Schauspieler Rudolf Krause
Schauspieler Rudolf Krause Foto: Gudath

Die Krimi-Reihe „Unter Verdacht“ mit Rudolf Krause (56) und Senta Berger (78) gehört zu den Dauerbrennern im deutschen Fernsehen. Nach fast 20 Jahren geht die Erfolgsreihe nun mit der 30. Folge „Evas letzter Gang“ zu Ende.

Die TV-Ausstrahlung: Sonnabend, 20.15 Uhr, im ZDF. Der KURIER sprach mit Rudolf Krause alias Hauptkommissar André Langner über den Abschied.

KURIER: Wir treffen uns zum Gespräch in Berlin. Als TV-Ermittler ist München Ihr Revier. Aber wo sind Sie zu Hause?

Rudolf Krause: Im Prenzlauer Berg. Ich bin 1985, noch zu Mauerzeiten, nach Berlin gezogen und habe Schauspiel an der Hochschule der Künste studiert.

Für die Reihe müssen Sie dann im Jahr 2002 zum Pendler geworden sein.

Ja, ich war immer zweimal im Jahr für jeweils fünf Wochen in Bayern und habe gedreht.

Was schätzen Sie an der Reihe „Unter Verdacht“ am meisten?

Sie ist mein spannendstes Projekt bisher, weil es immer auch um aktuelle Themen geht. So haben wir vor einigen Jahren eine Flüchtlingsfolge in Italien gedreht und dafür einen Preis von Amnesty International bekommen. Menschenhandel war ein Thema, moderne Sklaverei, Verzweiflung, Verlassenheit. Damit muss man sich als Schauspieler inhaltlich intensiv befassen – und es geht nicht spurlos an einem vorüber.

Jetzt kommt die 30. und letzte Folge nach fast 20 Jahren. Haben Sie innerlich schon abgeschlossen?

Das Abschiednehmen war ein langer Prozess. Es begann mit dem Auftauchen der Frage, ob wir irgendwann aufhören sollten. Senta Berger sprach das Thema an. Sie sagte, jede Ermittlerin gehe irgendwann in Pension. Sie wolle gern rechtzeitig und im richtigen Moment aufhören.

Wie war es, als Sie dann das letzte Drehbuch gelesen haben?

Dazu muss ich sagen, dass das ganze Team am Drehbuch dieser besonderen Folge beteiligt war. Alle haben Ideen gesammelt, auch wir drei Schauspieler. Als ich das fertige Buch dann las, habe ich mich gefreut, weil ich dachte: Es hat sich gelohnt, sich so viel Zeit zu nehmen für ein würdiges Ende.

Die letzte Folge nimmt die Handlung der ersten Folge von 2002 wieder auf. Der erste Fall – ein Komplott, in das auch die Polizei verstrickt ist – wird endlich aufgeklärt.

Ja, es ist nicht einfach der 30. Fall, sondern ein richtiger Abschluss. Auch die Figuren werden auserzählt. Während wir als Schauspielkollegen eng zusammengewachsen sind, bleibt das Verhältnis zwischen der Kriminalrätin Dr. Eva Maria Prohacek (Senta Berger) und meiner Figur - trotz eines gewachsenen Vertrauens - distanziert.

In einer Szene sagen Sie, dass Sie als Ermittler-Duo noch nie ein Glas Wein zusammen getrunken haben.

Dieses Spiel von Nähe und Distanz haben wir die ganze Reihe hindurch gespielt. Irgendwann haben wir uns dazu entschieden, dass sich dieser Widerstand nicht auflöst. Die Charaktere erwischen sich immer wieder mal auf dem falschen Fuß. Erwartungen werden durchkreuzt. So bleibt es spannend.

Welche Rolle spielte das Thema Abschied beim Dreh?

Ich war als Schauspieler mit dem Abschied beschäftigt und die Rolle selbst verabschiedet sich auch. Es gab Szenen, in denen beides sehr nah beieinander lag. Da merkte ich, wie nah mir das geht. Ein halbes Jahr später haben wir alle im Team uns noch mal getroffen. Der Abschied war nicht so leicht.

Wie wehmütig war die Atmosphäre am Set?

In einer Szene gibt es ein Gespräch zwischen Senta Berger und mir in der Kantine. Da mussten wir aufpassen, die Leichtigkeit im Spiel zu behalten und nicht sentimental zu werden. Alle haben das bei verschiedenen Szenen gespürt, ohne groß darüber zu reden.

Wie kommt es bei den Fans an, dass die Reihe zu Ende geht?

Mir begegnen manchmal Menschen, die sagen, dass es schade ist, dass wir aufhören.

Werden Sie die Reihe vermissen?

Ich mochte diese „Unter Verdacht“-Welt und diese Grundidee: Allein gegen alle. Interne Ermittler kämpfen gegen Kriminalität, die von Staatsbediensteten gegangen wird. Niemand wünscht ihnen Erfolg. Sie kämpfen gegen Netzwerke von Personen, aber am Ende erwischen sie oft nur einen. Das war realistisch. Machtverhältnisse lösen sich nicht dadurch auf, dass man einen Einzelnen einsperrt.

Wann hört man wieder von Ihnen?

Natürlich sobald weitere schöne Projekte auf mich zukommen. Ich habe ja eigentlich als Statist im Musiktheater angefangen, und interessiere mich im Moment für vieles. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Musik in Zukunft wieder eine größere Rolle spielen wird.