftet, hießt es. Grün Berlin hält dagegen: die Missstände seien lange bekannt und dem schmalen Budget geschuldet.
Defekte an der Beregnungs- und Verschattungsanlage, die mangelnde Wartung der Hochgewächshäuser, undichte Glasdächer, Wasserschäden am Mauerwerk und die Halbierung des Pflanzenbestands und vieles mehr werden diskutiert. Die Stadträtin Manuela Anders-Granitzki will zunächst im Ausschuss für Grünanlagen zum Thema beraten und „gewissenhaft prüfen.“

Doch dabei behindert der Blick in die Vergangenheit auch das Gestalten der Zukunft. „Fakt ist“, sagt Ekkehard Spiegel, „ohne Konzept arbeiten ist nicht gut. Wir müssen weg vom Provisorium.“ Und spricht dabei für den neuen Verein. Denn im Park gibt es ja bereits Schätze, die bewahrt werden sollen: den Weltacker, der zeigt, wie auf 2000 Quadratmetern, so viel Ackerfläche stünde jedem Erdenbürger rechnerisch zu – gewirtschaftet wird. Die Bauerngärten, die sich vor Anfragen nicht retten können, den Imker, der Kurse gibt, die Kräuterpädagogin, die Wanderungen veranstaltet, Wildnispädagogen für Kinder. Den Betreiber des Café „Mint“ hat das ewige Hin und Her bereits die Segel streichen lassen.
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Neuer Name für den Botanischen Volkspark Pankow Blankenfelde?
In der BVV wird derweil darüber nachgedacht, dem Park erst einmal einen neuen Namen zu verpassen (Vorschlag von SPD und Linke). Auch die Stadträtin ist dem gegenüber aufgeschlossen. „Der Park ist historisch gesehen kein Volkspark und reiht sich auch nicht in deren Tradition ein. Ein Volkspark bedeutet ein Zusammenwirken von Sport, Spiel und Erholung“, sagt Manuela Anders-Granitzki. Die Sportfläche der Nordendarena sei direkt benachbart und über Spielangebote könne man für die Zukunft nachdenken, obwohl aktuell die Natur dort selbst genug Angebote biete. „Die Tradition dort steht seit Beginn für Bildung und Botanik und wurde in den letzten Jahrzehnten um die Erholung erweitert. Das sollte auch ein zukünftiger Name widerspiegeln.“