Der Schriftzug des Wohnungsunternehmens „Vonovia“ an der Firmenzentrale in Bochum. In Berlin sind etwa 70.000 Menschen Mieter bei Vonovia.
Der Schriftzug des Wohnungsunternehmens „Vonovia“ an der Firmenzentrale in Bochum. In Berlin sind etwa 70.000 Menschen Mieter bei Vonovia. Marcel Kusch/dpa

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will zur Verringerung des Gasverbrauchs die Heizungstemperatur der Gas-Zentralheizungen in der Nacht absenken. Die Leistung werde zwischen 23.00 und 6.00 Uhr auf 17 Grad Raumtemperatur reduziert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Tagsüber werde wie gewohnt geheizt. Auch die Warmwasserversorgung sei von diesem Schritt nicht betroffen. Hier gebe es keine Einschränkungen beim Duschen oder Baden.

„Wir nehmen die Alarmstufe sehr ernst. In den Vorstufen zu einer Gasnotlage leisten wir einen Beitrag zur Erdgas-Einsparung durch optimierten Betrieb unserer Anlagen. Um möglichst viel Gas in unseren Beständen einzusparen, werden wir in unseren Beständen sukzessiv eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen einführen“, so eine Sprecherin.

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Die Umstellung der Heiztemperatur soll nach Unternehmensangaben im Rahmen der Routinewartung der Heizungsanlagen vor Beginn der Heizperiode erfolgen. In einem Mieteraushang betonte Vonovia, das Unternehmen wolle mit diesem Schritt als verantwortungsvoller Vermieter dazu beitragen, Gas einzusparen und die Heizkosten zu begrenzen. Durch die Nachtabsenkung würden bis zu acht Prozent des Heizaufwands eingespart.

Vonovia besitzt mehr als 550.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich. Hinzu kommen rund 72.500 verwaltete Wohnungen.

Heizungen werden gewartet und optimiert

Auch der Wohnungskonzern Deutsche Wohnen teilte mit, man prüfe ebenfalls Möglichkeiten, Gas einzusparen.

Nach Angaben der Vonovia leben in Berlin etwa 70.000 Menschen in Wohnungen des Anbieters. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht auch in anderen Mietshäusern vielerorts Aushänge, die darauf hinweisen, dass die Heizungsanlage gewartet wird.

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Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte dazu aufgerufen, wo es geht Energie und insbesondere Gas einzusparen. Im Sommer verbrauchen Mieter naturgemäß wenige Gas. Nur für die Warmwasseraufbereitung wird Gas verwendet. Die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde in Sachsen hatte bereits die Versorgung mit Warmwasser reduziert und auf festgelegte Stunden am Tag beschränkt.

Massive Kostensteigerungen befürchtet

Die großen Vermieter in Deutschland warnen wegen der Energiepreise vor deutlichen Kostensteigerungen für Mieter. „Die Situation ist mehr als dramatisch, und der soziale Frieden in Deutschland ist massiv in Gefahr“, erklärte der Branchenverband GdW am Donnerstag.

In Folge des russischen Krieges in der Ukraine seien die Preise über alle Energiearten hinweg gemittelt bis Mai um 37 Prozent gestiegen. Für einen Ein-Personen-Haushalt bedeute das eine Mehrbelastung von 508 Euro im Jahr verglichen mit 2021. Es seien noch deutlich höhere Steigerungen und eine vierstellige Mehrbelastung zu erwarten.

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Ein Teil der Wohnungsunternehmen könnte nach Verbandsangaben in existenzbedrohende Liquiditätsengpässe geraten. Die Mieter und die Unternehmen dürften in dieser Situation nicht allein gelassen werden. „Der Staat muss in dieser Notsituation seiner sozialen Verantwortung gerecht werden“, forderte der Verband. Er schlug staatliche Hilfsfonds in verschiedenen Varianten vor, um Nebenkosten zu begrenzen.