Die Abfertigungshalle am BER bleibt aufgrund des Warnstreiks von Verdi leer. Nur die Zugänge zum Sicherheitsbereich sind gesichert. Am Hauptstadtflughafen sind wegen des Warnstreiks des Sicherheitspersonals rund 200 Abflüge gestrichen worden.
Die Abfertigungshalle am BER bleibt aufgrund des Warnstreiks von Verdi leer. Nur die Zugänge zum Sicherheitsbereich sind gesichert. Am Hauptstadtflughafen sind wegen des Warnstreiks des Sicherheitspersonals rund 200 Abflüge gestrichen worden. dpa/Sommer

Rein geht noch, raus nicht mehr. Am BER streikt seit 3.30 Uhr am Morgen das Sicherheitspersonal. 300 Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass kein Passagier abgefertigt werden kann. Alle rund 200 Abflüge für den heutigen Tag wurden deshalb gestrichen. Allerdings: An den Gepäckbändern und in der Ankunftshalle herrscht Betrieb. Ankünfte sind noch möglich. Aber auch hier fallen viele Flüge aus. Ähnlich sieht es an den Airports in Hamburg, Hannover und Bremen aus.

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Am frühen Morgen am BER: Die Abfertigungshalle ist verwaist. Die Check-in-Schalter sind leer, nur ein paar Mitarbeiter in gelben Warnwesten sichern die Zugänge in den Sicherheitsbereich. Und ein paar Reisende, die nicht mitbekommen haben, dass heute gestreikt wird, stehen kurz vor 6 Uhr verzweifelt vor den Anzeigetafeln mit den Abflügen. Mit den Abflügen, die eigentlich geplant waren. Doch hinter jedem Ziel steht gestrichen.  8.45 Uhr mit der LH177 nach Frankfurt – gestrichen. 8.50 Uhr mit der DX 122 nach Saarbrücken – gestrichen. 8.50 Uhr mit FR 3311 nach Mailand – gestrichen.

Nach Angaben des BER sind vom Warnstreik rund 27.000 Passagiere betroffen

Allein am BER wurden rund 200 Abflüge gestrichen. Nach Angaben des Flughafens sind davon etwa 27.000 Passagiere betroffen. Der Flughafen ging davon aus, dass zudem etwa ein Drittel der rund 200 geplanten Landungen ausfallen.

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Nur in der Ankunftshalle herrscht ein wenig Betrieb. Da ankommende Passagiere ja nicht noch mal gecheckt werden, wird hier niemand vom Sicherheitspersonal, die heute streiken, benötigt. Der Flughafen BER spricht von einem Drittel der Ankünfte, die heute fliegen könnten. Schaut man auf die Anzeigetafel sieht es eher nach rund der Hälfte aus.

Ein einsamer Reisender schaut um 5.54 Uhr auf die Anzeigetafel mit den Abflügen: Hinter jeder Flugverbindung steht: gestrichen.
Ein einsamer Reisender schaut um 5.54 Uhr auf die Anzeigetafel mit den Abflügen: Hinter jeder Flugverbindung steht: gestrichen. dpa/Sommer

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Flüge aus Wien, Mailand und Zürich landen, Ankünfte aus Singapur, Marrakesch und Palma de Mallorca fallen aus. Flieger, die ankommen, müssen über Nacht auf dem BER stehenbleiben. Deshalb werden vor allem viele Flüge von Ryanair gestrichen. Bei dem Billigflieger gibt es komplizierte Flugpläne, die Flugzeuge fliegen im Zickzack durch Europa. Bleibt eine Maschine stehen, würde alles durcheinander geraten. Aber auch Landungen von Lufthansa, Eurowings oder Air France werden abgesagt.

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Hintergrund des Warnstreiks sind einerseits die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und andererseits die bundesweiten Mantel-Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.

Verdi fordert für die 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 27. bis 29. März in Potsdam verabredet.

Am Hamburger Flughafen begann der Warnstreik bereits am Sonntagabend. „Der Streik ist pünktlich losgegangen“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe. Für Montag wurden nach Angaben des Flughafens alle 123 ursprünglich geplanten Starts abgesagt und auch mindestens 50 der ursprünglich 121 vorgesehenen Landungen.

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Aufgerufen zu dem Protest hatte die Gewerkschaft etwa 2000 Beschäftigte. Der Warnstreik trifft mitten in den Hamburger Frühjahrsferien voraussichtlich Zehntausende Flugreisende. Landungen sind demnach am Montag zwar möglich. Streikbedingt würden aber auch bei Ankünften ganztägig Flugstreichungen und deutliche Verzögerungen erwartet.

Gestrandete Fluggäste, die vom Streik nichts mitbekommen hatten, gehen am Montag durch die Abfertigungshalle am BER-Flughafen.
Gestrandete Fluggäste, die vom Streik nichts mitbekommen hatten, gehen am Montag durch die Abfertigungshalle am BER-Flughafen. dpa/Sommer

In Hannover hatten die Beschäftigen der Bodenverkehrsdienste ihre Arbeit bereits am Sonntagabend um 21 Uhr niedergelegt. Der Warnstreik des Luftsicherheitspersonals begann um Mitternacht und soll genau 24 Stunden dauern. „Die Beteiligung ist hoch, die Leute sind motiviert“, sagt Gewerkschaftssekretär Lars Kalkbrenner.

Ursprünglich waren 35 Abflüge und 34 Ankünfte in Hannover geplant. Verdi hatte angekündigt, dass voraussichtlich keiner der Flüge durchgeführt werden könnte. In Hannover sollen laut dem Flughafenbetreiber zumindest Notfall- und Rettungsflüge möglich sein.

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Die Warnstreiks an den Flughäfen könnten nur der Auftakt für weitere Arbeitsniederlegungen auch in anderen Bereichen des Verkehrssektors sein. So befindet sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG derzeit in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnunternehmen über neue Tarifverträge.

Bis zum 23. März wird sie mindestens einmal mit jedem dieser Unternehmen zusammengekommen sein. Dann werde Bilanz gezogen und über weitere Maßnahmen entschieden, hatte ein EVG-Sprecher am Wochenende gesagt. Die Bild am Sonntag hatte zuvor berichtet, dass die EVG und Verdi für den 27. März bereits einen gemeinsamen Warnstreik planten, bei dem der Verkehrssektor in ganz Deutschland lahmgelegt werden solle.