Auf der Frankfurter Allee blüht während des Sonnenuntergangs eine Narzisse.
Auf der Frankfurter Allee blüht während des Sonnenuntergangs eine Narzisse. Foto: dpa/Christophe Gateau

Der Frühling kämpft weiter mit Startschwierigkeiten: Die Frühtemperaturen in unserer Region bleiben einstellig, weiter südlich rund um München schneit es wie im tiefsten Winter. „Direkt über dem Erdboden messen wir heute Morgen teilweise bis zu minus 10 Grad“ staunt Wetterexperte Dominik Jung (wetter.net) mit Blick auf den Kalender: Der April nähert sich seiner Mitte, und im Süden Deutschlands liegt eine dünne Schneedecke. „Der Monat ist sogar um rund ein Grad kälter als im langjährigen Klimamittel der Jahre 1961 bis 1990“, so Jung.

Kälte-Ei trifft genau auf Deutschland! In rund 5500 m Höhe liegen die Werte bei minus 30 bis minus 38 Grad, und das genau über unseren Köpfen.
Grafik: meteociel.fr
Kälte-Ei trifft genau auf Deutschland! In rund 5500 m Höhe liegen die Werte bei minus 30 bis minus 38 Grad, und das genau über unseren Köpfen.

Und daran wird sich im Wochenverlauf erst einmal wenig ändern: Die Nachttemperaturen nähern sich in unserer Region dem Gefrierpunkt, und tagsüber sind auch kaum mehr als zehn Grad drin.

Minus 30 bis minus 38 Grad werden direkt über unseren Köpfen gemessen.

Dominik Jung, Diplom-Meteorologe

„Schuld an der aktuellen Kälte ist wieder ein „Kälte-Ei“, erklärt Dominik Jung: In rund 5500 m Höhe sei ein Batzen kalter Luft vom Nordpol bis nach Mitteleuropa gezogen, und der ist mitten über Deutschland gelandet. „Minus 30 bis minus 38 Grad werden direkt über unseren Köpfen gemessen, und das ist damit in dieser Höhe der Kältepol in ganz Europa“, so der Wetterexperte. Die Folge seien kalte Nächte und kühle Tage. Dazu gibt es immer wieder Schauer, teils auch mit Graupel, Blitz und Donner.

Doch nächste Woche, so die Vorhersage des Wetterexperten, kommt der Frühling zurück. „Dann können wir auf 15 Grad plus x hoffen.“ Dabei fällt kaum Niederschlag. Und das, nachdem der März bereits 15 Prozent zu trocken war! Wetterexperte Jung erwartet, dass auch der April zu trocken enden wird. Zwar habe es immer wieder Schneeregen-, Schnee- oder Regenschauer gegeben, aber in der Fläche war das viel zu wenig. „Eine neue Trockenheit deutet sich an. Generell könnte dieser Sommer wieder extrem werden, so extrem wie das Jahr bereits gestartet ist.“

Das Wetter, so scheint es, ist aus den Fugen. Derzeit erleben wir einen ungewöhnlich lang gezogenen Spätwinter. Früher einmal war der April ein Garant für sehr warmes und fast schon frühsommerliches Wetter. Doch nun erleben wir beim Wetter in diesem Jahr eine extreme Achterbahnfahrt. Sowohl Februar als auch März waren deutlich zu kühl gestartet. „Doch jeweils in der letzten Woche schossen die Temperaturen auf nie zuvor gemessene Rekordwerte. Im Februar bis 22 Grad, im März bis 27,2 Grad. „So warm war es in Deutschland noch nie im einem März gewesen. Die Wetterextreme nehmen offensichtlich immer mehr zu“, bringt es Dominik Jung auf den Punkt.

Der März war bereits 15 Prozent zu trocken. Der April ist auf bestem Weg, ebenfalls zu trocken zu enden.
Karte vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung
Der März war bereits 15 Prozent zu trocken. Der April ist auf bestem Weg, ebenfalls zu trocken zu enden.

Derartig extreme Schwankungen haben Klimaforscher als Auswirkungen des Klimawandels vorhergesagt, und so kommt es nun. Wetterexperte Jung blickt voraus: Werden derartige Wetterextreme auch in diesem Sommer auftreten? „Das ist gut möglich. Es muss kein durchweg sehr warmer Sommer werden. Die Wettermodelle setzen derzeit auf einen ‚leicht zu warmen‘ Sommer 2021.“ Das schließe aber nicht aus, dass dabei trotzdem Wetterextreme auftreten. Extreme Temperaturschwankungen von Juni bis August seien durchaus möglich.

„Da kann es zwei oder drei Wochen mäßig warmes Schmuddelwetter geben und dann plötzlich eine mehrtägige Hitzewelle mit Topwerten über 35 oder sogar um 40 Grad.“ Jung erwartet, dass solche Wetterextreme zukünftig öfters auftreten. Auch die Dürre werde das Wetterjahr 2021 begleiten. Jetzt schon sei die Erde an vielen Stellen knochentrocken. „Keine gute Ausgangslage für die kommenden Monate“, warnt der Diplom-Meteorologe.