Drug-Checking

Kostenlos und anonym: Berlin bietet ab sofort Drogentests für Konsumenten an

Die Drogen wie Marihuana, Haschisch, Kokain, Ecstasy und Speed können bei drei Beratungsstellen abgegeben werden.

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Im Labor werden die eingereichten Drogen dann auf Verunreinigungen untersucht.
Im Labor werden die eingereichten Drogen dann auf Verunreinigungen untersucht.Panthermedia/imago

Lange wurde darüber beraten, diskutiert und verhandelt. Darf es in Berlin Anlaufstellen geben, wo man seine Drogen, deren Besitz und Genuss illegal sind, kostenlos testen lassen kann? Ob LSD, Kokain und Heroin „gut“ sind, also sauber und nicht verunreinigt. Ab sofort gibt es solche Stellen.

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Konsumenten von Drogen können ihre gekauften Substanzen nach einem mehrwöchigen Testbetrieb ab sofort kostenlos und anonym testen lassen. Nach jahrelangen Diskussionen und Vorbereitungen hat das sogenannte Drug-Checking, bei dem die Inhaltsstoffe analysiert und Verunreinigungen entdeckt werden sollen, begonnen. Das teilt die Senatsgesundheitsverwaltung am Dienstag mit.

SPD, Linke und Grüne hatten die Einführung der Tests nach der Wahl 2016 in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen. Darauf begannen die Vorbereitungen, bei denen auch Staatsanwaltschaft und Polizei durch eine Kooperationsvereinbarung mit dem Senat einbezogen wurden. Kritiker sehen die Tests als Anreiz für weiteren Drogenkonsum.

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Vista-Einrichtungsleiterin Ulrike Scherling ist sicher, dass ein Bedarf an dem Drogentest besteht. „Berliner Feiernde sind ja auch international unterwegs, kennen das auch aus anderen Städten und haben ein großes Interesse daran, gesund und weniger schädigend zu konsumieren“, sagte sie RBB24.

So läuft das Drug-Checking in Berlin

1. Abgabe: Die Drogen wie Marihuana, Haschisch, Kokain, Ecstasy und Speed werden bei drei Beratungsstellen der Initiativen für Suchtberatung Fixpunkt und Vista sowie der Schwulenberatung abgegeben. Ohne dass die Drogenkonsumenten persönliche Angaben machen müssen. Die Abgabe erfolgt also anonym. 

2. Analyse: Die Proben werden dann im Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin (GerMed) untersucht. 

3. Ergebnis: Die Auswertung wird dann rund drei Tage nach Abgabe der Proben den Beratungsstellen übermittelt. Die Drogenkonsumenten können die Ergebnisse der Analyse telefonisch oder persönlich abfragen.

4. Beratung: Zur Analyse soll es dann auch Beratungsgespräche und Sprechstunden geben. Mitarbeiter der Berliner Suchthilfe erklären die Ergebnisse und beantworten Fragen.

Pläne, Drug-Checking einzuführen, gab es schon im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag von 2016. Der Flyer „Party Drugs“ stammt von einer Informationsveranstaltung aus diesem Jahr 2016.
Pläne, Drug-Checking einzuführen, gab es schon im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag von 2016. Der Flyer „Party Drugs“ stammt von einer Informationsveranstaltung aus diesem Jahr 2016.Bernd Friedel/dpa

In Berlin gab es solche Drogen-Tests schon mal in den 90ern

Die Idee hinter dem Projekt: Konsumenten sollen durch die Analyse und Beratung bewusstere Entscheidungen treffen und das Risiko, das immer mit einem Konsum einhergeht, minimieren, schreibt RBB24. „Drug-Checking ist unserer Auffassung nach erfolgreich, wenn wir gesundheitliche Schäden vermeiden können und wenn wir als Drogenhilfe Konsumierende erreichen, die durch die Drogenhilfe sonst nicht erreicht werden oder viel zu spät erreicht werden“, sagt Tibor Harrach, pharmazeutischer Leiter des Projekts.

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Erste Versuche von Drug-Checking gab es in Berlin schon in den 90ern. Damals bot der Verein „Eve & Rave“ solche Tests an, die dann aber verboten wurden. In anderen Ländern wie der Schweiz und Österreich gibt es ähnliche Projekte schon seit vielen Jahren.