Über 100 Meter lang: Schlangestehen fürs 49-Euro-Ticket
Für Für so eine Schlange gibt es eigentlich nur zwei Gründe. Das, was es hier gibt, ist sehr begehrt. Oder die, die es verkaufen, kriegen es nicht auf die Reihe. Hier spielte wohl beides eine Rolle ...

Man fühlte sich an DDR-Zeiten erinnert, als man am Alexanderplatz nach allem Möglichen anstehen musste. Nach Lizenz-Schallplatten im Centrum-Warenhaus, nach raren Büchern oder frischen Erdbeeren. Die Schlange war zurück. Über 100 Meter lang, über den Alexanderplatz, die Treppen in den Untergrund hinab , den U-Bahntunnel entlang. Bis zum BVG-Kundenzentrum. Für so eine Schlange von Wartenden gibt es eigentlich nur zwei Gründe. Das, was es hier gibt, ist sehr begehrt. Oder die, die es verkaufen, kriegen es nicht auf die Reihe. Hier spielte wohl beides eine Rolle ...
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Kurz vor dem Start am Montag hat das neue Deutschlandticket in Berlin noch einmal großes Interesse geweckt. Am Alexanderplatz bildete sich am Sonntag vor Verkaufsstellen eine mehr als 100 Meter lange Schlange. Am Bahnhof Zoologischer Garten zeige sich ein ähnliches Bild. Wartezeit: bis zu zwei Stunden. Klar, wer auf dem letzten Drücker kommt, den bestraft die Schlange. Aber es lag wohl auch an der BVG.
IGEB, der Fahrgastverband Berlin, twitterte schon am Sonnabend: „Es gibt keine Notwendigkeit, sich den problematischen Zuständen des Vertriebs von BVG-Unternehmen auszuliefern. Die Kundenzentren von S-Bahn Berlin bieten exakt das gleiche Angebot“. Aber diese Nachricht lasen anscheinend zu wenige.
Viele Kunden haben die bei der BVG bestellten Tickets noch immer nicht erhalten
Das Deutschlandticket ist bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültig und wird als monatlich kündbares Abo für 49 Euro im Monat verkauft. Ausgegeben wird es als Handyticket oder Chipkarte. Bis Ende des Jahres kann es auch als Papierticket mit einem QR-Code gekauft werden.
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Bei den Berliner Verkehrsbetrieben war das Ticket für Mai bis zum 20. April online bestellbar. Seitdem ist es nur am Schalter erhältlich. Rund 500.000 Kunden haben die Fahrkarte nach BVG-Angaben bereits erworben. Bundesweit waren es zuletzt nach Angaben des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen mehr als drei Millionen.
Wichtig: Kunden, die ihr Deutschlandticket online bestellt und noch nicht erhalten haben, dürfen laut BVG trotzdem ohne Probleme fahren, „mit der Bestellbestätigung, einem Lichtbildausweis und der alten Karte (falls vorhanden) die Vorteile des Deutschlandtickets nutzen.“

Ab Montag können Fahrgäste im Nah- und Regionalverkehr bundesweit das neue Deutschlandticket nutzen. Zum Start am 1. Mai haben nach einer Hochrechnung des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) weit mehr als drei Millionen Menschen bereits den neuen Fahrschein gelöst, etwa 750.000 davon hatten dem Verband zufolge bisher kein Abo für den öffentlichen Personennahverkehr. Das Deutschlandticket muss als Abo gebucht werden, es ist aber monatlich kündbar.
Was man alles beim 49-Euro-Ticket beachten muss
1. Das Ticket ist als monatlich kündbares Abo erhältlich über die Apps oder Internetseiten der Verkehrsunternehmen sowie häufig auch in den Kundenzentren am Ort. Die 49 Euro werden monatlich vom Konto abgebucht. Für die Abbuchung wird in der Regel die Zahlungsfähigkeit geprüft.
2. Das Ticket gibt es über eine Smartphone-App oder als Chipkarte, übergangsweise auch als Papierticket, das digital kontrollierbar ist. Man kann das Abo bis zum 10. eines Monats jeweils zum Monatsende kündigen.
3. Anders als bei Monatskarten vieler Verkehrsunternehmen darf man auf das D-Ticket grundsätzlich keine anderen Personen, Fahrräder oder Hunde mitnehmen – nur Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos mit. Zur Mitnahme gibt es aber regional unterschiedliche Regeln und Angebote.
4. Das 49-Euro-Ticket ist nicht übertragbar. Wer älter als 16 Jahre ist, muss einen Ausweis dabeihaben, bei Jugendlichen reicht auch ein Schülerausweis.
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5. Das 49-Euro-Ticket wird es auch als Job-Ticket geben. Es kostet dann 34,30 Euro monatlich. Bedingung ist, dass der Arbeitgeber einen Mindestzuschuss von 25 Prozent zahlt, also im Startjahr 12,25 Euro. Es gibt dann noch einen zusätzlichen Rabatt von fünf Prozent.
6. Für Studenten mit Semesterticket haben die Länder-Verkehrsminister eine Übergangslösung vereinbart. Studenten zahlen die Differenz zum 49-Euro-Ticket und können dann auch im ganzen Land den Nahverkehr nutzen.
Brandenburg: Semesterticket wird per App zum Deutschlandticket
Brandenburger Studenten können ab Juni ihr Semesterticket mit einer App zum Deutschlandticket machen. „Mit der neuen App können sich die Studierenden unkompliziert ein Upgrade für ihr Semesterticket auf ein Deutschlandticket auf ihr Smartphone holen“, teilt Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) mit. „So profitieren sie in vollem Umfang von diesem günstigen Tarif für ganz Deutschland.“
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So funktioniert das Upgrade: Nach dem Download der App können Studenten ihr Semesterticket für einen Aufpreis des jeweiligen Differenzbetrags zwischen Mobilitätsbeitrag des Semestertickets und Deutschlandticket unkompliziert aufwerten. Damit wird vermieden, dass die Studenten ein Semesterticket und ein Deutschlandticket einzeln kaufen müssten, um den Nahverkehr bundesweit zu nutzen.
Die Verkehrsminister der Länder hatten Ende März dieses Jahres eine buchbare Upgrade-Lösung auf das Deutschlandticket für Studenten beschlossen. Die App in Brandenburg soll als Übergang bis zur Einführung einer bundesweiten Lösung dienen.