Der KURIER zeigt zehn weitere Objekte aus dem DDR-Museum - Gegenstände, die es heute nicht mehr gibt.Fotos: DDR Museum, Berlin 2020
Am Sonnabend jährt sich die Deutsche Einheit zum 30. Mal – ein besonderes Jubiläum, das bei vielen Menschen Anlass für einen kleinen Rückblick gibt. Wer wissen will, wie es damals war, geht unter anderem in das Berliner DDR-Museum in der Karl-Liebknecht-Straße. Hier werden unzählige Dinge aus dem DDR-Alltag präsentiert – und das eigentliche Depot des Museums, gelegen in einer Halle in Spandau, ist weitaus größer: Hier lagern mehr als 300.000 Exponate aus Honeckers Zeiten, in jahrelanger Arbeit zusammengetragen und bei Spenden-Aufrufen gesammelt.
Viele Dinge, die über Jahrzehnte zum Alltag gehörten, landeten auf dem Müll, als die Mauer fiel. „Denn nach dem Fall der Mauer wollten viele Menschen den alten Ballast loswerden“, sagt Jörn Kleinhardt, der Sammlungsleiter des Museums. Dabei gibt es Dinge, die auch heute durchaus noch ihren Wert hätten, weiß er. Etwa der Milchtütenbehälter: Erst ab Mitte der 80er-Jahre setzten sich in der DDR Tetrapacks durch. Über Jahre gab es Milch nur in Plastiktüten – um sie besser aufbewahren zu können, stellte der VEB Kombinat Plast- und Elastverarbeitung Berlin Behälter für die Milchtüten her. „Die Beutel waren zwar unpraktisch, aber aus heutiger Sicht spannend, da sie weniger Ressourcen verschwendeten und weniger Müll produzierten“, sagt Kleinhardt.
In Form von Bildbänden (erhältlich u.a. im Museums-Shop, Karl-Liebknecht-Str. 1, und auf der Website des Museums) wird ein Teil des Schatzes nun öffentlich zugänglich gemacht. In Band zwei dreht sich alles um die Themen Freizeit, Kultur und Reisen. Hier sind unter anderem ein Trainingsanzug aus der DDR, eine Goldbroiler-Speisekarte und ein Kaffee-Service aus dem Palast der Republik zu finden. „Im Jahr 1976 eröffnete der Palast der Republik in Berlins Mitte mit dem Anspruch, ein Haus des Volkes zu sein. Neben dem Parlamentssaal, der Volkskammer, beherbergte der Palast etliche Bars, Restaurants, Diskotheken, Läden oder sogar eine Bowlingbahn“, erklärt Kleinhardt. „Hersteller des Porzellans war der VEB Henneberg Porzellan.“
Erinnern Sie sich? KURIER zeigt zehn der Objekte aus dem Freizeit-Bereich der DDR
Vergessene DDR: Zehn Dinge, die es heute nicht mehr gibt
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Die Goldbroiler-Speisekarte. Ab 1967 eröffneten in zahlreichen Städten der DDR Restaurants mit dem Namen „Zum Goldbroiler“. In diesen einfachen Lokalen gab es verschiedene Variationen des Grillhähnchens, welche in der DDR nach dem englischen Wort „to broil“ für grillen, schlicht „Goldbroiler“ getauft wurden. In der Bevölkerung setzte sich der Genuss des Broilers schnell durch.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
DDR-Lametta. „Früher war mehr Lametta“ wusste schon der Komiker Loriot. „Zu DDR-Zeiten war es üblich, den heimischen Tannenbaum reichlich mit Lametta zu bestücken. Diese ‚Unsitte‘ verschwand dann kurz nach der Wiedervereinigung“, sagt Jörn Kleinhardt. „Unser Lametta stammt aus der Produktionsgenossenschaft des Handels Steinheid in Thüringen und wurde dort bereits 1967 produziert.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Jugendweihe-Bücher. „Die Jugendweihe hatte in der DDR einen extrem hohen Stellenwert. Entsprechend wurden zur eigentlichen Zeremonie die Jugendweihebücher an die TeilnehmerInnen von staatlicher Seite herausgegeben“ , sagt Kleinhardt. In vielen Haushalten sind die Werke heute noch zu finden.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Illustrierte „Sputnik“. Das Heft gab es in der DDR ab 1967, es erfreute sich großer Beliebtheit. Kleinhardt: „Auf überbordende Propaganda wurde bewusst verzichtet, um auch westliche LeserInnen anzusprechen. In diesem Sonderheft befinden sich Artikel, welche 1988 und Anfang 1989 in der DDR dazu führten, dass Sputnik knapp ein Jahr aus den Zeitschriftenregalen verschwand.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Schallplatte „Sing mit, Pionier“. In den Jugendorganisationen der DDR, bei den jungen Pionieren und in der FDJ, wurde gern gesungen. „Diese Schallplatte aus dem Jahr 1972 enthält zahlreiche Titel und war für Kinder im Alter bis zu 14 Jahren gedacht“, sagt Kleinhardt.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
DDR-Trainingsanzug. Auch in der DDR hatte Sport einen hohen Stellenwert. Dieser Trainingsanzug stammt sogar von einer Olympiamedaillen-Gewinnerin! Dieser Trainingsanzug stammt von einer waschechten Olympiamedaillengewinnerin aus der DDR. Kleinhardt: „Genutzt wurde er anlässlich der Olympischen Spiele 1976 in Montreal. Das kuriose hierbei: hergestellt wurde der Trainingsanzug im westdeutschen Reutlingen. Für die SpitzensportlerInnen der DDR durfte es eben auch Equipment vom Klassenfeind sein.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Geschirr aus dem Palast der Republik. Der Palast der Republik isollte ein Haus des Volkes sein, deshalb gab es hier neben dem Parlamentssaal auch Bars, Restaurants, Diskotheken, Läden oder eine Bowlingbahn. Kleinhardt: „Aus einem der Lokalitäten innerhalb des Palastes stammt dieses komplett erhaltene Service mit dem markanten PdR-Signet. Hersteller des Porzellans war der VEB Henneberg Porzellan.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
DDR-Bohrmaschine. Na, haben Sie die noch in der Werkzeugkiste? Auf einigen Dachböden der Republik dürfte der Alleskönner noch schlummern. Kein Wunder: Mit dem Gerät konnte nicht nur gebohrt werden. „Neben der eigentlichen Bohrfunktion konnte man den Funktionsumfang des Werkzeugs erheblich erweitern. Es gab Zusatzgeräte zum Rühren, Heckenschneider und sogar einen Rasenmäher, welcher mit dieser Bohrmaschine angetrieben wurde“, sagt Kleinhardt. „Aufgrund des vielfältigen Einsatzspektrums war diese Bohrmaschine überaus beliebt und verbreitet.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Kamera „Werra“. Geradliniges Design, klare Formsprache: Die vom VEB Carl Zeiss Jena hergestellte Kamera „Werra“ war für die damaligen Verhältnisse futuristisch. „Heutzutage sind analoge Fotokameras nur noch unter Enthusiasten verbreitet“, sagt Jörn Kleinhardt. „Der Großteil der fotografierenden Menschen bevorzugt heute das eigene Smartphone für die Fotografie.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Die Minol-Pirol-Figur. Alle Tankstellen waren zu DDR-Zeiten in den Farben der Firma Minol gestaltet. Zusätzlich wurde die Werbefigur „Minol Pirol“ ins Leben gerufen, um die Mineralölprodukte besser vermarkten zu können. „Die Werbefigur gehörte zu den beliebtesten Kreationen in der DDR und hatte zahlreiche Auftritte im Fernsehen und der Printwerbung“ , sagt Kleinhardt.