Ein Polizist starb, ein Passant filmte mit dem Handy. 
Ein Polizist starb, ein Passant filmte mit dem Handy.  imago/Deutzmann

Es passierte in der Nacht zu Mittwoch. Ein Unfall in Pankow. Wieder einmal hat ein Passant nichts Besseres zu tun, als sein Handy zu zücken und zu filmen. Durch das Autofenster. Dazu gemeine Kommentare. 

Offenbar fand der Video-Filmer es lustig, dass das Opfer völlig hilflos war und unterstellte ihm, dass er betrunken sei. Die Wahrheit: Das Opfer, ein Polizist, hatte einen medizinischen Notfall. Während er gefilmt wurde, kämpfte er um sein Leben. Trotzdem hielt der Filmer in Nahaufnahme weiter drauf. Helfen? Daran dachte er offenbar nicht einmal ... Ganz im Gegenteil: Der Filmer verhöhnte und verspottete den Beamten, der im Todeskampf unkoordiniert mit den Händen gestikulierte und nach Luft rang.    

Ein Polizeisprecher sagte am Donnerstag, der Kollege habe gesundheitliche Probleme gehabt und habe in der Folge in der Nacht zum Mittwoch in Pankow einen Unfall mit dem Einsatzwagen gehabt. Der Polizist sei kurz nach der Video-Aufnahme gestorben.

Film ins Internet gestellt

Am Ende stellte der Video-Idiot sein „Werk“ auch noch ins Internet, wo sich der Film sich rasend schnell verbreitete. Inzwischen ist er gelöscht. 

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Als ein Polizeisprecher auf das Video aufmerksam gemacht wurde, reagierte das Social-Media-Team der Behörde sofort: „Die Verbreitung dieses Videos ist geschmacklos & strafbar. Ein Verfahren wegen unterlassener Hilfeleistung wird geprüft“, war auf Twitter zu lesen. 

Polizeipräsidentin: „Diese Video ist abscheulich“

Am Donnerstag folgte dann auch eine offizielle Stellungnahme von Polizeipräsidentin Barbara Slowik (55). „Dieses Video ist abscheulich, die Veröffentlichung unerträglich! Es macht mich fassungslos und wütend.“

Auch wenn der Filmer die die Situation eventuell falsch eingeschätzt habe, sei sein Verhalten trotzdem „widerwärtig“ und eine Herabwürdigung eines „hilflosen Menschen in Uniform“. Offenbar sei dem Zeugen darum gegangen, die Polizei Berlin in den Schmutz zu ziehen. 

„Meine Gedanken sind bei den Angehörigen, denen ich auch auf diesem Wege viel Kraft und Halt sende“, so Slowik weiter. 

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich entsetzt. Sprecher Benjamin Jendro erklärte: „Dass derartige Aufnahmen aus der reinen Gier nach Klicks und Aufmerksamkeit auf Social Media verbreitet werden, zeigt einen mittlerweile stark verbreiteten digitalen Narzissmus, der strafrelevante Folgen haben muss.“

Der Videomitschnitt werde ausgewertet, um die Urheberschaft festzustellen und Hinweise auf mögliche weitere Personen zu bekommen, erklärte der Polizeisprecher. Zudem kontaktiere das Social-Media-Team der Polizei die Menschen, die den Mitschnitt geteilt hätten - mit der Bitte diesen zu löschen.