Wenn der Roboter das Schnitzel zum Mittag bringt
Neuer Service-Roboter in Berlin vorgestellt. Bei den Johannitern setzt man auf technische Unterstützung.

Dass Pflegekräfte am Tag viel laufen, von Zimmer zu Zimmer entlang der Flure, ist bekannt. Bis zu zehn Kilometer können da schon zusammenkommen, haben Krankenschwestern einmal per Schrittzähler ermittelt. Das wäre in Berlin von Mitte nach Marzahn etwa. So manchen Gang könnten ihnen in Zukunft Roboter abnehmen, sie sollen in Zukunft in der Pflege helfen. Damit qualifizierte Mitarbeiter mehr Zeit für ihre wichtige Arbeit haben, so die Idee.
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Man unterscheidet beim Einsatz von Robotern in der Pflege zwischen Service-Robotern, Sozio-interaktiven Robotern, die etwa Witze erzählen können und auf Sprache reagieren, und Hebe-Robotern. Ein neuer Service-Roboter für Hol- und Bringedienste wurde jetzt in Berlin vorgestellt.
„Hallo, Frau Schultz, da sind sie ja!“ Der Roboter umkurvt auf dem Weg an das Bett der Patientin wendig Hindernisse und bringt Frau Schultz ihr Mittagessen samt Lieblingsgetränk und erinnert sie daran, ihre Medikamente zu nehmen. Dann gleitet der Roboter aus dem Zimmer und fährt zum nächsten Patienten.
Berliner Firma baut Pflegeroboter
Wenn es nach Matthias Krinke, dem Geschäftsführer der Berliner pi4_robotics GmbH geht, werden solche Szenen in Krankenhäusern und Pflegeheimen bald Alltag sein.
„Wir sind stolz, unseren Pflegeassistenz-Roboter zu präsentieren“, sagt Matthias Krinke, bei der Vorstellung des neuartigen Pflegeroboters. Das Gerät habe man in Zusammenarbeit mit Experten aus der Pflege entwickelt.
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Roboter bringt Getränke und Mittagessen
„Wir sehen viele gute Gründe, Roboter wie diesen einzusetzen“, sagt auch Luis Rulle von den Johannitern Berlin. Hier will man bald auf die Technik zurückgreifen. Rulle ist Einrichtungsleiter eines Seniorenhauses der Johanniter in Johannistal.
Ob Roboter im Kampf gegen den Pflegenotstand entscheidend sein könnten, untersucht auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung: Es förderte die Entwicklung des Roboters im Projekt „RoMi“ („Roboterunterstützung bei Routineaufgaben zur Stärkung des Miteinanders in Pflegeeinrichtungen“).
Das Forschungsprojekt RoMi beschäftigt sich mit der Frage, wie Roboter Pflegekräfte entlasten und Pflegebedürftige unterstützen können. Ziel des Projekts war es, zu untersuchen, wie Roboter Arbeitsprozesse im Pflegealltag beispielsweise bei Hol- und Bringdiensten vereinfachen können.
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Der Berliner Roboter soll vornehmlich Routineaufgaben übernehmen, die den Job von Pflegekräften erschweren. So trägt die Maschine etwa zehn Kilo auf einem Tablett, außerdem zwölf Getränkeflaschen. Nach drei Stunden Ladezeit ist er wieder für 12 bis 18 Stunden einsatzbereit. Dank seiner Kameras, Lasersensoren und Sicherheitszonen rempelt er niemanden an, aber auf einem freien Flur ist er schneller als die meisten Fußgänger: bis zu 5,4 km/h.
In Deutschland betreut eine Pflegekraft zurzeit 13 Personen – viel mehr als etwa in den Niederlanden oder in den USA. Der demografische Wandel verschärft den Pflegenotstand noch. Daher ist es zwingend erforderlich, dass menschliche Pflegekräfte sich besser auf qualifizierte Aufgaben konzentrieren können – und weniger rennen.
Roboter sind keine alleinige Antwort auf den Pflegenotstand, sie können in Zukunft aber Pflegekräfte bei Routineaufgaben entlasten, etwa beim Aufrichten und Umbetten von Patienten oder beim Getränkebringen.