Erst am Wochenende nahm die Polizei eine Bande fest
Vorsicht, Betrüger: Hier entlarvt ein Experte für den KURIER die miesen Tricks der Hütchenspieler
Trotz Corona tauchen die Hütchenspieler wieder auf den Straßen Berlins auf - und zocken Berliner ab.

Alex, Brandenburger Tor, East Side Gallery: Wer derzeit durch Berlins Straßen flaniert, stößt an vielen Ecken auf ein typisches Frühlings-Phänomen. Trotz Corona werden die Plätze der Hauptstadt wieder von Hütchenspielern bevölkert! Die professionellen Abzock-Banden versuchen, Berliner mit ihrer Masche über den Tisch zu ziehen – und trotz Warnungen gehen Ahnungslose den Abzockern auf den Leim.
Immer wieder fallen ahnungslose Berliner auf Hütchenspieler rein
Normalerweise sollte jeder wissen: Gegen die Hütchenspieler-Banden, die in der schönen Jahreszeit auf den Straßen der Stadt ihr Unwesen treiben, kann man nur verlieren – und doch fallen gerade Touristen immer wieder auf die Abzock-Masche herein. Laut Zahlen der Polizei geht man von etwa 200 Menschen aus, die oft aus dem Ausland kommen und in Berlin mit dem Betrugsspiel ihr Geld verdienen. Sie tummeln sich an etwa 30 bekannten Hotspots wie der East Side Gallery, dem Brandenburger Tor, dem Alex und dem Potsdamer Platz.

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Erst am Wochenende nahmen Ermittler der Polizei eine Bande fest, dieses Mal im Treptower Park. Die acht Männer im Alter von 35 bis 67 Jahren und zwei Frauen im Alter von 37 und 46 Jahren stünden im Verdacht, mit Hütchenspielen banden- und gewerbsmäßigen Betrug zu betreiben, teilten die Beamten mit. Die Handschellen klickten am Sonntagnachmittag im Hafenbereich der Schiffsanlegestellen.
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Die Tatverdächtigen seien dort bei betrügerischen Spielzügen beobachtet worden, mit denen sie einen vierstelligen Betrag erbeuteten. In einem abseits des Parks durchsuchten Auto seien zudem unter anderem Spielutensilien gefunden worden. Bisher seien 18 Menschen ermittelt werden, die am entsprechenden Nachmittag beim Hütchenspiel betrogen wurden.

Die Masche funktioniert immer gleich: Eine Bande besteht aus einem Spieler und mehreren Komplizen. Der Spieler legt ein Kügelchen unter eine von drei Pappschachteln, schiebt sie hin und her. Dann muss geraten werden, wo das Bällchen ist. Die Komplizen mimen Passanten, täuschen Gewinne vor – und überzeugen so andere Fußgänger, ihr Geld zu setzen. Dann beginnt die Trickserei –das Kügelchen wird gekonnt gemopst und heimlich zwischen den Fingern versteckt. Jeder Tipp verliert, die Kohle ist futsch.

Auch für den Berliner Maik M. Paulsen ist nicht nachvollzieh[1]bar, dass immer wieder Menschen auf die Abzockerei hereinfallen. „Normalerweise sollte jeder wissen, dass man nur verlieren kann“, sagt er. „Dass die Leute mitspielen, könnte etwas mit dem Reiz des Verbotenen zu tun haben. Aber selbst wenn ich gegen einen Hütchenspieler zocken würde, würde ich verlieren.“ Und das, obwohl Paulsen Fachmann ist: Seit Jahren verdient er als Profi-Falschspieler sein Geld, lässt sich für Events buchen.
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Nur: Wenn er am Casinotisch mit seinen Gästen spielt, bestimmt er dank Fingerfertigkeit und allerlei Kunststücken selbst, wer gewinnt. Auch das Hütchenspiel führt er dabei vor – gespielt wird nie um Geld, sondern nur zu Unterhaltungszwecken. „Man kann nicht gewinnen. Aus einem einfachen Grund: In dem Moment, wenn der Zuschauerrät, wo die Kugel ist, ist sie unter keiner der drei Schachteln, weil der Hütchenspieler sie in Wirklichkeit zwischen seinen Fingern versteckt. Jeder Tipp geht deshalb ins Leere.“

Dem KURIER verriet er, wie das Kunststück funktioniert (siehe Fotos). Schockierend für Paulsen: „Bei jedem Auftritt sitzen Leute an meinem Tisch, die erzählen, dass sie im Urlaub schonmal Geld verloren haben.“ Menschen um ihr Geld bringen würde er nie – lieber will er aufklären. Sein Geld verdient er auf ehrliche Weise: Sogar beim Finanzamt ist Paulsen als Falschspieler eingetragen, als einziger in ganz Deutschland.