Brigitte M. (72) flog durch die Vollbremsung durch den Bus, verletzte sich an Kopf, Knien und Rippen.
Brigitte M. (72) flog durch die Vollbremsung durch den Bus, verletzte sich an Kopf, Knien und Rippen. BK/KE.

Obwohl die Ampel rot leuchtete, lief er auf die Straße – direkt vor einen Linienbus. Eine Vollbremsung, eine Rentnerin stürzte im Bus. Nun nickte der Marzahner, als er verurteilt wurde.

Der Bus-Stopper jammerte: „Eigentlich bin ich ein netter, hilfsbereiter Mann. Tut mir sehr leid, was da passiert ist.“ Er sei total von der Rolle gewesen. Und im Rausch.

Es war 11.30 Uhr, als er am 19. November einen Bus der Linie X69 auf der Mehrower Allee stoppte. Die Busfahrerin (37): „Es war kurz vor der Haltestelle Lea-Grundig-Straße. Er bewegte sich nicht, ich musste stark bremsen.“

Eine Gefahrenbremsung. Rentnerin Brigitte M. (72), die ihren Ehemann aus dem Krankenhaus abgeholt hatte, war in dem Moment aufgestanden. An der nächsten Station wollten sie aussteigen. Sie konnte sich nicht halten.

Die Rentnerin: „Ich flog durch den Bus nach vorn, voll mit dem Kopf gegen eine Abdeckung.“ Sie musste ins Krankenhaus. Glück im Unglück: Keine Brüche. Prellungen an Kopf, Knien und Rippen. Brigitte M.: „Ich sah schlimm aus.“ Ein Hämatom zog sich über ihr Gesicht.

Fußgänger stoppte Bus: „Er war nicht Herr seiner Sinne“

Der Bus-Stopper außer Rand und Band. Die Busfahrerin: „Er klopfte gegen den Bus.“ Schläge gegen die Frontscheibe, dann brach er einen Scheibenwischer ab. Alarmierte Polizisten erlebten ihn widerspenstig. Sie mussten ihm Handfesseln anlegen. Er trat um sich. Ein Beamter: „Er war nicht Herr seiner Sinne.“

Benjamin B. war bis dahin nicht wegen Gewalt aufgefallen. Die Justiz kannte den Hilfsarbeiter vor allem als Schwarzfahrer. Mehrfach wurde er deshalb verurteilt, einmal wegen fahrlässiger Trunkenheit im Straßenverkehr – er war besoffen mit dem Rad unterwegs.

Katzenjammer vor Gericht. Tränen in seinen Augen: „Ist an dem Tag schlecht gelaufen, ich bitte um Entschuldigung.“ Da sei ganz viel zusammengekommen – „vom Tod meiner Tante erfahren, Job verloren, zum Alkohol gegriffen.“ Wodka und Bier, dann auf die Straße, um Nachschub zu besorgen. „Dann kam es zur Konfrontation mit dem Bus.“

Die Ampelschaltung? „Keine Erinnerung, nicht auf den Verkehr geachtet.“ Die Busfahrerin habe dann gehupt. Der Angeklagte: „An das Hupen kann ich mich erinnern, ich fühlte mich angegriffen.“ 2,77 Promille Alkohol im Blut hatte er bei seiner Attacke.

Bus-Stopper: Die Liste der Vorwürfe ist lang

Die Liste der Vorwürfe: Fahrlässiger gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, fahrlässige Körperverletzung, Sachbeschädigung, Widerstand, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, versuchte gefährliche Körperverletzung. Der reuige Bus-Stopper: „Durch den Alkohol, ich brauche Hilfe, ich will jetzt eine Therapie machen.“ Rentnerin M.: „Alkohol ist keine Entschuldigung.“

Und Alk ist auch kein Freifahrtschein. Allerdings war B. aus Sicht der Richterin zur Tatzeit nur vermindert schuldfähig. Das Urteil: Sechs Monate Haft auf Bewährung. Außerdem wird B. einem Bewährungshelfer unterstellt. B. nickte: „Nehme das Urteil an.“