Ulf Leo Sommer, Detlev Buck, Heike Makatsch und Peter Plate bei der „Romeo & Julia- Liebe ist Alles“-Musical-Premiere im Stage Theater des Westens Berlin.
Ulf Leo Sommer, Detlev Buck, Heike Makatsch und Peter Plate bei der „Romeo & Julia- Liebe ist Alles“-Musical-Premiere im Stage Theater des Westens Berlin. imago/APress

Mit kreischendem Applaus und stehenden Ovationen, Blumenwürfen und Jubelwellen ist am Sonntagabend die Uraufführung von „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ im Berliner Stage Theater des Westens gefeiert worden.

Das neue Musical von Rosenstolz-Legende Peter Plate, Ulf Leo Sommer und  Joshua Lange über die berühmteste und vielleicht traurigste Liebesgeschichte der Welt überzeugte das Premierenpublikum offenbar in allen Belangen. Zeitweilig erinnerte der Nummern-Applaus an ein komplett außer Rand und Band geratenes Popkonzert kurz vor dem Kollaps. Insbesondere nach den Songs „Halt dich an die Reichen“, „Es lebe der Tod“ und „Lass es Liebe sein“.

Der rappelvolle Saal im Theater des Westens war hörbar gespickt mit Rosenstolz-Fans. Eine davon, Chansonsängerin Annett Louisan , offenbarte dem KURIER: „Ich bin überwältigt. Ich mag die Kompositionen, die Kostüme. Ich erkenne deutlich die Musik von Rosenstolz wieder. Und ich mag den Clash zwischen Popmusik und Oper.“

Kim Fisher und Annett Louisan bei der „Romeo & Julia“-Premiere in Berlin.
Kim Fisher und Annett Louisan bei der „Romeo & Julia“-Premiere in Berlin. imago/Gartner

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), ebenfalls Rosenstolzianerin der ersten Stunde, frohlockte: „Es hat mir sehr, sehr gut gefallen. Besonders die Ohrwürmer, die haben sich direkt ins Herz gepflanzt. Jeder Rosenstolz-Fan hat wieder seine Heimat gefunden.“

Selbst Franziska Giffey sang bei „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ mit

Berlins Ex-Regierender Klaus Wowereit (SPD), der Claudia Roth zur Begrüßung überschwänglich mit drei Küsschen bedachte, seine Parteigenossin und Berlins Noch-Regierende Franziska Giffey aber nur mit einem, zeigte sich ebenfalls vom Musical schwer angetan: „Wunderbare Inszenierung, ein ganz neuer Wurf. Man staunt und kann gar nicht so viel gucken. Toller Cast!“

Wowereit war besonders vom Song „Liebe ist alles“ hingerissen. Dem konnte auch Franziska Giffey  kaum widerstehen. Sie sang und klatschte in der ersten Reihe derart selbstvergessen mit – manch einer, der sie noch gar nicht kennt, hätte sie für ein Groupie halten können.

Dem KURIER sagte Giffey später: „Das ist genau mein Musikgeschmack, einfach wunderbar. Es ist überwältigend schön. Auch die Verbindung von dem alten Text, der modernen Musik und der kraftvollen Performance, großartig.“

Romeo & Julia-Premiere mit Stefanie Simon, Julian F. M. Stoeckel und dessen Freund Marcell Damaschke.
Romeo & Julia-Premiere mit Stefanie Simon, Julian F. M. Stoeckel und dessen Freund Marcell Damaschke. imago/Gartner

Aber in „Romeo & Julia“ von Shakespeare geht es natürlich nicht nur um Leidenschaft und Liebe. Es geht auch um Toleranz. Wie war das mit der Toleranz im eigenen Elternhaus, wenn es um Beziehungen ging? Schrill-Entertainer Julian F. M. Stoeckel erinnert sich: „Das Thema, dass eine Liebe nicht akzeptiert ist, ist ja topaktuell. Gar nicht wegen der Sexualität. Bei vielen Familien ist es so: Wenn du nicht aus dem richtigen Stall kommst oder den richtigen Beruf hast, wird es schwierig. In meiner Familie habe ich das zum Glück nie erfahren, weil weder meine Sexualität, noch mit wem ich zusammen bin, ein Thema war. Aber ich kenne viele Leute, bei denen es anders ist, wo Eltern intervenieren und versuchen, eine Beziehung zu zerstören, weil sie glauben, das passt nicht zu ihrem Kind.“

„Romeo & Julia – Liebe ist alles“ handelt auch von Toleranz

Travestie-Star Sheila Wolf sagte: „Es gab schon Freunde und auch Liebschaften, mit denen meine Mutter Probleme hatte. Und Teile meiner engeren Familie, Tante und Onkel, sagten mir mal: Schmeiß dein Leben nicht weg – wenn du dich so anmalst und auf die Bühne stellst.“

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (r.) auf dem roten „Romeo & Julia“-Teppich.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (r.) auf dem roten „Romeo & Julia“-Teppich. imago/Gartner

Auch Schauspielerin Katy Karrenbauer trieb am Premierenabend von „Romeo & Julia“ das Thema Toleranz um: „Ich hatte sehr viele toll aussehende schwule Freunde, die ich mit nach Hause brachte, und meine Mutter fragte dann immer: Ist das dein Freund? Und ich: Nee, der ist schwul! Ach … Aber grundsätzlich wurden alle Menschen bei uns immer sehr herzlich aufgenommen. Toleranz ist etwas ganz Wichtiges in unserer Gesellschaft. Ich weiß aber auch – ich bin ja von meinem ersten richtigen Freund geschlagen worden, da gab es ganz viel Missbrauch, und ich habe trotzdem immer dafür gesorgt, dass der weiter zur Familie gehört und kommen durfte, was paradox ist, weil wir Frauen meistens nicht wollen, dass da Zwiespalt herrscht.“

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Zu den vielen Prominenten, die die Weltpremiere im Berliner Stage Theater des Westens besuchten, gehörten auch Detlev Buck, Heike Makatsch, Conchita Wurst, Gesine Cukrowski, Josephin Busch, Sabin Tambrea, Jannik Schümann, Max Raabe, Katja Ebstein, Alec Völkel, Kim Fisher, Jurassica Parka, Thomas Hermanns, Georg Uecker und ein überraschend maulfauler Marius Müller-Westernhagen.