Tomasz S. tötete seine eigene Tochter (3) mit einem Messer.
Tomasz S. tötete seine eigene Tochter (3) mit einem Messer. Foto: Pressefoto Wagner

Spurensuche in der Seele des Vaters, der seine kleine Tochter (3) ermordete. Was trieb Tomasz S. (32) zu der Horror-Tat? Gehört er ins Gefängnis oder in die Psychiatrie?

Er starrte zu Boden, als ein Psychiater im Mordprozess sein Gutachten erstattete. Fazit: Voll schuldfähig. Experte Rolf Bayerl (74): „Bei Tomasz S. hat weder in den letzten Jahren noch zur Tatzeit eine krankhafte seelische Störung bestanden.“ Keine Bewusstseinsstörung, kein Rausch. Ein Mensch, der etwas sehr Böses getan habe, ohne krank zu sein. Tomasz S. habe mit „grauenhaftem Zorn“ auf die Nachricht seiner Frau reagiert, dass sie nicht zu ihm zurückkehren werde. Der Gutachter: „Seine Ehefrau war sein Lebensmittelpunkt. Es war ihm wichtig, sie zu besitzen.“

Er schnitt dem Mädchen die Kehle durch, filmte mit dem Handy

Ein unfassbares Verbrechen. Die Anklage: „Er hat das Kind zu einem Objekt, zu einem Spielball gemacht, um seine Frau abzustrafen.“ Grausam, heimtückisch, aus niedrigen Beweggründen habe er getötet.

Es geschah am 4. November. S. war allein mit Alina (Name geändert) in der Wohnung seiner Mutter in Treptow. Der Pole war Ende Oktober von einem gut bezahlten Job in Norwegen als Auto-Polierer zurückgekehrt. Um 15.15 Uhr spielte Alina vor einem Schrank mit Spiegeltüren. S., der als liebevoller Papa galt, stellte das Kind vor sich. Er hatte ein großes Messer in der Hand, führte es zum Hals des unschuldigen Mädchens. Ein Schnitt. Er hielt seine Handy-Kamera darauf.

Alina sah ihn ungläubig an. Er filmte noch ein paar Sekunden. Und sagte: „Es ist wegen der Mama.“ Mama habe sie beide verlassen. Es tue ihm leid, aber sie müssten jetzt gehen. Dann schnitt er erneut in Alinas Hals.

Laut Gutachten eine fehlgeleitete Liebe, die für das gemeinsame Kind so schrecklich endete. Tomasz S., einst ein guter Rennrad-Fahrer, war 27, als er seine 15 Jahre ältere Frau kennenlernte. Der Gutachter: „Er wollte sie ganz für sich haben, die Partnerin bewachen und beherrschen.“ Sie sollte nicht arbeiten, sich nicht mit Freundinnen treffen. Wie ein Schauspieler habe S. auftreten können, um mit „manipulativen Techniken“ seine Ziele durchzusetzen – „losbrüllen oder drohen“. S. habe solche Wutausbrüche schnell abstellen können, sei dann auf einmal wieder freundlich und charmant gewesen.

Der Täter muss nun mit lebenslanger Haft rechnen

Sein Kind habe er bis dahin ordentlich behandelt. Der Gutachter: „Aber es stand eindeutig an zweiter Stelle gegenüber der Mutter.“ Am 2. November soll es wieder eine Gewaltsituation gegeben haben. Jolanta S. habe sich zur Trennung entschlossen. Bis dahin habe er sie immer wieder umstimmen können. Der Psychiater: „Für ihn war es Gift, dass er immer wieder die Oberhand hatte.“

Diesmal spürte er ihre Entschlossenheit. Der Gutachter überzeugt: „Er wollte sie für diesen Lebensverrat bestrafen.“ Wenn sie ihn verlässt, sollte das Kind nicht zu ihr zurück. Die Verteidigerin: „Könnte es eine Tat im Affekt gewesen sein?“ Der Gutachter: „Kann ich nicht sehen. Ich finde die Handlungen alles in allem furchtbar überlegt.“ Am Donnerstag werden Plädoyers und Urteil erwartet. S. muss mit lebenslanger Haft rechnen. KE.