Im John-Lennon-Gymnasium ist man für das digitale Lernen gut aufgestellt, die Schüler arbeiten mit den schuleigenen Tablets. Doch ganz ohne Lehrer geht es dann doch nicht.
Im John-Lennon-Gymnasium ist man für das digitale Lernen gut aufgestellt, die Schüler arbeiten mit den schuleigenen Tablets. Doch ganz ohne Lehrer geht es dann doch nicht. BK

Das John-Lennon-Gymnasium in Mitte gehört zu den gefragtesten Oberschulen in Berlin. Eine Vorreiter-Rolle in Sachen Digitalisierung, eine leistungsorientierte und engagierte Schülerschaft und ein toughes Kollegium sind Aushängeschilder der Schule. Doch auch hier, wo in normalen Zeiten vieles besser läuft, als anderswo, regt sich in der Pandemie Unmut. Die Lehrer am John-Lennon-Gymnasium haben sich dem Protest anderer Kollegen angeschlossen und einen offenen Brief an die Schulsenatorin veröffentlicht.

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Das Maß sei für viele Kollegen am John-Lennon-Gymnasium voll. Man stehe am Rande eines wilden Streiks, heißt es in dem Schreiben. Man sei als Lehrerschaft nicht mehr bereit, alles wortlos hinzunehmen.

„Ich finde die Art und Weise, wie mit uns vom Senat umgegangen wird, einfach ungeheuerlich; das Impfdebakel hat dem ganzen die Krone aufgesetzt. Dadurch fühle ich mich in meiner Arbeit weder geachtet noch motiviert, ich fühle mich mitunter wütend, leer und blockiert“, schreibt einer der Lehrer.

Lehrer fühlen sich von der Verwaltung alleingelassen

Eine Umfrage innerhalb des Kollegiums spiegelt den lange angewachsenen Unmut wider:

86 Prozent möchten, dass das John-Lennon-Gymnasium nach außen mit „einer Stimme“ spricht. 81 Prozent fühlen sich in ihrer Gesundheit gefährdet, 87,5 Prozent übermäßiger Arbeitsbelastung ausgesetzt. 98,5 Prozent fühlen sich nicht durch die Bildungsverwaltung unterstützt.

Am Team der Schulleitung liege der Unmut nicht, das ist den Unterzeichnern wichtig zu betonen.

Im Gegenteil: Ohne dessen kunstfertige Führungsarbeit, mit der plötzliche oder nicht nachvollziehbare Vorgabe der Senatsverwaltung im Schulalltag umgesetzt wurde, hätten die Lehrer nicht so lange so geduldig funktioniert. „Zum Wohle unserer Schüler*innen, für die wir uns verantwortlich fühlen.“

Die Lehrer kritisieren: bei einer Inzidenz von 300 bei Schülern in Berlin Mitte seien 80 Prozent der Lehrer am Gymnasium nicht geimpft. Sie fordern ein kurzfristiges neues Impfangebot. Und bis dahin die Schließung der Schulen, wenn die Inzidenzen bei Jugendluchen den Wert 100 überschreitet. „Wir können das eigenverantwortlich“, bekräftigen die Lehrer und drängen außerdem auf mehr Entscheidungsspielraum für einzelne Schulen.

Außerdem fordern die Lehrer externes Personal für die Testungen an den Schulen. „Die drei Lehrkräfte, die für die Tests geschult wurden, verfügen bei Abitur und Wechselunterricht nicht über die zeitlichen Ressourcen, über 80 Kolleg*innen zu testen“, heißt es. Ab der kommenden Woche sind auch Selbsttest für die Lehrer verpflichtend, bisher waren sie freiwillig.

„Sie wollen, dass wir auch in Zukunft für unsere Schülerinnen da sind und für Sie, die Senatorin, arbeiten? Dann gehen Sie pfleglicher mit uns um!“, schreiben die Lehrer, eine Berufsgruppe, die auch ohne Pandemie in Berlin dringend Verstärkung nötig hätte.