Trotz Existenz-Angst: Felice und Cortes bringen Freude in Berliner Hinterhöfe
Die beiden Künstler starteten gerade durch, waren weltweit gebucht. Doch dann wurde ihr Tourbus geklaut und durch die Corona-Krise brachen sämtliche Aufträge weg. Trotzdem wollen sie auftreten - und bringen nun mit Hinterhof-Konzerten etwas Musik und Lebensfreude zu den Berlinern.

Berlin - Eine Szene, die von der Corona-Krise besonders bitter erwischt wird, ist die der Berliner Künstler: Durch die Schließung von Theatern und die Absage aller Veranstaltungen brachen sämtliche Aufträge weg. So geht es auch dem Künstler-Paar Felice und Cortes Young: Die Existenz der beiden ist bedroht – trotzdem wollen sie Musik und Freude in die Herzen der Berliner bringen.
Seit acht Jahren stehen die beiden – bürgerlich Thomas (39) und Felice Dürrfeld (30), gemeinsam auf der Bühne, verbinden bei ihren Auftritten Musik und Artistik. „Ich singe, Thomas jongliert seit 26 Jahren“, sagt Felice dem KURIER. Lange dauerte es, bis sie mit ihrem Konzept in der Kunstszene Fuß fassen konnten. „Wir fingen auf der Straße an, arbeiteten lange an einem Musiktheater-Stück“, sagt Felice. „Zuletzt durften wir im Januar auf der Kulturbörse in Freiburg auftreten.“ Dort knüpften sie Kontakte, freuten sich, mit ihrer Show bald auf Bühnen weltweit zu stehen.

Dann ereilte die beiden ein doppelter Rückschlag. Im Februar verschwand der gemeinsame VW-Bus, in dem sich auch ein Teil der Ausrüstung befand, von der Straße – Diebe hatten zugeschlagen. „Unser Bühnenbild war darin, außerdem eine Drehbühne, die wir uns extra anfertigen ließen. Nach all den Jahren hatten wir uns gefreut, wahrgenommen zu werden, nun mussten wir von vorn anfangen.“ Aufgeben wollten sie nicht, stattdessen versuchten sie, die Dinge zu ersetzen, neu zu basteln. Dann kam Corona.
„Plötzlich hagelte es Absagen von Veranstaltern bis in den Juni hinein“, erzählt sie. „Wir hatten ein zweimonatiges Engagement in einem Freizeitpark in Amerika – als der Einreisestopp verhängt wurde, war klar, dass auch das nicht stattfinden kann“, sagt Felice traurig. „Damit platzte für uns beide ein riesengroßer Traum.“ Aber: Aufgeben? Auch dieses Mal nicht. Die beiden wollen ihre Kunst trotz aller Umstände zu den Berlinern bringen.
Wir wollen einfach weitermachen. Als Künstler möchte man die Menschen unterhalten, aber derzeit dürfen wir das nicht. Dabei sehen wir es als unsere Aufgabe, in Zeiten von Distanz auch Nähe herzustellen.
Felice Dürrfeld, Sängerin
Wie das geht? „Wir spielen Hinterhofkonzerte“, sagt Felice. „Man kann uns buchen, dann kommen wir mit einem Programm von 30 Minuten Länge zum jeweiligen Haus, bauen im Hinterhof unsere Ausrüstung auf und spielen für die Bewohner der Häuser ringsum, die vom Fenster zuschauen können.“ Natürlich ohne Kontakt: Jeder Zuschauer kann in der eigenen Wohnung bleiben. Interessierte Hausgemeinschaften (Kontakt: booking@felice-cortes.com) bekommen per E-Mail Plakate zur Ankündigung im Haus geschickt.
Grundsätzlich könne jeder kostenlos zuhören. „Aber wir freuen uns, wenn die Leute am Ende eine kleine Spende aus dem Fenster werfen, wie es früher bei den Drehorgelspielern war, wenn sie in die Hinterhöfe kamen.“ Damals schmissen die Menschen Geldstücke aus dem Fenster. Um das Geld geht es den beiden nicht in erster Linie, sie würden auch gern für Seniorenheime spielen. „Wir wollen einfach weitermachen. Als Künstler möchte man die Menschen unterhalten, aber derzeit dürfen wir das nicht. Dabei sehen wir es als unsere Aufgabe, in Zeiten von Distanz auch Nähe herzustellen.“ Und außerdem, sagt Felice, könne nichts das Lächeln eines Zuschauers ersetzen.