Karl Kreile (l) und Bodo Mende spazieren im September 2017 durch Berlin. Das Paar ist seit 1979 zusammen und gehörte zu den ersten, die ihre eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln ließen. 
Karl Kreile (l) und Bodo Mende spazieren im September 2017 durch Berlin. Das Paar ist seit 1979 zusammen und gehörte zu den ersten, die ihre eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln ließen.  dpa / Britta Pedersen

Sie sind fast genau fünf Jahre verheiratet, seit Jahrzehnten zusammen und noch immer glücklich: Als eines der ersten homosexuellen Ehepaare in Deutschland haben sich Bodo Mende und Karl Kreile am 1. Oktober 2017 in Berlin das Jawort gegeben.

Aktuell genießen die beiden ehemaligen Landesbeamten ihr Leben im Ruhestand und machen Urlaub in Sizilien. „Unseren Hochzeitstag werden wir in Palermo verbringen. Wir werden sicherlich schön essen gehen und den Tag genießen“, sagt Bodo Mende.

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Vor der Hochzeit waren die beiden bereits 38 Jahre lang ein Paar und führten bereits seit 2002 eine eingetragene Lebenspartnerschaft. „Im praktischen Leben hat sich daher durch die Hochzeit nicht viel verändert“, erzählt Mende (65). „Aber die Selbstverständlichkeit, mit der wir als Ehepaar akzeptiert werden, ist nun eine größere als vorher“, sagt der Berliner. So stutze niemand mehr, wenn einer der beiden etwa bei einer Hotelbuchung von „seinem Mann“ spreche. „Da ist keiner mehr irritiert.“

Noch immer gibt es Homo- und Transfeindlichkeit

Das heiße aber nicht, dass damit alles schon getan sei. Nach wie vor gebe es Homo- und Transfeindlichkeit, die noch befeuert werde durch fundamentalistische religiöse Kräfte. „Daher brauchen wir unbedingt eine Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes, um den Schutz der sexuellen Identität als Grundrecht zu verankern“, ergänzt Karl Kreile (64). Die Ehe für alle nannte Mende 2017 „juristisch gesehen einen Meilenstein“. Es gebe nun keine Ehen erster und zweiter Klasse mehr. „Wir gehen jetzt selbstbewusster Hand in Hand durch die Straßen.“

Annett Babinsky (r) und Laura Suarez feiern in Zürich ihre standesamtliche Trauung. Als eines der Schlusslichter in Europa hat die Schweiz am 01.07.2022 die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt. 
Annett Babinsky (r) und Laura Suarez feiern in Zürich ihre standesamtliche Trauung. Als eines der Schlusslichter in Europa hat die Schweiz am 01.07.2022 die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt.  dpa/Ennio Leanza

Bundestag und Bundesrat hatten die Ehe für alle vor fünf Jahren, kurz vor der Sommerpause 2017, beschlossen, also die rechtliche Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Partnerschaften, einschließlich des uneingeschränkten Adoptionsrechts. Seit dem 1. Oktober 2017 können gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Seit damals sind in Deutschland mehr als 65.000 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen worden, teilte das Statistische Bundesamt im Juli in Wiesbaden mit.

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Am 1. Oktober 2017 hatten in Berlin Kreuzberg und Schöneberg die Standesämter extra am Sonntag geöffnet. 

Ehe für alle war Meilenstein für Schwule und Lesben 

Eines der ersten verheirateten schwulen Paare Deutschlands waren damals Bodo Mende und Karl Kreile. Um 9.30 Uhr wollten die beiden im Rathaus Schöneberg ihre seit 2002 eingetragene Lebenspartnerschaft zur Ehe umwandeln lassen. „Dass wir wohl die ersten sein werden, ist toll für uns, weil wir schon so unendlich lange zusammen sind und sie eigentlich immer angestrebt haben, die Ehe für alle“, sagte Kreile damals.

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Zahl der gleichgeschlechtlichen Ehen nimmt ab 

Im Jahr 2021 wurden in ganz Deutschland 8700 Ehen zwischen Personen gleichen Geschlechts geschlossen. Im Jahr zuvor waren es 9900. Bei 900 der 8700 gleichgeschlechtlichen Eheschließungen handelte es sich um Umwandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften in Ehen. Verpartnerte Menschen können ihre Lebenspartnerschaft seit Einführung der Ehe für alle kostenlos in eine Ehe umwandeln. Das Schließen neuer Lebenspartnerschaften ist nicht möglich.