Hertha-Fan vor Gericht
Vor dem Berlin-Derby: Er warf einem Union-Fan eine Flasche ins Gesicht
Beide waren auf dem Weg ins Olympiastadion, dann eskalierte es. Erik K. wurde getroffen und sieht heute auf einem Auge nur noch schlecht.

Die Fans waren auf dem Weg zum Stadtderby, Gedränge in der S-Bahn, die Tür ging auf – plötzlich flog eine Bierflasche ins Gesicht eines Union-Fans. Nach dem fiesen Flaschenwerfer suchte die Bundespolizei mit einem Überwachungsbild vom Bahnhof Westkreuz. Lukas R. (26) stellte sich. Nun der Prozess vor einem Amtsrichter.
Der 9. April 2022. Im Olympiastadion das Bundesligaduell Hertha BSC gegen 1. FC Union. Ein Abendspiel. Gegen 16.30 Uhr der schlimme Vorfall im Anreiseverkehr. Hertha-Fan Lukas R. auf dem Bahnhof Westkreuz. Die Türen einer mit Union-Fans voll besetzten S5 geöffnet. Pöbeleien von beiden Seiten. Dann der Wurf einer Bierflasche in die Bahn.
Bleibende Folgen: Der Unioner hat nur noch 50 bis 80 Prozent Sehfähigkeit
Union-Fan Erik K. (35) getroffen. „Du blutest“, rief ein anderer Fan. Opfer K.: „Ich bin abgeklappt und im Olympiastadion wieder aufgewacht.“ Das linke Auge schwer verletzt. Not-OP, fünf Tage Klinik. Bleibende Folgen: Er hat – abhängig von den Lichtverhältnissen – nur noch 50 bis 80 Prozent Sehfähigkeit.
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Lukas R. will nicht bemerkt haben, dass er mit der Flasche traf: „Jedes Abteil der S-Bahn war voll, ich wurde angepöbelt, ich warf die Flasche.“ Nicht gezielt auf eine Person, sondern einfach so – „ich frage mich bis heute, was mich da geritten hat“.
Ein gelernter Kfz-Mechatroniker, der noch nie wegen Gewalt aufgefallen ist. R.: „Ich bin ein ganz normaler Hertha-Fan, kein Ultra.“ Nur der Alkohol sei damals ein Problem gewesen, wenn er mit anderen Fans unterwegs zu einem Spiel war.
Gesoffen schon am Vormittag und dann auf dem Weg zum Stadtderby. Der Kfz-Mechatroniker aus gutem Hause: „Es ist mir heute peinlich.“ Er könne sich auch nicht mehr an jedes Detail erinnern. Die Tat aber habe er begangen.
Der Flaschenwerfer voller Reue: „Es war eine Kurzschlussreaktion.“ Was mit Union-Fan K. geschehe, sei ihm nicht egal. Der Täter: „Es tut mir aufrichtig leid. Ich habe bereits 8000 Euro Schmerzensgeld gezahlt und werde auch noch mehr zahlen.“
Ein gereizter Fan, der einem anderen beinahe das Augenlicht nimmt. Opfer K.: „Ich kenne ihn nicht und ich bekam auch nicht mit, wer da geworfen hatte.“ Erst habe es eine „Bierdusche“ durch die geöffnete Tür gegeben. Dann ging er zu Boden. Als Union 4:1 gewann, lag er im Krankenhaus.
Der Fan von Hertha BSC bekommt eine Bewährungsstrafe
Im August 2022 fahndete die Polizei mit dem Bild aus einer Überwachungskamera nach dem Täter. Ein verschwommenes Foto. R.: „Habe mich sofort erkannt und gestellt.“
Der Vorwurf lautet auf gefährliche Körperverletzung. Es drohte Knast – auch wenn R. nicht vorbestraft ist. Er will weitere 20.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Sein Anwalt: „Keine von Hass getragene Tat. Er leidet täglich darunter.“
Das Urteil: ein Jahr und zehn Monate Haft auf Bewährung. Dazu die Anweisung: keinen Alkohol mehr, Teilnahme an einem Anti-Aggressionskurs. Strafmildernd wirkt das Geständnis und der Täter-Opfer-Ausgleich.