Umfrage auf dem Alexanderplatz
Die App zur Pandemie, wie denken die Berliner über sie?
Seit zwei Tagen steht die Corona-Warn-App zum Download bereit. Doch wer sie hat, hat sie noch längst nicht kapiert.

Um einige Wochen verspätet stellte in dieser Woche ein Großaufgebot von Bundesministern, Software-Entwicklern und Forschern des Robert-Koch-Instituts die Corona-Warn-App vor. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn haben sich diese bis Mittwoch rund 6 Millionen Menschen heruntergeladen. Doch trotz dieser Zahlen werden auch kritische Stimmen laut: Zum einen war die App zumindest in den Stunden nach der Veröffentlichung in den App-Stores schwer zu finden. Zum anderen können ältere Smartphones sie gar nicht erst herunterladen. Als ein „Spielzeug für die digitale Oberschicht“ bezeichnete sie daher auch der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid.
Kritiker befürchten außerdem, dass die App zur Pflicht werden könnte, und Unternehmen ihre Angestellten zwingen könnten, sie herunterzuladen. Doch wie denken eigentlich die Berliner? Wir haben auf dem Alexanderplatz Menschen gefragt, ob sie sich die App herunterladen und wie sie funktioniert. Und: Es war gar nicht so einfach jemanden zu finden, der die App bereits auf dem Handy installiert hat.
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Sarah (19) aus Neukölln:

„Wir haben in der Familie darüber diskutiert, ob wir uns die App herunterladen sollten. Am Ende habe ich mich dagegen entschieden. In Neukölln macht eh jeder, was er will, da bringt die App auch nichts. Während des Abis hätte die noch mehr gebracht, da war ja fraglich, ob die Prüfungen stattfinden können.“
Lisa (23), Andrea (51) und Ursula Lehmann (77):
Ursula Lehmann ist seit drei Monaten das erste mal wieder in Berlin. Die Stadt hat sie wegen der Corona-Pandemie gemieden. Die App haben das Enkelin-Mutter-Großmutter-Trio nicht installiert: „Ich habe gar kein Internet, das geht also nicht“, sagt Ursula Lehman aus Schöneiche. Auf dem Dorf brauche sie sie sowieso nicht. Ihre Enkelin Lisa ist der Meinung, dass die App sowieso nicht helfe: „Ich gehe nur für das Nötigste raus, denn mich stört es, wenn in der Bahn die Leute keine Maske tragen, oder die Nase rausguckt.“, sagt Enkelin Lisa Lehmann.
Konstantin (25) aus Friedrichshain:

„Meine Mama hat mich angerufen und wollte, dass ich ihr erkläre, wie sie die App installieren kann. Also habe ich sie auch gleich heruntergeladen. Ich finde es gut, dass man sehen kann, wie groß das Risiko ist, da fühle ich mich ein bisschen sicherer.“
Antonia (24) und Natascha Flasche (26):

Die beiden Schwestern hatten zuerst die falsche App erwischt. „Jetzt habe ich aber die richtige“, sagt Martina Flasche aus Marienfelde und zeigt stolz ihr Handy. Wie das Ganze funktioniert, wissen die beiden Schwestern nicht. Aber das sei egal: „Wir wollen nämlich kein Corona.“
Bomface Noungu und Jane Pschorner aus Hellersdorf:

„Die App, über die der Gesundheitsminister gestern geredet hat? Die habe ich noch nicht“, sagt Jane Pschorner aus Hellersdorf. Das liege aber auch daran, dass sie bisher noch nicht wusste, wie die eigentlich heißt. Bisher gucke sie immer auf Facebook, um sich zu informieren, wie viele Infektionen es aktuell gibt. „Corona-Warn-App“, den Namen schreibt sie sich jetzt auf und diktiert es auch gleich ihrem guten Freund Bomface Noungu.
Mike Eckstein (42) und Eva Weigel (28):

„Wir arbeiten beide als KrankenpflegerIn in einem Krankenhaus, da haben wir die ganze Zeit mit Corona zu tun. Wenn wir da mehr als 15 Minuten zu einer Person, die mit Covid-19 infiziert ist, Kontakt haben, dann gehen wir in Quarantäne“, erklären die beiden. Eva Wiegel sei schon mal in Quarantäne gewesen, getestet wurde sie jedoch nicht. Die App haben sie sich nicht runtergeladen. Sie glaube sogar, dass die Leute, wenn die Corona-Warn-App sich weiter verbreitet, nicht mehr so auf den Abstand zueinander achten. „Im Zug zum Beispiel - wir fahren wir eh nur mit FFP2-Masken.“
Martin Kühn (24):

„Bisher habe ich die App noch nicht heruntergeladen, mache ich aber auf jeden Fall noch. Meine Freundin wollte sie haben, aber ihr iPhone ist zu alt, dabei hat sie es erst seit zwei oder drei Jahren.“
Martina (42) und Moritz (13) aus Lichtenberg:

„Ich habe mir die App am Dienstagmorgen auf mein Telefon geladen und bin schon gespannt, was die anzeigt. Ich war heute morgen beim Arzt, da habe ich eine Stunde im Wartezimmer gesessen, mal gucken, was da raus kommt. Ich hoffe, dass möglichst viele mitmachen, sonst macht es ja keinen Sinn. Mein Sohn Moritz hat die App nicht, der ist ja noch zu jung.“
Jesse (38) und Gina (32) aus Friedrichshain:
„Das erste, was wir am Dienstagmorgen gemacht haben, war, die Corona-Warn-App runterzuladen. Für uns war das ein low-brainer, schließlich teilt man seinen Livestandort via WhatsApp und postet bei Instagram sein Gesicht und das Eis, das man gerade am Alexanderplatz isst. Die Corona-Warn-App weiß dagegen nicht einmal, wie ich aussehe, für die bin ich nur ZXY1ZXD. Es ist aber trotzdem schade, dass sie so spät kommt, jetzt sind alle schon so skeptisch mit ihren Verschwörungstheorien. Es gibt aber bestimmt viele Vernünftige, die anderen sind einfach nur lauter. “