Einsatzkräfte der Berliner Polizei kontrollieren die Einhaltungen der Schließ-Verordnung für Lokale. Sie tragen keine Schutzmasken. 
Einsatzkräfte der Berliner Polizei kontrollieren die Einhaltungen der Schließ-Verordnung für Lokale. Sie tragen keine Schutzmasken.  Foto: Morris Pudwell

Im Kampf gegen Corona stehen die Männer und Frauen der Berliner Polizei an vorderster Front. Das öffentliche Leben wird zunehmend lahmgelegt,auch eine Ausgangssperre nach spanischem Vorbild wird diskutiert. All diese Maßnahmen müssen von der Berliner Polizei umgesetzt und kontrolliert werden, womit für die Einsatzkräfte eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht.  Rund 300 Beamte sind derzeit unter Quaratäne gestellt.  Das Problem: Die Polizeiführung hat offenbar keine Übersicht darüber, wie groß der behördeneigene Bestand an Schutzmasken, Desfinfektionsmitteln und Handschuhen ist. Werden die, die uns schützen, ausreichend geschützt?

In Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich sind Polizisten mit Atemschutzmasken mittlerweile ein alltägliches Bild. Zwar ist unter Experten umstritten, wie viel Schutz eine solche Maske, die über Mund und Nase gezogen wird, tatsächlich bietet. In dem  Polizeiliche Rahmenplan „Pandemie“ heißt es wörtlich: „Influenzaviren werden vorwiegend durch Tröpfchen, möglicherweise auch als Aerosol, übertragen. Deshalb erhält der Atemschutz eine besondere Bedeutung.“ Auch das Coronavirus wird durch Tröpfchen, also etwa über Husten, Niesen oder Spucken übertragen. 

"Fehlende einheitliche Organisation"

Im Fall einer Pandemie gelte zudem: „Die Masken sind bei Nichtgebrauch von Nase und Mund abzuziehen, sollten aber um den Hals mit der Außenseite nach vorn getragen werden, um sie bei Bedarf sofort anlegen zu können“. Auch Desinfektionsmittel und Handschuhe werden wichtig eingeschätzt. Dennoch weiß die Polizeiführung nicht, wie groß die eigenen Bestände sind.

„Wir erleben gerade sehr deutlich, dass uns Versäumnisse der letzten Jahre und eine fehlende einheitliche Organisation innerhalb der Behörde auf die Füße fallen", sagt Benjamin Jendro, Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP. Zwar sei behördenintern kürzlich mitgeteilt worden, „dass alle Kräfte mit entsprechender und noch nicht abgelaufener Schutzausstattung versorgt sind", also mit Atemschutzmasken, Desinfektionsmitteln und Handschuhen. Doch das stimmt laut Jendro offenbar nicht:  „Uns ereilen an diesen Tagen zahlreiche Meldungen, die das Gegenteil darstellen“. 

„Keine validen Werte innerhalb der Polizei “

Wie kommt dieser Widerspruch zustande? Jendro weiter: „Fakt ist, dass es gar keine validen Werte innerhalb der Polizei gibt“. Denn anders als bei der Feuerwehr wird die Versorgungslage  mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln bei der Polizei nicht zentral erfasst. 

Das muss sich dringend ändern, fordert der FDP-Abgeordnete Marcel Luthe. Dem KURIER sagte er: „Logistik ist die Grundlage jedes erfolgreichen Kampfs, auch des Kampfs gegen Corona. Natürlich muss die Polizeispitze zentral erfassen, wo welches Material vorhanden ist und im Zweifel so umverteilen, dass Schutzmaterial optimal verfügbar bleibt. Wir brauchen unsere Polizei gesund.“

Eine Anfrage an die Polizei zu der brisanten Thematik blieb bis zum Nachmittag zunächst unbeantwortet.