„Bitte, holt uns hier raus!“
Zwei Berlinerinnen gefangen in Marrakesh
Die jungen Frauen sind die letzten Gäste in ihrem Hotel in Marokko. Auf der Straße werden sie beschimpft.

Sie hatten sich so auf das Land, die fremde Kultur und die Menschen gefreut. Doch jetzt sitzen diese beiden Berlinerinnen an ihrem Sehnsuchtsort Marrakesch fest. Wegen des Coronavirus wurden die Grenzen zur EU vor drei Tagen geschlossen: Zwei junge Frauen aus Wedding kommen nicht mehr zurück.
Der KURIER sprach mit ihnen übers Internet. „Bitte, liebe Bundesregierung, hol uns hier raus. Wir sind total
verzweifelt“, fleht S. am Telefon. Sie sitzt mit ihrer Freundin bei frühlingshaften Temperaturen auf dem Balkon ihres Ferienhotels. Genießen können sie ihren Urlaub aber nicht mehr. „Alle Restaurants und Supermärkte haben geschlossen. Selbst in unserem Hotel sind wir die letzten Gäste“, sagt die 23-Jährige. Auf die
Straße trauen sich S. und V. nicht mehr. „Wir werden von den Marokkanern beschimpft. Sie geben uns Deutschen die Schuld an der Verbreitung des Coronavirus. Wir haben Angst, dass uns etwas zustößt“, erzählt S.
Berlinerinnen fühlen sich im Stich gelassen
Eigentlich hätten sie, wie sie sagt, schon längst das Hotel verlassen müssen. Doch sie werden von der Geschäftsführung noch geduldet. „Wir würden verhungern, wenn uns ein Hotel-Angestellter nicht immer etwas von seinem Essen abgeben würde. Wenn er sich selbst mittags etwas kocht, bekommen wir eine Portion ab“, sagt sie. Die Mädchen, die für eine Berliner Event-Agentur arbeiten, sind am vergangenen Sonnabend nach Marrakesch geflogen und wollten ursprünglich eine zweieinhalbwöchige Rundreise durch Marokko machen. Doch dazu kam es nicht mehr, als die Grenzen zur EU am Dienstagmorgen kurzfristig geschlossen wurden. Die Berlinerinnen hatten sich sofort ans Auswärtige Amt und die Deutsche Botschaft gewandt, doch bisher nach eigenen Aussagen keine Antwort erhalten. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagen sie.
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Ihre Eltern machten sich in Berlin die größten Sorgen, hätten ihnen Geld überwiesen, damit sie über die Runden kämen. Der KURIER hat auch beim Auswärtigen Amt in Berlin nachgefragt: Warum hilft den beiden jungen Frauen niemand? Auf Nachfrage bei den Behörden heißt es, die beiden jungen Frauen seien bereits registriert. „Wir tun, was
wir können“, schreibt das Rechts- und Konsularreferat. Eine Einzelbetreuung sei in der derzeitigen Lage allerdings nicht möglich.
Je mehr Zeit vergeht, desto unruhiger werden die beiden Berlinerinnen. „Wir versuchen trotz unserer Panik positiv zu denken. Aber wir wollen schnellstmöglich zu unseren Familien und unseren Freunden und haben große Sorge,
dass wir hier länger festsitzen und so schnell nicht wieder zurück können. Das wäre für uns unter diesen Umständen fatal“, sagt S.
Anmerkung der Redaktion: Beide Frauen wurden nach der Veröffentlichung dieses Artikel in den sozialen Netzwerken angegriffen und bedroht. Deshalb haben wir den Text im Nachhinein anonymisiert.