Es geht um 3,2 Mrd. Euro
Viele Berliner betroffen: Immobilienfirma meldet Insolvenz an
Die Immobilienbranche ist innerhalb weniger Monate in eine tiefe Krise gerutscht. Jetzt hat es die Firma Project erwischt

Auf Immoscout24 wird im August mit Aktionspreisen für die Wohnanlage „Bergfelde Living“ in Hohen Neuendorf im Berliner Speckgürtel geworben. Hier sollen viele Eigentumswohnungen entstehen, die für 258.000 bis 645.000 Euro angeboten werden. Die Betonung liegt nun auf „sollen“. Denn der Immobilienentwickler, der hier baut, ist insolvent. Keine gute Nachricht für alle, die hier schon gekauft haben – und für die Firmen, die hier gerade bauen. Denn alle Bau-Projekte werden jetzt einer Prüfung unterzogen.
Der Nürnberger Immobilienentwickler Project hat mit bundesweit geplanten Vorhaben in Milliardenhöhe Insolvenz angemeldet. Bislang Insolvenz beantragt haben drei der vier Gesellschaften der Gruppe, teilen die Insolvenzverwalter der Nürnberger Kanzlei Schultze & Braun mit. Die Holding Project Real Estate AG wird demnach „kurzfristig“ folgen. Den Geschäftsbetrieb wollen die Juristen fortsetzen. Dabei wollen sie die Möglichkeiten einer Sanierung ebenso wie die Fortsetzung der Bauprojekte prüfen.
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Laut Insolvenzverwalter betreut die Gruppe deutschlandweit rund 60 Projekte
Laut Firmen-Website waren Ende Juni bundesweit 120 Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 3,2 Milliarden Euro im Bau oder in Planung. Nach Angaben der Insolvenzverwalter betreut die Gruppe deutschlandweit rund 60 Projekte.
„Ein wichtiger Grund für die Insolvenz sind die enorm gestiegenen Baukosten infolge des Ukrainekrieges. Dabei war es nicht möglich, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben“, heißt es in der Mitteilung vom Freitag. Schwerpunkt der Project-Gruppe sind die Ballungszentren Berlin, München, Hamburg, das Rhein-Main-Gebiet, das Rheinland und Nürnberg.
In der Region Berlin sind neben „Bergfelde Living“ weitere Projekte gerade im Bau oder bezugsfertig: Dazu zählen „Salut Potsdam“ in Potsdam-Bornim (Baubeginn, 19 Eigentumswohnungen, drei Häuser), „Billy Wilder Living“ in Lichterfelde (bezugsfertig Ende 2023, 71 Eigentumswohnungen), „Schiller & Havel“ in Hohen Neuendorf (bezugsfertig, 36 Eigentumswohnungen) und das Waidmanns in Reinickendorf (bezugsfertig, 18 Eigentumswohnungen).
Insolvenzen sind schlechte Nachrichten für Käufer, Investoren und Baufirmen gleichermaßen
Die Immobilienbranche ist innerhalb weniger Monate in eine tiefe Krise gerutscht. Insolvenzen sind schlechte Nachrichten für Käufer, Investoren und Baufirmen gleichermaßen. Der rasche Anstieg der Immobilienzinsen im Kombination mit dem Anstieg der Baupreise hat in den vergangenen Monaten bereits mehrere Insolvenzen in der Branche nach sich gezogen.

Bundesweit mehren sich Meldungen, dass Bauträger fertige Eigentumswohnungen und Häuser nicht oder erst nach Monaten verkaufen können, weil die erhofften Käufer die Preise nicht bezahlen wollen oder können. Geraten Immobilienentwickler in finanzielle Schwierigkeiten, treffen die Folgeschäden nicht nur Investoren und Käufer. Häufig bleiben die von den Entwicklern beauftragten Baufirmen auf unbezahlten Rechnungen sitzen.
Die Project-Gruppe warb bislang damit, dass sie „bei allen Bauvorhaben ausschließlich aus Eigenkapital“ schöpfe. „Unsere Kunden und Anleger genießen dabei größtmögliche Sicherheit und Verlässlichkeit“, hieß es noch am Sonnabend auf der Website.