175 Stationen in Berlin

Welche Berliner U-Bahnhöfe sind die schönsten?

Ein Bildband porträtiert 30 Berliner U-Bahnhöfe. Im Vorbeifahren merkt man oft gar nicht, wie schön manche sind.

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Der jüngste Berliner U-Bahnhof Museumsinsel ist der 175. des Streckennetzes. Er gehört zum 2,2 Kilometer langen Lückenschluss der U5 zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz. 6662 LED-Lichter funkeln an der Decke. 
Der jüngste Berliner U-Bahnhof Museumsinsel ist der 175. des Streckennetzes. Er gehört zum 2,2 Kilometer langen Lückenschluss der U5 zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz. 6662 LED-Lichter funkeln an der Decke. Christoph Soeder/dpa

Das Berliner U-Bahn-Netz umfasst 175 Bahnhöfe auf einer Streckenlänge von 146,6 Kilometern. Seit am 18. Februar 1902 die erste U-Bahn Deutschlands in Berlin losfuhr und auf elf Kilometern Strecke Fahrgäste zwischen Stralauer Tor und Potsdamer Platz beförderte, ist die U-Bahn aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

Architektonische Schätze im Untergrund

Das Netz wuchs und mit ihm die Anzahl der Bahnhöfe. Zwei Architekten haben den Bau vieler Bahnhöfe im Untergrund maßgeblich geprägt: Alfred Grenander (1863–1931) und Rainer Gerhard Rümmler (1929–2004). Wer sich auf eine Fahrt in den Berliner Untergrund begibt, entdeckt so manchen architektonischen Schatz.

Im Bebra-Verlag ist jetzt ein Buch erschienen, welches die schönsten U-Bahnhöfe Berlins und ihre Geschichten vorstellt. Uwe Friedrich setzte die Bahnhöfe fotografisch in Szene. Natürlich ist es Geschmackssache, ob man lieber Schnörkel mag oder neue Sachlichkeit. Spannend ist eine Reise zu den unterschiedlich gestalteten Bahnhöfen allemal. 

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Hat das Zeug zum Lieblingsbahnhof: Museumsinsel

Auch einer der neuesten Bahnhöfe, der U-Bahnhof Museumsinsel mit seiner funkelnden Sternendecke, hat das Zeug, zum Lieblingsbahnhof zu werden. Allen Bahnhöfen ist gemein, dass sie den jeweiligen Zeitgeist während ihrer Entstehung spiegeln. So erzählen sie Geschichte und Geschichten der Stadt. 

U-Bahnhof Paulsternstraße

Berliner U-Bahnhof Paulsternstraße: Die Wandgestaltung erinnert an Natur und Schrebergärten. 
Berliner U-Bahnhof Paulsternstraße: Die Wandgestaltung erinnert an Natur und Schrebergärten. Uwe Friedrich/bebraverlag

Der Begriff „Paulstern“ soll auf den Gastwirt Paul Stern zurückgehen, dessen Gasthaus im frühen 18. Jahrhundert in der Nähe der heutigen Nonnendammallee stand. Gerhard Rümmler orientierte sich bei der Gestaltung des Bahnhofs an der Geschichte des Ortes. Hier gab es einst das Große Rohrbruch, ein Niederungsgebiet am ehemaligen Spreeverlauf und einen ausgedehnten Kiefernwald. Dementsprechend findet sich im U-Bahnhof eine Art Luchlandschaft mit Schilf, Gras und Blüten. Gewollt oder ungewollt – sicher auch eine Reminiszenz an Hunderte von Schrebergärten, die es hier dereinst gab. 

U-Bahnhof Mohrenstraße

U-Bahnhof Mohrenstraße. Viele Mythen ranken sich um den Bahnhof. 
U-Bahnhof Mohrenstraße. Viele Mythen ranken sich um den Bahnhof. Uwe Friedrich/bebraverlag

Pfeiler und Bänke verkleidete man am Bahnhof Mohrenstraße mit rotem Marmor. Jahrzehntelang hielt sich das Gerücht, dass das Material aus der zerstörten Reichskanzlei stammte. Der Spiegel hatte dies am 9. August 1950 verbreitet. Richtig ist, dass beim Bau von Hitlers Reichskanzlei 1936 in der Nähe reichlich Marmor verwendet wurde. Er stammte, wenigstens zum Teil, aus dem thüringischen Saalburg. Das Material für den U-Bahnhof wurde ebenfalls im VEB Marmorwerk Saalburg bestellt und binnen 108 Tagen geliefert. Dass im Bahnhof Überbleibsel des NS-Gebäudes stecken, ist also nur ein Mythos. 

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U-Bahnhof Paracelsus-Bad

Der U-Bahnhof Paracelsus-Bad erinnert an ein Badehaus. 
Der U-Bahnhof Paracelsus-Bad erinnert an ein Badehaus. Uwe Friedrich/bebraverlag

Durch die Benennung der U-Bahn-Station Paracelsus-Bad lag es auf der Hand, dass die Bahnhofshalle an ein Badehaus erinnern soll. Die Hintergleiswände sind mit weißen Kacheln unterschiedlicher Größe und hervortretenden schwarzen Fugen verkleidet. In regelmäßigen Abständen stellen farbige Fliesen stilisierte Säulen dar. Nach oben werden die Wände durch schwarze und grün-gelbe Kacheln abgeschlossen. Eine Besonderheit sind die Bilder an den Tunnelwänden. Sie zeigen Motive von Holzschnitten zum Thema Baden aus dem 16. Jahrhundert, der Lebenszeit von Paracelsus. 

U-Bahnhof Museumsinsel

An der Museumsinsel entstand der neueste Bahnhof im Berliner U-Bahn-Netz.  
An der Museumsinsel entstand der neueste Bahnhof im Berliner U-Bahn-Netz. Uwe Friedrich/bebraverlag

Der Bau des U-Bahnhofs Museumsinsel unter dem Spreekanal war besonders aufwendig, weil der Aushub einer offenen Baugrube nicht möglich war. Ähnlich wie beim Bau des U-Bahnhofs Brandenburger Tor arbeitete man auch hier mit Bodenvereisung, um in einer stabilen Umgebung die Bahnhofshalle bergmännisch herausbrechen zu können. Zwei Reihen Pfeiler bilden eine Art Säulenhalle auf dem 180 Meter langen Mittelbahnsteig. In die Pfeiler sind vertikale Lichtleisten eingelassen. An der blauen Decke funkeln mehr als 6000 LED-Leuchten. 

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U-Bahnhof Heidelberger Platz

U-Bahnhof Heidelberger Platz: Wer es herrschaftlich mag, muss hier aussteigen. 
U-Bahnhof Heidelberger Platz: Wer es herrschaftlich mag, muss hier aussteigen. Uwe Friedrich/bebraverlag

Die Stadt Wilmersdorf, die ihren Wohlstand zeigen wollte, ließ den Bahnhof durch den Architekten Wilhelm Leitgebel im Stil des Historismus wie eine unterirdische Kathedrale gestalten. Statt genieteter Stahlstützen, wie zur selben Zeit von Grenander verwendet, entstanden hier verzierte, wuchtige Granitmittelstützen. Der Bildhauer Martin Meyer-Pyritz schuf Tierplastiken wie zum Beispiel Hasen oder Krebse an den vier Ecken der Stützpfeiler, auf denen ein Kreuzgewölbe ruht. Die Leuchter geben dem Bahnhof eine sakrale Anmutung. In den 1980er-Jahren wurde die gesamte Strecke Wittenbergplatz–Krumme Lanke unter Denkmalschutz gestellt.

Ursprünglich in der Kennfarbe grau gestaltet: U-Bahnhof Magdalenenstraße.
Ursprünglich in der Kennfarbe grau gestaltet: U-Bahnhof Magdalenenstraße.Uwe Friedrich/bebraverlag

Die Magistrale Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee wurde von der neuen U-Bahn-Linie E erschlossen, indem am 21. Dezember 1930 die Strecke vom Alexanderplatz nach Friedrichsfelde mit zehn Bahnhöfen in Betrieb ging. Es waren die letzten Werke von Alfred Grenander, der am 14. Juli 1931 im Alter von 68 Jahren in Berlin starb. Für den Bahnhof waren zunächst auch die Namen Lichtenberg-Mitte oder Alfredstraße im Gespräch.

Der Bahnhof Magdalenenstraße wurde dem Zeitgeist entsprechend im Stil der neuen Sachlichkeit gehalten. Grenanders Handschrift findet sich hier in einer genieteten Pfeilerreihe in der Bahnsteigmitte und der „Kennfarbe“ Grau für Pfeiler und Fliesen. Nach seinem Prinzip der Kennfarbe soll sich jede Station deutlich von den jeweils davor beziehungsweise dahinter liegenden Bahnhöfen unterscheiden.

Wohl wegen der unmittelbaren Nähe zum MfS wurde der U-Bahnhof Magdalenenstraße ausgewählt, die Tunnelwände mit großformatigen Gemälden zur Geschichte der Arbeiterbewegung zu schmücken.

Das Buch „Die schönsten Berliner U-Bahnhöfe“ von Christian Simon mit Fotos von Uwe Friedrich gibt den U-Bahnhöfen eine Bühne.

Christian Simon, Die schönsten Berliner U-Bahnhöfe, April 2023 im Bebra-Verlag, 26 Euro.