Legionellen in fast 60 Häusern

Es läuft nicht richtig bei Polizei und Feuerwehr

Alte Gebäude, alte Rohre: In fast 60 Häusern wurden Legionellen in den Trinkwasserleitungen gefunden

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Vor zwei Jahren gab es schon Schwierigkeiten in der Polizeidienststelle am Augustaplatz in Lichterfelde.
Vor zwei Jahren gab es schon Schwierigkeiten in der Polizeidienststelle am Augustaplatz in Lichterfelde.Foto: zVg

Werden zu viele Legionellen im Trinkwasser nachgewiesen, muss die Toilette im betroffenen Haus gesperrt werden.  Waschen und Duschen sind verboten. Und Trinken des befallenen Wassers ist schon gar nicht mehr möglich. Denn die Bakterien können in hoher Konzentration gesundheitsschädlich sein. Polizisten und Feuerwehrleute in der Hauptstadt  können von diesem Thema ein Lied singen.

Vor zwei Jahren geriet eine Polizeidienststelle am Augustaplatz in Lichterfelde in die Schlagzeilen: Beamten klagten nach Wasserkonsum über Übelkeit und Erbrechen. Die Toilette war dicht, Warnschilder wurden aufgehängt: Legionellen-Verdacht. Die Gewerkschaft der Polizei lieferte damals Trinkwasser in Tetra-Paks, um zu helfen.

Jetzt kommt heraus, dass das kein Einzelfall gewesen ist. In 27 Polizeidienststellen stellten die Behörden in den letzten fünf Jahren Legionellen-Befall fest. Darunter ist auch die Dienstelle am Augustaplatz.  Das teilte der Senat nach einer parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Paul Fresdorf (FDP) mit. Betroffen sind beispielsweise die Dienststellen in der Bismarckstraße 111, am Tempelhofer Damm 12, am Kaiserdamm 1 oder in der Pankstraße 28 (Hier geht es zur Liste).

Und siehe da: Die Feuerwehr hat ein ähnliches Problem. Auf 26 Feuerwachen fanden die Prüfer in den letzten fünf Jahren Legionellen im Trinkwasser. Dazu zählen auch die älteste Wache Berlins in der Oderberger Straße sowie die Wache in der Lichtenberger Josef-Orlopp-Straße (Hier geht es zur Liste).  Die Verantwortung für die Gebäude trägt die Berliner Immobilienmanagement (BIM) GmbH. 

Zwar schreibt die Innenverwaltung auf die Anfrage, dass kein Polizist und Feuerwehrmann erkrankt sei. Trotzdem ist mit Legionellen nicht zu spaßen.  Die Bakterien können die Legionärskrankheit auslösen, die in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig ist.  Die Krankheit äußert sich durch Schüttelfrost und Fieber. Bei einem schweren Verlauf kommt es sogar zur Lungenentzündung. In fünf bis neun Prozent der Fälle verläuft die Legionärskrankheit laut Robert-Koch-Institut tödlich. 

Die betroffenen Gebäude von Feuerwehr und Polizei haben in der Regel die besten Jahre hinter sich. In alten, maroden Wasserleitungen fühlen sich die Bakterien besonders wohl, wie Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärt. Er sagt: „Niemand bei Polizei oder Feuerwehr kann sich sicher sein, dass das Wasser ohne Gesundheitsrisiko aus den Hähnen kommt und das in einer Stadt mit feinster Trinkwasserqualität.“ Die Gewerkschaft spricht von einem Sanierungsstau von 1,2 Milliarden Euro. Benjamin Jendro ergänzt: Niemand wisse so richtig, welches Rohr da hinter der Wand schlummert. Paul Fresdorf fordert, den Sanierungsstau so schnell wie möglich aufzuholen. Die Einsatzkräfte hätten Respekt verdient.