Sänger Uwe Jensen bei einem Auftritt in Köpenick: „Wir Ostdeutschen sind nicht mit leeren Händen in die Einheit gegangen“, sagt er.
Sänger Uwe Jensen bei einem Auftritt in Köpenick: „Wir Ostdeutschen sind nicht mit leeren Händen in die Einheit gegangen“, sagt er. Foto: Markus Wächter

Der 30. Jahrestag der Deutschen Einheit: Während am Sonnabend in Potsdam der zentrale Festakt läuft, hat sich DDR-Schlager-Star Uwe Jensen seine (72) Gedanken über die vergangenen drei Jahrzehnten in unserem Land gemacht. Er appelliert an die Ostdeutschen, deren friedliche Revolution im Herbst 1989 unter anderem die Wiedervereinigung erst möglich machten: „Vergesst eure Wurzeln nicht“, sagt er im KURIER-Gespräch.

Für den Sänger ist der 30. Jahrestag nicht nur ein Feiertag. „Er ist für viele Menschen ein Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen über diese Zeit des Miteinander, Füreinander, Durcheinander oder auch Gegeneinander im vereinten Deutschland“, sagt Jensen. „Einige Hoffnungen haben sich, wie Meinungs- oder Reisefreiheit, erfüllt. Andere sind nach dem Arbeitsplatzverslust geplatzt.“

Wenn Jensen die 30 Jahre Deutsche Einheit betrachte, mache er dies aus Sicht seines Berufes als Sänger und Entertainer, „als Kulturarbeiter für die Menschen in diesem Land“. „Ich denke dabei besonders an diejenigen, mit denen ich zu DDR-Zeiten groß geworden bin, für die ich als Künstler auftrat und an die Menschen, mit denen ich bis heute viele Stunden meines Lebens auf und neben der Bühne verbracht habe“, sagt der Star. „Uns alle verbindet dabei so viel an Lebenserfahrung, an Schaffenskraft, an Mut, an Kreativität und an Arbeitselan, ohne diese die Ostdeutschen den langen Weg bis zur Wiedervereinigung niemals hätten schaffen können.“

Schlager-Star Uwe Jensen schaut nachdenklich auf die 30 Jahre Deutsche Einheit zurück.
Schlager-Star Uwe Jensen schaut nachdenklich auf die 30 Jahre Deutsche Einheit zurück. Foto: Sabine Gudath

Jensen erklärt, dass die DDR-Bürger am 3. Oktober 1990 nicht mit leeren Händen in die Deutsche Einheit gingen. „Es gibt so viele Dinge, auf die wir stolz sein können“, sagt er. Für ihn als Künstler ist es zum Beispiel die Rock- und Pop-Musik der DDR. Etwa Songs wie „Über sieben Brücken“ von Karat, den Peter Maffay im Westen coverte. Oder „Am Fenster“ von City, deren gleichnamiges Album sogar in Griechenland Goldstatus erhielt. Die Hits der Puhdys, sie wurden auch von den Deutschen im Westen gerne gehört. „Songs jenseits des Kommerz, die Geschichten erzählten, Botschaften verkünden. Quasi ein Weltkulturerbe, das die DDR ins vereinte Deutschland mit einbrachte, das seit Jahren von den öffentlichen Radio- und TV-Sendern in den Giftschrank verbannt wird.“

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Es sei traurig, dass kaum noch Ost-Songs im vereinten Land zu hören sind: „Plötzlich bestimmen Einschaltquoten, was im Fernsehen oder im Radio passiert, nehmen ein Teil unseres Lebens weg“, sagt Jensen. Schlimm findet er es, dass selbst beim der zentralen Festakt zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit mit Ausnahme von Keimzeit-Sänger Norbert Leisegang kein anderer DDR-Musiker auftrat. „Kein Wunder, dass so manche Ostdeutsche sich im wiedervereinten Deutschland als nicht angekommen fühlen.“  

Dabei haben Ostdeutsche Großartiges geleistet und leisten es noch - ob als Bauarbeiter, Kita-Erzieher, Ingenieur oder Künstler. „Die Menschen aus dem Osten haben mit ihren Lebenserfahrungen aus DDR-Zeiten wie jeder andere aus den alten Bundesländern dafür gesorgt, dass das wiedervereinte Deutschland heute in der Welt so gut dasteht“, sagt Jensen. „Daher sollten wir im 30. Jahr der Deutschen Einheit mit Stolz auf unsere ostdeutschen Biografien zurückblicken. Wenn wir unsere Wurzel nicht pflegen, kann der Baum der Deutschen Einheit nicht weiter wachsen.“