Der klare Kommentar

Trau dich endlich Großstadt, Berlin!

Warum die neue Zentral- und Landesbibliothek an der Friedrichstraße eine fantastische Idee ist.

Teilen
Das Quartier 207 - an der Friedrichstraße in Berlin - hier wäre Platz für einen Bibliotheksstandort von Weltrang. 
Das Quartier 207 - an der Friedrichstraße in Berlin - hier wäre Platz für einen Bibliotheksstandort von Weltrang. imago/Hoch Zwei/Angerer

Mensch, was wäre das für ein Signal. In einen pompösen, aber ungeliebten Tempel des Konsums zieht ein Tempel des Wissens ein. Eine neue Zentral- und Landesbibliothek fände Platz in einem durch sie widerbelebten Herzen der Stadt. Die Idee ist so genial, wie die Reaktionen darauf typisch Berlin sind. Reflexhaft wird madig gemacht, reflexhaft steht das Vorgehen des Senators Joe Chialo und die parteipolitische Agenda im Vordergrund, nicht die Sache. Ja, der Umbau das Kaufhauses Galeries Lafyette zu einer Bibliothek, die den Namen verdient und die den Aufgaben der Zukunft gewachsen ist, ist teuer. Doch das sind andere, fragwürdigere Vorhaben auch. 

Berlin braucht ein Leuchtturm-Projekt

Müssen wir nicht vielmehr endlich ernsthaft diskutieren, ob Berlin sich ein Leuchtturm-Projekt mit Aufbruch-Charakter leisten will? Was ist das für ein starkes, integratives Zeichen, wenn Geld für einen Ort ausgegeben wird, der der gesamten Stadtgesellschaft dient. Studenten sitzen dann hier, Neuberliner, Senioren und Normalos. Es gäbe Platz für Veranstaltungen, am Abend und tagsüber. Der Ort als Ort des Lernens, der Integration, der Kultur und des Fortschritts mit dem gesammelten Wissen der Vergangenheit in den Regalen.  Bäm! Berlin in einer Liga mit anderen europäischen Hauptstädten, wie Amsterdam, Helsinki, Warschau oder Oslo, die ihre Bibliotheken aufwendig neu bauten oder erneuerten. 

Die Friedrichstraße würde von den Besuchern profitieren, die Mitte Berlins, die mit dem Gendarmenmarkt zusammen gedacht sowieso aufgewertet werden soll, wäre der Gewinner. Endlich einmal würden Ankerpunkte in der Stadt nicht dem Kommerz überlassen, endlich würde Bildung für alle Bevölkerungsgruppen nicht stiefmütterlich behandelt, sondern fürstlich. Berlin braucht große Würfe, damit die Stadt und ihre Bewohner sehen, dass wir uns was trauen. Das ewige Aber, das stets und ständig hervorgeholt wird, lähmt und lullt ein bis zur Bewegungslosigkeit.  Wollen wir in die Zukunft aufbrechen? Dann ist eine Bibliothek für eine Milliarde ein starkes Zeichen.