Virologe Drosten will Quarantäne drastisch verkürzen
Der Berliner Experte spricht sich für nur noch fünf Tage Isolation aus. Mit diesem Vorschlag gehe er „an die Schmerzgrenze der Epidemiologie“, sagte er.

Berlin - Der Berliner Virologe Christian Drosten hat sich für eine Verkürzung der Quarantänezeit für Menschen mit Verdacht auf eine Coronainfektion von 14 auf 5 Tage ausgesprochen. Mit diesem Vorschlag gehe er „bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie“, sagte er am Dienstag in seinem ersten NDR-Podcast nach der Sommerpause. „Das ist schon, sagen wir mal, eine steile These, dass man sagt, nach fünf Tagen ist eigentlich die Infektiosität vorbei“, so Drosten. Die Überlegung sei aber: „Was kann man denn in der Realität machen, damit man nicht einen De-facto-Lockdown hat?“, fragte er. „Es nützt ja nichts, wenn man alle möglichen Schulklassen, alle möglichen Arbeitsstätten unter wochenlanger Quarantäne hat.“
Drosten: Covid-19-Patienten nach überstandener Erkrankung immun
Auch zum Thema Immunität äußerte sich Drosten in seinem Podcast. Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, sind seiner Ansicht nach vor einer erneuten Erkrankung geschützt. Zumindest für den Zeitraum der gegenwärtigen Pandemie dürfte die Immunität anhalten, sagte der Virologe. „Da bin ich sehr zuversichtlich.“ Im Ausnahmefall könne es möglicherweise bei erneutem Kontakt mit dem Virus zu einer neuerlichen, oberflächlichen Infektion kommen. Aufgrund der geringeren Viruskonzentration in solchen Fällen sollten daraus aber weder schwere Lungenentzündungen noch neue Infektionsketten entstehen.
Die in den vergangenen Tagen berichteten Fälle von neuerlichen Infektionen bezeichnete Drosten als „Raritäten“. Sie würden wahrscheinlich epidemiologisch, für die Verbreitung und für die Gefährlichkeit nicht ins Gewicht fallen. Wissenschaftler würden von solchen Fällen in Mitteilungen berichten, Medien das aufgreifen und zahlreiche Fragen daraus ableiten, etwa hinsichtlich der Immunität oder der Wirksamkeit von Impfstoffen. Jedoch: „Das beschreibt nicht die medizinische Realität und den Normalfall.“